Zofingerconzärtli 2019 – und lehn is schpile, lehn is singe

15. Februar 2019 | Von | Bilder: Ivo Birrer | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Die letzten Worte des Conzärtlicantus treffen das diesjährige Zofingerconzärtli auf den Kopf. Feiner Humor, grossärtige Gesänge, verborgene Talente und Eigenheiten werden gnadenlos aufgezeigt.

 

 

Wie immer startet das Conzärtli mit dem Conzärtlicantus. Der Refrain «’s wird kritisiert, ‘s wird parodiert, ‘s wird uf dr Bihni ummegfiehrt» ist nicht nur Teil des Refrains, sondern auch Motto aller Conzärtli. Danach, wie es der Fagunzenbrauch ist, der Prolog. Ein Novum jedoch war die neue alte Zofingerlarve. Gemäss dem darunter steckenden Träger sei sie ihm etwas zu klein. Passend jedoch die spitzig feinen Anspielungen, welche auf knallharte Torschüsse folgten. Treffer, besser gesagt, Pointe, versenkt. Wie immer folgte das Conzert auf dem Flügel. Auch hier gab es ein Novum: Joffrey Chadrin v/o Waterloose spielte das erste Mal solo auf dem Klavier. Begleitet wurde er gesanglich in den folgenden Stücken von Christian Schmid v/o Tram Giovanni. Der klassische Teil führte von Frédéric Chopin über Robert Franz zu Franz Schubert.

Jetzt kam die grosse Zeit der einzelnen Lyyche. Gestartet wurde mit Johann Schneider-Ammann v/o Jo Handl Freiab-Kommann. Aus seiner kurzen Rede ohne Sinn wurde sein Final Countdown. Die nächste Lyyche, Ueli Vischer v/o Ämtli Vischt-er, begrüsst die Zuschauer in der One-Vischer-Show, in welcher er mit sich selber eine Sitzung abhält und die verschiedenen Hüte (Uni-Rat, Anwalt, MCH, FCB und Zunftmeister) wortwörtlich aufsetzt. Ob eine multiple Persönlichkeit vorliegt, wird offen gelassen. Als letzte Lyyche betritt Marco Streller v/o Gaggo Vrzeller, die Bühne. Beim FCB-Skiweekend-Vorstandssitzungs-Jass werden Karten geschmiert und Punkte gesammelt. Im Dialog eingebaut werden die diversen Gesellschaftsspiele, wunderbar. Weitere Auftritte hatte Gaggo Verzeller beim TV-Koch Schudels Nudeln, Freiab-Kommann als heimlicher Musicalstar und Vischt-er beim Versteigern der Messe sowie der Beerdigung der muba. Die Nebenleiche sind sicherlich Bernhard Burgener und René Häfliger als Conzärtli total-Moderator, beide herrlich dargestellt. Die Leichen werden alle zum Schluss nochmals mit «d Lyyche vom Johr» (Circle of Life) besungen.

Obwohl die Zofingia eine reine Männerverbindung ist, schaffen es erstaunlich viele Frauen auf die Bühne. Neben Bundesrätin Leuthard fanden auch Amherd und Z’graggen sowie Anwärterin Schneider-Schneiter den Weg in den San Francisco-Saal. Zumindest als sakrosankte Fagunzen. Die obligate Charlotte mit ihrem iPad im Apple-Store wie auch die stürzende Gitarrenlehrerin sind kürzere Nummern, welche jedoch grosse Situationskomik beinhalten. Der weibliche TeleBasel Talk zum Thema Babygate, Feminismus und die FCB-Frauenmannschaft zeigte einen hohen Östrogenfaktor (nebenbei gehen gewisse Darsteller besser auf hohen Hacken wie ihr Original).

Getreu dem Motto «was isch im letschte Johr bassiert?» kamen auch die Themen Spitalfusion, die missverstandene Integration und die rot-grüne Regierung vor, jedoch «gschehts jo nit mit beesem Wille».

Nach der Pause hatten «die Antygge» ihren guten Auftritt mit dem Glopfgaischt und Nunnefirzli.

Kurzum kann gesagt werden, dass es Regisseur Alfred Martina v/o Murmelli und Conzärtlipräsident Silvan Käser v/o Lälle’ursli geschafft haben, feine Pointen mit knallharten Fakten zu verweben, daraus ein Netz der Unterhaltung zu spinnen und ein Torschuss nach dem anderen zu erspielen. Wissen Sie, was der Unterschied zwischen dem Zofingerconzärtli und dem FCB ist? Es wird in der zweiten Hälfte immer besser. Bekannte Lieder bildeten die Grundlage für die gesanglichen Meisterleistungen der Schauspieler. Nicht nur die einzelnen Stimmen waren grandios auch textlich wurde das Wichtigste auf den Punkt gebracht.

Was sagte Marco Streller zu seinem Bühnendouble? Die Grösse stimmt nicht ganz. Ansonsten zeigte ihm seine Parodie, dass er immer wieder unbewusst vom Baseldytsch in den Baselbieterdialekt wechselt. Dies sei ihm bis dato noch nicht aufgefallen und er möchte dies nun analysieren. Ob ein Konzept dazu nötig ist, lassen wir hier offen. Da er sich selbst jedoch nicht so ernst nimmt und meisterlich amüsierte, wollen wir hoffen, dass er künftig nicht nur beim jassen gewinnt. Da die anderen Lyyche nicht erschienen, durfte sich Marco Streller auch zu diesen äussern. Er fand nicht nur seine Person sehr gut parodiert, sondern auch die anderen beiden Herren. Ein toller Abend, bei dem er viel Lachen konnte.

Premiere: 14. Februar 2019, 20.00 Uhr; Intermedière: 15. Februar 2019, 20.00 Uhr; Dernière: 16. Februar 2019, 20.00 Uhr; Saal San Francisco, Congress Center Basel; Preis: Pro Billett CHF 35.-; Vorverkauf im IWB CityCenter in der Steine; Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag von 10:00 bis 15:00 Uhr; Abendkasse 19.00 – 19.45 Uhr.