Der Verein «Basler Interessengemeinschaf Dialekt» hat sich auch in diesem Jahr im Anschluss an die ordentliche Generalversammlung etwas Besonderes einfallen lassen. Nach einer trinationalen «Auslegeordnung» zum Stand der Mundartpflege in unserem alemannischen Umfeld vor einem Jahr ging es diesmal darum zu zeigen, dass Dialekt auch leben, sich entwickeln und der Zeit anpassen darf und kann.
Für ältere Semester war es wohl etwas ungewöhnlich oder gar mutig, einen Rapper kennenzulernen. Etliche Besucherinnen und Besucher im gut besetzten Kellertheater der Baseldytsche Bihni dürften somit den Schritt zu diesem Anlass mit skeptischem Gefühl gewagt haben. Aber, um es vorweg zu nehmen: Das Publikum wurde aufs Beste überrascht. Ein Teilnehmer meldete sich am nächsten Tag mit der Bemerkung «Black Tiger hat alle Erwartungen weit übertroffen. Ich habe kaum je in weniger als zwei Stunden so viel gelernt!», was wohl schon (fast) alles sagt.
Tatsächlich durften die Mundart-Interessierten einen Abend mit Urs Baur alias Black Tiger erleben, der von A bis Z geprägt war von Qualität der Dialekt-Pflege, überraschenden Informationen über die Hip Hop- und Rap-Entwicklung und vor allem von der Begegnung mit einem liebenswürdigen, fröhlichen, aber auch sehr ernsthaften Zeitgenossen. Linda Stibler und Felix Rudolf von Rohr durften Urs Baur in lockeren Gesprächen vorstellen und ihm auf den Zahn fühlen. Er gehört zu den ersten Rappern, welche diese Kunstform nicht dem englischen Ursprung entsprechend, sondern eben in Mundart pflegen. In seinem Fall erfreulicherweise eben sogar in Baseldeutsch. Seine Texte und Auftritte sind geprägt von einem ernsthaften Engagement gegen die Gewalt, Unrecht, Krieg, Sexismus – also genau im Gegensatz zu jener Rapper-«Kultur», die uns landläufig bekannt ist. Dazu kommt, dass er ein Meister des Wortspiels ist und seine Texte immer wieder einmal mit einem witzigen oder auch ironischen Einfall durchzieht und auflockert.
Black Tiger hat uns gezeigt, wie Mundart auch in die heutige Zeit hinein getragen und gepflegt werden kann. Und vielen von uns hat er auch die Türe geöffnet zu einem Kunst-Genre, mit dem die nicht mehr ganz Jungen vielleicht (noch) nicht so viel anfangen konnten.