Es ist und bleibt das Schaulaufen der besten Bängglergruppierungen nach der Fasnacht. Und in diesem Jahr ist die Qualität sehr hoch.
Neben mir sitzen heute Abend zwei Begleiterinnen, welche alle Bängg für sich bewerten. Ich darf ab und zu auf die Liste linsen um zu schauen, wie wir übereinstimmen.
Angefangen hat der Abend mit der Formation „Laarifaari Stompers“. Die Rhythmusformation aus der Laaferi-Produktion hat das Publikum aufgewärmt. Mathias Kuster hat dann in der traditionellen Versform den ESC mit dem Schlussoobe verbunden und dann ging der Reigen an Bängg los.
Hansli Bargäld mit seiner Combo singt und proformt wie immer: Gut, schnell und witzig. Das einzige was sofort auffällt sind die fehlenden Schuhe des Bassisten. Der kommt normalerweise mit riesigen Tretern auf die Bühne. Jetzt aber sind es normale Schuhe. Das Rätsel bleibt ungelöst… D Schwingbääse liefern ihren ebenfalls ansprechenden Vortrag ab und dann betritt ein neuer Bangg die Bühne: Dr Überflieger. Doch wenn man gut hinhört, kommt einem sowohl Gesang wie auch Mimik ziemlich bekannt vor. Und tatsächlich: Auf dem Programm fehlt in diesem Jahr „dr Schyynhailig“. Und somit ist dieses Rätsel gelöst. „Em Schyynhailige goots guet – aber I ha emoll ebbis Neus welle probiere!“ Das ist gelungen. Der Überflieger singt Vierzeiler ohne klerikalen Bezug. Das hat gut geklappt.
Zwei Formationen im Comité bedienen sich bei ihren Vorträgen bei Volksliedern und Schlagern. Für eine einzige Pointe wird ein ganzer Schlager umgetextet und vorgetragen. Das machen die Verschiffte ziemlich gut. Aber eben: Lacher ernten sie damit kaum. Aber zumindest anerkennenden Applaus für einen schönen und perfekten Gesang. Der Neo-Bangg von 2024 – d Stadtfiehrer – folgt und liefert dem Publikum wieder einen konventionellen und stabilen Vortrag.
Dr Fäärimaa ist ein altbekannter Bangg, der seine Verse knochentrocken vorträgt. Er zieht ein sehr gutes Jahr ein und überzeugt mit scharfen und unerwarteten Pointen. Seine Idee, dass sein gestern geschrottetes Auto jetzt zwar einen Meter kürzer ist, aber man damit nicht mehr billiger parkieren kann – schlägt ein!
Der Singvogel wird seinem Ruf gerecht: E Spitzebangg, der mit viel Applaus von der Bühne begleitet wird. Ganz hohes Niveau.
Wenn eine Bängglerformation dem Publikum ein taktelanges Intro vorsingt (mit dem leicht merkbaren Text: Lalalaaaa…) dann müssen die Pointen schon sehr gut sein, damit lange genug gelacht wird, bis das Intro wieder fertig ist. Der Zwätschgesalaat hat hier noch Luft nach oben, ist aber bereits ein bemerkenswerte Formation.
Eine ganz neue Formation ist die „Diigermugge“. Schönes Goschdym mit schatzigen Diigerfinggli und schon ziemlich frechen Pointen. Condradin Cramer nackt und im Bademantel zu schildern ohne anzüglich zu sein, das braucht schon mal eine gewisse Kompetenz… Wir freuen uns aufs nächste Jahr.
Nun komme ich nicht mehr drum herum, ich gestehe: Seit der Entdeckung von diesem Bangg im Keller beim Schlussabend von den WUF-Bängg, bin ich schockverliebt in diese Formation. Die Katze mit ihrer rauchigen Stimme, der Partner mit dem Ka(t)zoo und ihrer Melodie von Tennesee Ernie Ford – dr Katzegsang ist eine Entdeckung. Auch für meine beiden Begleitpersonen, die ich gebeten habe, die Formationen locker zu benoten. Zwei Mal eine 10/10. Dieser Bangg transportiert mehr als gute Pointen. Da kommt eine rauchige Truckeratmosphäre rüber.
Natürlich bekommt auch der nächste Bangg Spitzennoten von meinen beiden Laien-Jurorinnen. Auch d Dreydaagsfliege zieht ein grossartiges Jahr ein und man lauscht den Versen, obwohl man sie vielleicht schon am Drummeli gehört hat.
Wieder ein Bangg mit Intro. Diesesmal soll das Publikum mitsingen. Ich bin kein Fan davon, doch hier stört es weniger. Die Verse der Verschweerig sind gut. Der Bangg ist seit zwei Jahren unterwegs, letztes Jahr wild und in diesem Jahr bereits bei den Comité-Bängg. Eine Spitzenakuisition vom Schnitzelbangg-Comité. Wunderschöne, klassische Goschdym.
Mein Blick geht zum Bewertungsblatt von meinen Begleiterinnen. Dort steht schwarz auf weiss: „Dootebainli 9/10“. Und in diesem Jahr schliesse ich mich vorbehaltlos an. Die Verse sind gut verdaulich (ich habe nicht nachgeschaut, ob es andere gibt…), und alles andere ist bei diesem Bangg sowieso toll: Goschdym, Musik und Vortrag. Ich habe in diesem Jahr gar nichts auszusetzen und … bin sehr froh darüber.
Nach der Pause eröffnen die sagenhaften PfyfferInnen von den Egosäu – zusammen mit einem Tambour – den zweiten Teil. Das „Bruggemärschli“ von Gérald Prétôt und Trommeltext von Scott Mitchell tönt fantastisch und ist höchste Pfyfferkunst.
Dr. FMH bekommt bei meinen Jurorinnen zwei Höchstnoten, was nicht weiter verwunderlich ist. Der zwanzigjährige Bangg hat das Publikum schon vor dem ersten Vers auf seiner Seite.
Dann folgt eine Wunderviertelstunde: Zuerst treten die gesanglich herausragenden Bänggler vom Schunggebegräbnis auf und singen drei Verse, bevor plötzlich die drei Jungs von der „Spootschicht Rhygass“ die Bühne betreten. Zusammen – das ist ja dann schon fast ein Chor – singen die beiden Bängg ein gemeinsames Lied mit einigen wunderbaren, lokalen Pointen. Dann zieht das Schunggebegräbnis ab und die Spootschicht liefert noch ihre Verse ab. Die sind allesamt grosse Klasse, inkl. dem Langvers mit der etwas naiven Friedenspointe, die aber bei Publikum sehr gut ankommt.
Die Böschtler haben natürlich nach diesem Banküberfall ein etwas schweren Stand, aber sie metzgen sich tapfer und führen das Publikum zu einem weiteren, neuen Comité-Bangg: D Drottoirmischig. Sie sind zwar schon letztes Jahr als „Wilde“ unterwegs gewesen, haben dieses Jahr Anschluss beim Comité gefunden und sind witzig und zeigen einen freudvollen Vortrag.
Ja dann kommt einer, der zwei Mal eine 10/10 bekommt und es ist klar, weshalb: Heiri mit seinem Kalb, er erstens noch immer sehr gut ankommt mit seiner Rap-Nummer und auch seine Pointen so stark bringt, dass diese auch im Zentrum stehen. Die Helgen sind supereinfach gestrickt und könnten auch weggelassen werden. Das USP von Heiri liegt bei seinem Gesamtkunstwerk.
Der zwanzigjährige Jubilar „Schnabelwetzer“ liefert einen soliden Vortrag ab, gefolgt vom „Yysebahn“, die ihre Verse kurz und trocken abliefern und mit ihren abgehalfterten Goschdym einen witzigen Contrapunkt zu den sonst ausserordentlich schönen Goschdym setzen.
Ebenfalls viele gute Verse und Pointen kommen vom „Anggewegglimaitli“, die – jawoll – auch mit einem Intro beginnt. Das wird aber nur vor dem Vortrag und beim Abgang gesungen. Heute singt sie in Begleitung eines Gitarristen von den „Penetranten“, weil ihr Musiker krank ist (Gute Besserung!).
Und dann folgen wieder zwei Bängg, die man eben schon als sehr gut kennt und die Erwartungshaltung deshalb auch gross ist. Und beide erfüllen die Erwartungen: Einerseits d Brunzguttere, die mal wieder solo und ohne grosse Show einfach nur saugute Verse singen. Dann gleich der Spitzbueb, der mit seinem „Do isch d Laitstell vo dr BVB“ einen Ohrwurm produziert hat.
Ein weiterer Neuzugang ist der Frauenbangg „Schnittstell“, womit der Coiffeursalon gemeint ist. Dieser Bangg ist brandneu, das heisst, an dieser Fasnacht erstmals unterwegs. Das Comité hat auch hier eine gute Nase bewiesen. Die Damen liefern ab und man freut sich, sie nächstes Jahr wieder zu sehen.
Die Penetrante leiten die Runde der letzten Drei ein: Sie singen ihn ihren wunderschönen Goschdym und dem tollen Gitarristen und servieren dem Publikum einen grandiosen Langvers mit dem Inhalt, wie wohl die Weihnachtsgeschichte in der heutigen Zeit ablaufen würde (Josef bucht eine Unterkunft über booking.com). Dann folgt noch das Dintelimpli mit seinen Multiversen über Eric Weber und auch sonst mit Versen, die etwas bissiger daher kommen. Der Schluss wird von den Schlyffstai vorgenommen. Das ist der zweite Bangg mit der Methode: Schlager zu Fasnachtszwecken umzudichten. Wahnsinnig schön gesungen. Mit etwas viel Aufwand zur Pointe. Meinen Jurorinnen hat es gefallen: 2 x 9/10.
Gefehlt hat uns in diesemJahr die Wanderratte, die – gemäss einem Insider – ein Pausenjahr einlegt. Hoffentlich nur eins.
Der Abschluss dieses sehr unterhaltsamen Abends mit Bänggen auf dem höchsten Niveau macht die Piccolo-Akademie mit dem wunderbaren „Viva“ und schliesslich mit dem traditionellen „Wettsteinmarsch“.
Alle Bängg sind per Video konsumierbar: www.schnitzelbankbasel.ch
D Jubilaare vo de Comité-Bängg
(beschriibe und gfettelet vom Lucien Graf)
In diesem Jahrgang habe ich es als Jubi-Beschreiber etwas einfacher als in vergangnen Jahren. Lediglich 2 Formationen feiern einen runden Geburtstag. Es handelt sich um Doggter FMH einerseits und d Schnaabelwetzer anderseits. Beide feiern sie ihren 20. Geburtstag. Bereits in der Vorfasnacht waren beide Bängg anzutreffen und sangen sich beispielsweise im Pfyfferli oder dem Källerstraich auf die Fasnacht 2025 ein.
Am Schlussabend der Comité-Bängg im Stadt-Theater wurden sie alsdann geehrt. Im Falle vom Doggter FMH und seiner Schweschter Gundula kamen gleich ein weiterer Doktor nämlich Dr Niedermann und Schweschter Andreetti auf die Bühne und sparten nicht Lobeshymnen für 20 Jahre Unterhaltung in der grossen Bängglerfamilie. Sie erhielten als Geburtstagsgeschenk einen wunderbaren Helgen von Domo Löw.
Alsdann stand eine Frage im Raum, welche Doggter FMH gleich selber beantwortet.
Syt 20 Johr, das isch s Famoose,
stell iich do vorne Diagnose.
Und will ich elläi nid schaffe kaa,
stoht nääbedraa my Gundula.
D Krankekasse findets weniger toll,
denn s Wartezimmer isch allewyyl borzig voll.
S isch klar worum, will bsunders d Fraue
bevorzugt uf my Root vertraue.
Y loos zerscht zue, will s wichtig isch,
leg denn dr Rezäptblock uf e Tisch
und schryb dert druff syt 20 Joohr:
nimms doch eifach mit Humor
20 Johr s isch Zyt zum Danke
myne Patiänte dene Chranke.
Doch der Hauptgrund worum iich in d Praxis kumm,
sin diir doch mis liebschte Publikum.
My gröschte Lohn isch eure Lache
wenn iich loss e Pointe krache.
Mini Gliider dien leider nimm wie albe,
wenn ich z Fuess, Visite mach in dr Dalbe.
Drum ha my fgrogt, will s Kneuglängg harzt
villicht wärs Zyt für e junge Arzt.
Will doch ä junge Ma
dr Pschyrembel sicher uswändig cha
Nur find e käin, wo in der Nacht
eso wie iich do Huusbsüech macht.
Jä bi uns Huusärzt isch d Laag schyter
drum wenn dr wänd, mach iich no wyter
Y dank au mynerer Frau, dä Katze und em Hund
Sali zämme – Blyybet gsund
Die Ehrung für 20 Joor Schnaabelwetzer nahm Dieter Moor vor, wie gewohnt in fein gedrechselten Versen und ausgeprägtem Baseldysch und genau diese Vorzüge hat er in seiner Laudatio auch den Jubilaren attestiert. Sie erhielten einen Silbernen Becher als Jubiläumgsgeschenk.
Sie selber äusserten sich wie folgt:
S git uff dr Wält ganz vyyli wo dien Reede schwinge –
Mir drey dien lieber an der Basler Fasnacht singe.
Gra über die wo so vyyl rede, Fahne schwinge
mit Glogge, Draichle, Hellebarde ummespringe.
Und über die wo liege, wo dr Wahnsinn bringe
wo rücksichtlos, brutal, die egni Mcht erzwinge.
Verruggt, wie vyyli so Verrruggte noochespringe
egal, eb Wärt eb Rächt eb Freiheit mien verklinge.
Bi all dämm Wahn und Irrsinn froggsch die: Wie ka s glinge
ass unsri Wält so blyybbt und nit afangt zerspringe?!?
Die Hoffnung stirbt zuletzt! Gra dorum wänn mir singe
und bruuche unsere Wit als mögligscht scharfi Klinge!
Wär mir drey sinn – das isch egal! Dr Värs solls bringe
grad uff dr Punggt! Und Alles in vier Zyyle zwinge
das dryybbt ys aa. Und sott e gueti Pointe glinge
waggst unsri Freyd e glungne Värs Euch derfe z singe.
Wied driiber glacht, foots innerlig – bi uns – aa schwinge.
Nooch 20 Joohr doo waisch, e guete Värs kasch nit erzwinge
kasch dreie, drülle, dräggsle, halbi Nächt drmit verbringe.
Är wird nit besser, s gooht nit uff, kasch no so um ihn ringe.
Muesch warte…. auf die Muse, numme si ka gueti Pointe bringe!
Drumm, liebi Muse, blyybb uns treu, mir wurde gärn no wyytersinge!
In diesem Sinne freuen wir uns die beiden Jubilare auch in den nächsten Jahren wiederum in der Vorfasnacht und den drey scheenschte Daag auf der Route begrüssen zu können und ihren tollen Versen zu lauschen. Gratulation zum 20. Geburtstag.