Hintergründiges zur Basler Fasnacht

30. Januar 2016  Text und Bilder  Dennis L. Rhein

Die heutige Fasnacht ist ein Spiegel der wirtschaftlichen und geistigen Entwicklung Basels. Einiges hat sich als Tradition etabliert und bis zum heutigen Tag in seiner grundsätzlichen Form bewahrt. Doch die Basler Fasnacht wandelt sich von Jahr zu Jahr und widerspiegelt die jeweilige gesellschaftliche Gegenwart unserer Stadt und ihrer Bewohner. Die Fasnacht ist ein Volksfest, an dem in einzigartiger Weise alle Schichten der Bevölkerung ungeachtet der politischen und konfessionellen Zugehörigkeit teilnehmen.

Die Cliquen pflegen nicht nur die Fasnachtstradtion, sei es bei den wöchentlichen Piccolo- und Trommelstunden. Die Geselligkeit unter dem Jahr spielt eine wichtige Rolle im Vereinsleben. Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten pflegen regelmässigen Kontrakt, die oft weit über das fasnächtliche und gesellige Geschehen hinaus Bestand haben.

Sicher interessiert es Sie noch, wie das Jahr eines Fasnächtlers aussieht: Das ganze Jahr hindurch trifft man sich. Wöchentlich finden die Trommel- und Pfeifferkurse statt. Ich möchte mich hier nicht in Details der Instrumente, der verschiedenen Märsche, Rhythmen etc. einlassen, doch sollte wenigstens erwähnt werden, dass viele unserer Trommel- und Pfeifermärsche historischen Ursprungs sind und hauptsächlich vom Militär im In- und Ausland übernommen und zum Teil umgeschrieben wurden. In den letzten Jahren kamen verschiedene Kompositionen, von Baslern geschrieben, neu dazu. Etwa 200 Fasnachtsmärsche sind es heute. Die Stammvereine spielen normalerweise ca. 20 bis 25 Märsche an der Fasnacht, wobei das Repertoire jedes Jahr etwas geändert wird. Im Herbst wählt man das Thema, das es an der nächsten Fasnacht zu präsentieren gilt oder einfacher baslerischer gesagt, man einigt sich auf das Sujet, zur Hauptsache lokalbezogen. Also Gegebenheiten, mit denen man sich im Verlaufe des Jahres auseinandergesetzt hat, im Positiven wie im Negativen. Die Vielfalt der verschiedenen Themen ist sicher auch einer der Gründe, wieso sich die Basler Fasnacht jedes Jahr neu und anders präsentiert und auch wandelt. In diesem Jahr sind es über 100 verschiedene Gegebenheiten die es von den rund 500 Fasnachts – Gruppierungen zu bewundern gibt.

Jede Fasnachtsgesellschaft, Gruppe ob gross oder klein, interpretiert ihr gewähltes Thema auf ihre Art. Man macht sich Gedanken wie sich dieses Sujet fasnächtlich ausspielen, darstellen und mit Witz präsentieren lässt. Ohne grob oder ausfallend zu werden, denn dies wäre auf gar keinen Fall baslerisch. Wenn die Basler Fasnacht auch gegen aussen den Eindruck von reizvoller Improvisation macht, steckt doch eine ernste Arbeit der unzähligen Fasnachtsgesellschaften, deren Helfern und dem ehrenamtlich wirkenden Comité dahinter.

Der Staat bezahlt keinerlei finanzielle Zuschüsse und mischt sich, abgesehen von wenigen polizeilichen Massnahmen, nicht in die Organisation ein. Auch Sponsoring respektive Werbe-botschaften gehören nicht an die Basler Fasnacht. Abgesehen von Entschädigungen aus dem Erlös der Plakettenverkäufe und Einnahmen der vom Comité organisierten Vorfasnachtsveranstaltung finanzieren die aktiven Fasnächtler ihre Fasnacht selbst.

Vorfasnacht

Es gibt verschiedene Vorfasnachts-Veranstaltungen, welche jeweils einige Wochen vor dem grossen Ereignis stattfinden, wobei das Schwergewicht auf der Trommel- und Pfeiferkunst liegt. Diese Veranstaltungen, ob das vom Fasnachts-Comité organisierte Monstre-Trommelkonzert oder die privat initiierten Mimösli, Pfyfferli, Ridicule und wie sie alle heissen, sind Insider-Veranstaltungen.
Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass es im Zusammenhang mit der Fasnacht auch vielfältige, traditionelle und subtile Aspekte gibt, die der Aussenstehende und Fremde nicht versteht – nicht verstehen kann – und sicher auch nicht interessiert, da es sich eben um diese lokalen Insider-Gegebenheiten rund um die Fasnacht handelt.

 

Doch kehren wir zurück, denn in der Vorbereitung rücken die drei Fasnachtstage immer näher. Am Sonntag vor dem Morgenstraich besammelt man sich gegen Abend beim Künstler um die Laterne Eckdatenab zu holen. Ein kleines Zeremoniell. Man bestaunt das Meisterwerk, trinkt ein Gläschen Wein und führt seine – an und für sich mit Tüchern verdeckte Laterne – unter den Klängen der Pfeifer, in Zivil natürlich, durch die Innerstadt zum Abmarschlokal des folgenden Morgens.

Schlag 4 Uhr werden mit einem einzigen speziellen Schalter sämtliche Lichter der Innerstadt ausgeschaltet und ein Schauspiel, das schwer verbal geschildert werden kann, beginnt. Ein eindringlicher Wunsch, meine Damen und Herren, bitte verwenden Sie kein Blitzlicht, wenn Sie fotografieren am Morgenstreich, denn erstens ist dies für alle Beteiligten äusserst störend, und zweitens werden die Bilder ohne Blitz ohnehin viel besser und erst noch stimmungsvoller.