Noch einmal rotten sich die Schnitzelbangg-Formationen des Schnitzelbangg-Comités zusammen und zeigen die besten ihrer an der Fasnacht vorgetragenen Verse. Die schlechten sind aussortiert, gesungen werden nur diejenigen, die auch beim Fasnachtspublikum gut angekommen sind. Das garantiert einen unterhaltsamen, niveauvollen Abend.
Zuerst wird auf der grossen Bühne im Theater vorgetragen und dann geht’s im Eilschritt rüber ins Schauspielhaus, wo dann die definitive Dernière stattfindet. Gar mancher Bangg hat hier seine Abschiedsvorstellung gegeben und hatte dafür eine grosse Kulisse.
Auch heute gibt’s einen Abschied. Aber dafür auch ein paar Neuzugänge. Der Abend wird toll!
Er beginnt mit dem Anfangsständeli der Anonymen Piccoholiger, die so gut spielen, dass «anti-alkoholisch» tatsächlich die Basis ihres Namens sein könnte. Ein Hoofnarr und ein verhexter Marsch – Bravissimo!
Alsdann folgt die Begrüssung durch Mathias Kuster, mit einem Ausblick auf die Sujets als grossartige Schüttelreime vorgetragen. Ein erster Genuss des Abends.
Und dann eröffnen die Schnabelwetzer den Reigen der Bänggler mit einem schönen und soliden Vortrag. Gefolgt vom Dintelimpli, das mit einem Pfyfferbashing im Zusammenhang mit der Blagedde beginnt, mit seinem Lieblings-Opfer Jositsch weiter fährt und einen tollen Vortrag abliefert. Das Dintelimpli ist einer der Top-Ten-Bängg dieser Saison.
Dann die ersten Newcomer: Die Gundeli-Silberdischtle sind – gemäss eigener Aussage – drei ältere Damen aus dem Gundeli und versuchen sich als Bängglerinnen. Wir ziehen folgendes Fazit: Die Pointen sind im Grunde gut und lustig. Der Weg dahin ist sehr kompliziert. Es beginnt beim Namen, geht über das Intro, über die Melodie, die verwendeten musikalischen Hilfen und hört beim Versmass auf: Alles etwas einfacher, verständlicher und klarer – und dann kommts wirklich gut.
Ein Beispiel für „Reduce to the max“ ist der Spitzbueb. Was der in seinen vier Zeilen abliefert, ohne Instrument, ohne Tanz, ohne Refrain – nur Zyyle und Pointe – ist grosse Klasse. Da sitzt jede Pointe. Wie immer. Auch er ist ein Top-Tenner.
Dann kommt das zweite Bänggler-Comback der Saison: Die Verschiffte waren 16 Jahre lang weg und kamen zurück mit drei Songs, die wunderschön gesungen mit guten Pointen abgeliefert wurden. Top Vortrag. Bitte nicht wieder 16 Jahre lang warten.
Der zweite Neuling des Abends: D Stadtfiehrer. Ein bisschen merkt man den Protagonisten an, dass sie neu sind. Auch hier wird Übung die Meister machen.
S Anggewegglimaitli, welches sich aus Woke-Gründen künftig Hafer-Mandeln-Soja-Raps-Kokos-Fätt-Weggli-Fachperson nennen will, erfreut das Publikum mit ihrer frischen und lauten Art.
Dann erscheinen d Brunzguttere. Man war ja gespannt, ob nach dem Weltklasse-Auftritt von 2023 noch was besseres folgen kann. Ob es besser ist, ist schwer zu sagen. Aber jedenfalls ist es wieder eine absolute Klasse-Show, was die 4 Jungs hier abliefern. Jede Pointe galt dem FCB oder dessen Personal. Jede Melodie war ein ausgeliehener Welthit und diese Kombi war der Hammer. Dass die beiden Kollegen vom Tutti Mutti-Drummeli-Duo noch zum letzten Vers aufgeboten wurden – das war das Sahnehäubchen.
Dann trat die Einzelmaske Pierrot auf die Bühne, sang ein paar Verse um dann mitzuteilen: Dr Pierrot wird wytterlääbe – Gottseidangg! Aber aifach nimm als Schnitzelbangg! Aadie Pierrot und Danke für 34 Jahre Bängg.
Der zweite Neuling des Abends ist ein Versprechen für die Zukunft. Wenn es einen „coolen“ Schnitzelbangg gibt, dann d Yysebahn. Drei Jungs mit einer Super-Melodie, klaren und tollen Helgen, genialen Goschdym und die Physionomie und Gestik des Leadsängers ist – eben cool. Diesen Bangg unbedingt nachhören unter: www.schnitzelbankbasel.ch.
Eigentlich erwarten wir den nächsten „Einzelbangg“. Dr Schyynhailig, der normalerweise alleine auf der Bühne seine klerikalen zweizeiligen Verse singt, kommt heuer mit einem Chor von 9 identischen Figuren auf die Bühne. Sie helfen ihm, den Refrain zu singen. Und dann noch: „Ai Pädophile singt bi uns hinde mit, mir wüsse wärs isch, aber sages Euch nid!“
Als nächstes kommen d Schwingbäse mit einem unaufgeregten Auftritt bevor der Singvogel die erste Hälfte abschliesst. Bei ihm ist es wie jedes Jahr: Stimmiger Auftritt von A – Z mit tollen und sehr lustigen Versen. Das ist der Olymp des Schnitzelbanggs.
Nach der Pause bringt uns der jubilierende Hansli Bargäld zuerst seine „normalen Verse“, bevor er – verstärkt durch eine kleine Combo, ein Fazit seiner 10 Jahre singt und zwar so, dass das Publikum beinahe aufsteht um mitzuklatschen. Eine tolle, fulminante Show mit guten Versen und einer tollen Botschaft.
Ein ganz starker Wert sind auch die „Penetrante„. Sie singen sehr sicher und stark ihre tollen Verse und es macht Freude, dieser Formation zuzuhören.
Und dann die faustdicke Überraschung: Letztes Jahr noch unbekannt, aber bereits ein Highlight am Schlussoobe der WuF-Fasnächtler, heute schon als Comité-Bangg auf der grossen Bühne: Katzegsang (das ist der Name des Banggs…) Eine rauchige Frauenstimme mit einer Guitarre und einem Kazoo-Spieler als Begleitung. Saggstarke Verse und eine tolle Melodie (16 tons von Tennesee Ernie Ford). Ich habe letztes Jahr geschrieben: „Man sieht sich zwei Mal im Fasnachtsleben„. Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Chapeau.
Über den Heiri gibts nicht viel mehr zu berichten, als dass er in seiner guten alten Form ist und sein Vers über die Kriege in der Welt vielleicht der beste war, den ich irgendwo gehört habe. Das zeichnet gute Bänggler aus! Die Verse sind frech, sehr frech aber noch immer im Rahmen des Anstandes.
Ja, die Dootebainli 2024. Es ist jedes Jahr dieselbe Geschichte. Super Vortrag. Super Musik, tolle Stimmen, klare Helgen, 90 % gute Verse und dann wieder ein Vers, der alles kaputt macht. Die haben auf ihrem Zeedel 20 Verse. Und müssen die Hamas-Kämpfer als Tunnelbau-Experten für den Rhytunnel herbei singen.
Dr. FMH singt mit seiner Schwester Gundula sein üblichen, guten Röntgenbilder-Verse und überlässt dann die Bühne den „Böschtlern„. Wer genau hinhört vermag die Stimmen und die ähnliche Melodie der erloschenen Gasladäärne vernehmen und der Verdacht liegt nahe, dass die Restmitglieder der Ladäärne ihren Erfolg erneuern möchten. Da fehlt noch etwas an Sprutz und Stimme – aber es war schön, die schöne Melodie wieder zu hören.
Ein Bangg, wo es nichts, aber auch gar nichts zu rütteln gibt: Die Dreydaagsfliege ist – zumindest bei den Einzelbängglern – etwas vom Besten, was es zur Zeit auf der Bühne zu sehen gibt. Alles stimmt: Helge, Goschdym, Melodie, Gesang und sogar der Guitarrist, der die Überleitungen von einführenden Melodien zur Bänggler-Melodie ganz fantastisch hinbekommt. Perfekt. (Und P.S.: Mit Sicherheit der beste Thiriet-Vers…).
Gesanglich sehr schön sinn d Schlyffstai. Sie gehören zu den Vertretern jener Gruppierungen, die für jeden Vers eine neue Melodie eines bekannten Liedes nehmen. Heisst, dass die Pointe und die Thematik lange und intensiv bearbeitet wird. D Schlyffstai hatten zudem bei jedem Vers dieselbe Beat-Jans-Pointe, was den Liedern, sofern man sie dann verstand, die Spannung nahm.
Der Fäärimaa – ebenfalls eine Einzelmaske – feiert Jubiläum und er gehört zu dem festen, soliden und guten Bänggler-Stamm des Comités. Gratulation.
Fraglos die allerschönsten Stimmen auf der Bühne hat das „Schunggebegräbnis„. Die 4 Stimmen haben einen Klang und eine Musikalität – ganz hervorragend. Als sie den Choral „O Basel Du gisch is z dängge“ angestimmt haben, wurde es feierlich und meiner Nachbarin am Tisch nebenan kamen die Tränen. Gänsehaut!
Die drei letzten Schnitzelbängg des Abends gehören ebenfalls zu den Top-Acts des Abends. Zuerst die Vermieter, dann die absolut geniale Wanderratte, die mit ihren grossartigen Versen und dem tollen, soliden Vortrag Anspruch auf das Podest eines Schnitzebank-Rankings hätte (gäbe es denn eins) und zum Abschluss die Spootschicht Rhygass. Die drei Kleinbasler, die das sehr geforderte Publikum nochmals richtig zum Lachen brachten.
Alles in allem: 90 Aktive auf der Bühne, 27 Formation. Keine wirklich „schlechten Bängg“. Alle von gut – absolute Spitze! Ein sehr unterhaltsamer Abend.
Alle Bängg können entweder als Video oder als Text angeschaut werden: www.schnitzelbankbasel.ch. Die Website des Schnitzelbank-Comités!
Daniel Thiriet
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Ehrungen der Jubilare (von Carmen Kolp)
Nach 35 Jahren nahm dr Pierrot Abschied vom Bänggle. Das Outfit sei noch auf zagg, sagte er in seinem letzten Vers. Seine Figur lebt weiter, jedoch nicht mehr als Schnitzelbangg.
Der erste Jubilar mit 10 Jahren Bangg-Erfahrung ehrte Walo Niedermann: Hansli Bargäld. Die Protagonisten haben indigene oder mexikanische Abstammung und das beste Beispiel für Integration. Ihnen wurde ein Becher, gestaltet von Domo Löw, überreicht. Zum Dank gab es einen Bangg, in welchem über das Bänggler-Sein während der Fasnacht mit seinen guten und auch etwas mühsameren Seiten beschrieben wurde. So sei es doch mühsam, zu singen, wenn das Publikum am Essen sei. Der Applaus ist jedoch immer schön und so nehmen sie die zweiten zehn Jahre in Angriff.
Seit 25 Jahren ist der 5. Fäärimaa (nicht auf dem Rhy) zu hören, sondern in den unterschiedlichen (noch offenen) Restaurants während der Fasnacht. Ein Vers vom Jahr 2004 wird vorgetragen, in dem es um die Sammlung an Pokalen von Roger Federer ging. Als Dank bekommt der Fäärimaa darum kein Pokal, sondern ein persönliches Bild von Domo Löw. Gerührt sagt er dann zum Publikum, dass er stolz sei, nun auch einmal einen Helgen zeigen zu können. Die Zeit habe Spuren hinterlassen, so wird die Schrift auf den Spickzetteln immer grösser. Auch er erzählt aus dem Nähkästchen, welchen Versuchungen er widerstehen muss, wie im Kleinbasel bei den grünen Linien oder beim 73. Auftritt dieselben Verse zu singen, beim 74. dann auch den entsprechend 74. Wysse offeriert zu bekommen und dass danach das Singen (oder Trinken?) reine Kopfsache sei. Hösch, auf die nächsten 25 Jahre!
Gratulation den beiden Jubilaren für 10 und 25 Jahre beste Verse und Unterhaltung. Wir freuen uns auf eure Verse im 2025.
Carmen Kolp / Bilder von Nicole Messer