Hühnerhaut beim Laaferi 2025

14. Februar 2025 | Von | Bilder: Lucien Graf | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Das Laaferi ist definitiv in der Basler Vorfasnachtswelt angekommen. Und setzt in Sachen Kreativität eine sehr hohe Messlatte!

Wir müssen das mal einordnen, was wir an der Première des Laaferi gesehen haben:

1. Die Jungen Garden

Das Laaferi hat sich vorgenommen, die Jungen und Jüngsten in den Fasnachtscliquen zu zeigen. Denen die Gelegenheit geben, sich zu verwirklichen. Und tatsächlich treten über 30 Jungi Garden jeweils zu zweit auf und dürfen spielen, was sie wollen und wie sie wollen. Das führt dazu, dass wir an diesem Abend grossartige Bühnenbilder sehen: Wir werden ins Weltall entführt, in die Sahara, da sehen wir Giraffen, Schildkröten und Gazellen über die Bühne jagen, wir verlieren uns im Märchenwald oder wir werden mitten in die Muttenzerkurve mitgenommen, wo die bekanntesten Songs der MuKu gepfiffen und getrommelt werden. Wir besuchen einen  Zirkus, sehen Spionen zu beim Ermitteln, nehmen an einem Seifenkistenrennen teil und tauchen unter die Meeresoberfläche. Alles dargeboten von Jungen Garden, die zum Teil mit 80 Kids auf der Bühne standen, die  jüngsten wahrscheinlich noch im Primarschulalter. Wir werden hier keine der Cliquen hervorheben. Das ist bei solch jungen Menschen nicht angebracht. Sie waren alle samt hoch kreativ und sehr unterhaltsam. ALLE ZUSAMMEN! Und da kann man nur den InstrukorInnen und den Obleuten dafür ein Kompliment machen!

 

2. Die Laaferiband

Das steht neben der Bühne ein Setup für eine Guitarre, einen Bass, ein Keyboarder und ein Schlagzeuger. Martin Bammerlin und seine Band (Christian Freiburghaus, Andreas Hidber und Matthias Nold) machen Entracts mit Basler Märschen, begleiten einige Cliquen gefühlvoll mir ihrer Musik und singen dann auch noch ein bisschen. Mehr Gefühl geht nicht. Das ist ja ein bisschen eine neue Mode bei den Vorfasnachtskisten, dass man eine Band dabei hat. Aber die hier hats wirklich extrem drauf. Chapeau!

 

3. Das Ensemble

Das Ensemble ist – HAMMER! Erstens sind da Yamila und Jonathan, Beetli und Laaferi. Sie sind seit drei Jahren die Leadfiguren und spielen das, als wären sie das auch ausserhalb des Laaferis. Dann Elias Eckl, der neue “Zarli Carigiet” (die Ältern wissens, die Jüngern googeln). Unglaublich beweglich und präsent. Orell Semmelroggen, der unbenannte Leader der Truppe mit einem grossartigen Bühnenpräsenz und einer soliden Spielart (und dann die beiden in der Street-Box-Szene: Stuntwork erster Klassse! Kompliment!) Dann die drei Damen Lena von Allmen, Sangita Singh und Anna Sarah Waterstradt. Alle richtig gut. Sie spielen, als gäbe es kein morgen mehr. Und ich erlaube mir die Behauptung, dass wenn man eine “Räppli-Rangliste” nur für Ensemble-Schauspieler aus der Vorfasnacht machen würde, dann wären einige dieser jungen Menschen  unter den Top-Ten.

Hervorheben muss man unbedingt die Gesangsnummer über Nemo, wo Jonathan Bötticher den “Code”-Song interpretiert und die Stimmlage von Nemo spielend schafft. Ganz grosse Klasse.

Und dann die beiden Soli – Orell Semmelrogge (mit Cèleste und ohne Texthänger) und Anna Sarah Waterstadt. Das sind reife Leistungen, die an die früheren Soli im Drummeli erinnern.

 

4. Die Gastformationen

Natürlich muss eine solche Vorfasnachtskiste auch ein paar “Highlights” ausserhalb des Junge-Garden-Grooves haben. Schliesslich lautet der Claim “E volli Laadig Fasnacht für ALLI Generatione”. Deshalb haben sich die Produzenten ein paar Acts eingekauft: Das wäre die Formation “STICKSTOFF” die – zusammen mit dem “tanzwerk Basel” – die vielleicht beste Kombination von Steptanz und Trommeln darbieten, die wir je in einer Vorfasnachtsveranstaltung gesehen haben. Oder die Laarifaari-Stompers, die mit Besen ausgerüstet eine grossartige Rhythmus-Nummer abliefern. Oder dann die Basler Trommelakademie, welche eine berauschend perfekte Drum-Session zeigen. Dann noch die Basler Piccolo-Akademie mit einem superschönen Auftritt. Der absolute Burner allerdings (entschuldigen Sie die Jugendsprache, aber das war ein Thema an diesem Abend…) – der Burner also war Colin Robertson. Als Solist, eingeführt von einem Top-Solo von Anna Sarah und mit einer warmen und unaufdringlichen Begleitung der Laaferi-Band! Ganz hohe Kunst. Vielen Dank dafür!

 

5. Die Produzenten

Das grosse Kompliment gehört der Regisseurin Andrea Pfaehler. Sie hat das Maximum aus diesem jungen Ensemble geholt! Dann gebührt grosser Respekt vor Pascal Kottmann und Matthieu Meyer, die sich der Laaferi-Idee unterworfen haben und ein wirklich tolles und nötiges Produkt geschaffen haben. Zusammen mit ihrem Team (Linda Atz, Moritz Frei, Oliver Schürmann, Raffael Schülin, Tim Stauffer und Philipp Wingeier) leisten sie einen Beitrag zur Basler Fasnachtskultur.

 

6. Der Morgestraich

Ich kann mich an Diskussionen bei einer andern Vorfasnachtsveranstaltung erinnern: Man war sich nicht einig, ob das Spielen des “Morgestraich”-Marsches ausserhalb der Fasnacht ein Sakrileg sei – oder ob man es darf. Diese Frage haben sich die Laaferi-Leute längst beantwortet. Wie schon in den vorhergehenden Ausgaben, öffnen sich bei Programmende alle Türen und der Teil der 1400 mitwirkenden Kids, die nicht schon zu Hause im Bett liegen, zelebrieren einen Morgestraich, der die Hühnerhaut wachsen lässt. Unbeschreiblich!

 

7. Das Fazit

Das Laaferi ist ganz speziell. Unvergleichlich und sehr unterhaltend. Es berührt viele Sinne im Zuschauer und der Zuschauerin. Es ist mutig und zeigt sehr viel von der wirklichen Fasnacht. Wer fasnächtlich interessiert ist und Zeit hat, der sollte am Samstag (14.30 und 19.30) oder Sonntag (14.30) noch zur Tageskasse um sich ein Tickets zu erstehen. Es hat noch welche.