Der titelgebende Satz ist der allerletze des Abends. Und er sagt alles über die Botschaft des Rämpläm: Mir mien wider Fasnacht mache!
Der Abend beginnt mit einem Schock, noch bevor sich der Vorhang hebt: An unseren Pressetisch setzen sich zwei junge Menschen, die die letzten Tickets für die Premiere erstanden haben: „Super, ihr seid von der Presse, ihr könnt uns sicherlich erklären, wenn wir etwas nicht verstehen. Wir bekommen leider nichts mehr mit, was in dieser Stadt passiert. Wir wohnen in Zürich…“. Wir senden ein Stossgebet an die Fasnächtler im Himmel…
Sie haben aber den ganzen Abend keinen Erklärungsbedarf. Denn was auf der Tabourettli-Bühne geboten wird, braucht keine Erklärung. Sondern nur Aufnahmefähigkeit. Denn der Kreativtsunami, der hier von der Bühne donnert, erlebt man selten. Im Reigen der Vorfasnacht eigentlich nur beim Rämpläm!
Wir erleben herzberührende Balladen, z.B. das Liebeslied an die Fasnacht: „Mir löhn Di nie meh ellai„. Oder einen Wettsteinmarsch als orientalischen Bauchtanz. Oder eine Ode die Basler Fähre („Mein einziger Halt war der Drahtseilmast„), die im Nachhinein zu einem Wettstreit um den Basler Dialekt führt. Oder wir erleben ein Duett zwischen einem alten Sujetfilm aus 1987 (Drei Daag abgrisse) und dem Ensemble und lernen dabei: „D Fasnacht isch uss Trotz geboore!“ Oder eine Frau erklärt der anderen die verschiedenen Möglichkeiten der sexuellen Orientierung. Einer der Höhepunkte: Ein Duett einer Fasnächtlerin und eines Fasnächtlers, die den Fasnachtsschatz vermissen (O, wieso bisch Du nimme doo?). Das Publikum im Saal tobt nicht nur einmal: Bei vielen (machmal etwas gar lauten) Parodien, die mit Licht und (viel zu viel…) Nebel präsentiert werden, wirds richtig laut im kleinen Tabourettli.
Ja warum eigentlich?
Weil die Menschen auf der Bühne grossartige Musiker/innen und Schauspieler sind. Jeder Einzelne und jede Einzelne!
Im Redaktionskreis bei fasnacht.ch gilt: „Wir machen wenn möglich keinen Personenkult!“. ABER HIER GEHTS NICHTS ANDERS, FREUNDE:
Da ist allen voran der Bämmi. Er ist die Rampensau des Ensembles und der Kopf der Produktion. Der heimliche Dirigent auf der Bühne und er hat dabei eine so grossartige Mimik. Dann der Florian. Er ist der Quoten-Deutsche, rennt von einem Instrument zum andern und singt die herrliche Ode an die Basler Fähren. Der heimliche Star des Abends ist eine sie: Sylphe. Eine Stimme wie eine Göttin, eine Präsenz auf dieser Bühne, wo man(n) oder Frau sich warm anziehen muss, um daneben zu bestehen. Als weitere Frau (die daneben durchaus besteht…) die Natalina, die ihren Ursprung (aus dem Baselbiet) nicht versteckt und ebenfalls herrlich spielt. Dann der Bastian, der die verrücktesten Instrumente auf die Bühne schleppt und diese auch spielt. Immer mit einem fasnächtlichen Touch. Und dann noch Roman. Ebenfalls ein Neuzugang. Seine Bühnenpräsenz und seine Spielfreude sind unbeschreiblich (Man könnte den Abend verbringen nur mit dem Beobachten vom Romans Grimassen….). Er spielt die Bassgitarre, die Trommel, das Klavier und er singt. Ein wirklicher Gewinn für das Ensemble.
Der Abend ist voller Schalk. Er ist voller Musik und hat viel Witz: Wenn sechs Menschen dastehen und mit Sonnenbrillen ein Mehlsuppenrezept ins Publikum singen (währenddessen es auf dem Screen abgebildet wird…), dann ist man im Rämpläm. Und man amüsiert sich zwei gute Stunden lang bestens. Solang man keine Pfyffermärschli, Drummelsoli, Schnitzelbängg und Rahmestiggli erwartet. Die gibts einen Stock untendran. Das Tabourettli ist reserviert für schräge und grossartige Bühnenarbeit.
Die Zugabe ist ein Liebeslied an die Fasnacht. Der Refrain – wie gesagt – sagt alles: „Mir wänn nie meh ohni sii!“ Rämpläm. Dägg!
P.S. Die beiden Zürcher haben den Schlussapplaus nicht mehr gesehen (sie mussten wohl den Zug erreichen)…
P.S. 2: Klar, das Statement ist abgegriffen und überstrapaziert. Aber ich weiss grad nicht, wie ich es anders schreiben sollte: Wenn Sie wirklich einen richtig kreativen und schrägen Abend erleben möchten, dann gehen Sie hin! UNBEDINGT!
Die Organisatoren teilen mit, dass es noch Tickets für fast alle Abende hat. Es wurde zudem eine Zusatzvorstellung aufgeschaltet. Tickets gibts bei der Website vom Theater Fauteuil Tickets