Zofinger-Conzärtli: Neben-Lyyche als starke Konkurrenz

14. Februar 2025 | Von | Bilder: Nicole Messer | Kategorie: Nachrichten

Das Hauptaugenmerk liegt beim «Conzärtli» normalerweise auf den drei «Lyyche». Die waren bei der Ausgabe 2025 sicher nicht schlecht, hatten aber sehr starke Konkurrenz durch die verschiedenen Neben-Lyyche, die Mimik und Ton oft perfekt trafen. Auch sonst gefiel die älteste Basler Vorfasnachtsveranstaltung durch Tempo, Witz und überraschende Regie-Einfälle.

Nicht umsonst heisst es «Conzärtli», wird doch auch klassisch musiziert. Dieses Jahr boten Floris Zuur v/o Jackie am  Klavier und Christian Schmid v/o Tram Giovanni (Gesang) unter anderem «Wenn ich in deine Augen seh» von  Robert Schumann und «El día que me quieras» von Carlos Gardel. Und auch fasnächtlich wurde musiziert, nämlich von den Alte Stainlemer – unter anderem mit einem sauberen «Nunnefirzli».

Im Vordergrund steht aber das «Stiggli» mit den diesjährigen «Lyyche»  Da war zum einen Oelbert dr-Gröschti, laut Beschreibung «speit är die ihflussrichschte Döön, im Rot vo däne siebe Bundesglöön». Das Original Abert Röschti war leider nicht im Publikum. Er hätte sonst eine sehr schwarzhumorige Startnummer mit einem AKW-Unfall – Oelbert dr-Gröschti: e chliises Malheur – ansehen dürfen. Und bereits in dieser ersten Nummer zeigte sich die diesjährige Potenz der Neben-Lyyche: Ein perfektes Double von Robert Habeck spielte alle an die Wand.

Schon in anderen Vorfasnachtsveranstaltungen nahezu allgegenwärtig bekam die Basler Polizeidirektorin unter dem Namen «Strategie Kai-Plan» auch auf der Bühne des Congresszentrums ihr Fett ab, was sie in der ersten Reihe sitzend trotz lädierter Stimme mit erfrischendem Lachen zur Kenntnis nahm. Die Fagunzen hatten auch Lob für sie: «Weenigschtens zeigt si klari Kante bi dr Ischränkig vo Demonstrante.» Ihr Double auf der Bühne sah ihr wirklich zum Verwechseln ähnlich, spielte sie perfekt und hatte ebenfalls das eine oder andere Problem mit der Stimme.

Das Trio der Lyyche komplettierte die Uni-Rektorin unter dem Namen Problem-ha Schampar-Witzig, die einen eher entspannten Problemumgang bei Besetzungen zeigte: Man stelle einfach ein Ultimatum und wenn das nicht hilft ein Ultimo Ultimatum. Sie bewies Sangeskraft in der umgedichteten Nena-Hymne «99 Studiengänge».

Aber zurück zum Thema Neben-Lyyche. Da trat ein Baschi auf (der Sänger, nicht der Neo-CMS-Chef), der vom Original kaum zu unterscheiden war, ein Gloonradin Cramer, der tanzend so steif agierte wie das Original und ein perfekt-tuntiger Nemo ohne Pronomen.

Als «Pausen»- und Umbau-Füller liess man sich Sensationelles einfallen. Zwei Automobilisten stritten sich um den letzten Parkplatz, ein BLT-Chauffeur wechselte Action-halber zur BVB und ein Duo mit der Giacobbo-Figur Fredi Hinz persiflierte einen Schnitzelbangg, was einen Dani von Wattenwyl-Verschnitt zum Kommentar bewog, man werde beim Basler Bildungsniveau wohl künftig keine besseren Bänggler mehr erleben können.

Ein Klassiker am Conzärtli sind immer die Vergleiche. Ein ganz böses Muster: «Was ist der Unterschied zwischen SRF und einem Saudi-Journalisten? SRF wird nicht still, wenn man es halbiert.» Und ebenfalls nicht nett: «Was haben ESC, Frauen-Fussball-EM und das Conzärtli gemeinsam? Es wird grauenhaft gesungen und schlecht gespielt.»

Auch das ziemlich umfangreiche Programmheft bietet viel schwarzen Humor, etwa mit der gefakten Schlagzeile: «Gescheitertes Attentat auf Jesus: Ameti trifft nur das Ohr.»

Nun ja, «Reschbäggdvoll sinn mir nit, ‘s isch wohr», heisst es jeweils im Conzärtlicantus – und daran haben sich die Fagunzen auch im 2025 gehalten. Bravo zu diesem Jahrgang!