Das „Schyssdräggziigli“ soll vor allem dem Nachwuchs in spielerischer Form und mit viel Humor die Eigenheiten der Fasnacht vermitteln. Wenn man das Ganze noch in eine kurzweilige Geschichte verpackt umso besser. Das ist auch in der vierten Ausgabe hervorragend gelungen. An den bis zuletzt äusserst aufmerksamen Kindern konnte man ablesen, dass das Ziel erreicht wurde.
Die Produktion beinhaltete alles was man als Laie über die Fasnacht wissen sollte. Es wurde gepfiffen, getrommelt, Lieder und Schnitzelbänke gesungen und es gab eine Lehrstunde im Reimen auf Baseldeutsch.
Das Schyssdräggziigli hat einen Keller als Proberaum. Dort warten Charlotte Lara Schenk und Julia Lena von Allmen auf ihren Grossvater, den Albi Silvio Fumagalli. Um die Wartezeit zu überbrücken beschliessen sie, sich einzupfeifen. Zuerst wird erklärt wie ein Piccolo gestimmt wird und auf was man sonst noch achten soll. Und dann pfeifen die Beiden einen wunderschönen Whisky. Der tolle Beifall im Saal zeigt, dass das gut ankommt.
Dann erscheint Albi mit seiner Basler Trommel. Das Ziigli ist komplett. Beim Gespräch zwischen den Dreien lernt man wieder verschiedene baseldeutsche Wörter. Zum Beispiel, das es sich beim „Hornig“ um den Februar handelt und warum. Und schon erscheint der Schnitzelbank „Faschtewaye“, als „alte Dante“ und man hat wieder neue Begriffe gelernt. Der Bank brachte herrliche Verse über die Kleberaktivisten, Tiere aus dem Zolli und einem unglücklich agierenden Fussballer.
Kurz danach wurde dann mit allen im Saal gesungen. Das „Schyssdräggziigli Lied“ wurde zum Besten gegeben. Besonders laut wurde es wenn die Strophe mit „Schyssdrägg-, Schyssdrägg- Schyssdräggziigli“ an der Reihe war. Die Kinder durften ein Wort rauslärmen welches sonst bei den Erwachsenen nicht so beliebt ist. Alle Lieder stammen aus der Feder von Balz Aliesch.
Und dann kam der Gast aus dem Baselbiet, aus Lampenberg. Das 500 Seelendorf hat drei bekannte Leute, die Degenzwillinge und eben den Toni Lorenz Killer. Er hat den Besuch an der Tombola des ESAF vom vergangenen Sommer gewonnen. Die Aktiven des „Schyssdräggziigli“ haben dann ihre Aufgabe ernst genommen und dem Toni erklärt, dass die traditionellste Figur der Basler Fasnacht der Waggis ist und wie die einzelnen Begriffe der Kleidung heissen.
Eine nächste Musikeinlage wurde fällig, man präsentierte dem Gast einen wunderschönen „Whisky“ mit Piccolo und Trommel. Während diesem Marsch ertönten immer komische Geräusche von nebenan und dann passierte es, eine wutentbrannte Maria Anna Sofia Fabienne Stocker als Operndiva stürmte herein. Sie fühlte sich gestört, weil sie sich so nicht auf ihr Konzert vorbereiten konnte. Nach langem Hin und Her war auch diese Dame wieder beruhigt und interessierte sich sogar für die Fasnacht. Aber sie (und auch der ganze Saal) überredete Albi, dass er mit ihr ein Lied singen musste. Zur Melodie von Barcelona (Freddie Mercury und Montserrat Caballé) wurde ein Fasnachtslied gesungen, bei welchem Gross und Klein Tränen gelacht hat. Eine geschulte Opern-Diva und ein nicht geschulter Tambour – herrliche Szene.
Das Eis war gebrochen, alle fünf formierten sich zu einem „Schyssdräggziigli“ Der Toni als Vordraab, mit „Stäggeladärne“, die drei Mitglieder des Ziigli mit Pfeifen und Trommeln und die Diva verteilte Zedel. Der Arabi wurde beim Rundgang durch den Saal zelebriert.
Als sich alles wieder beruhigt hatte, war eine Lehrstunde im Reimen angesagt. Die Kleinen im Saal waren sehr aktiv dabei. Und dann wollte Albi heim und mit dem Lied „wenns am Mäntig Vieri schloot“ und einem Räppli streuenden Albi war die tolle Lehrstunde in Sachen Fasnachts ABC leider schon zu Ende.
Eine tolle Geschichte von Peter Keller welche das Spezielle an der Fasnacht gut rüber brachte und auch aufzeigte, dass die Fasnacht für alle offen ist und Kulturgrenzen ohne Mühe überspringt. Der Regisseur Urs Zeiser hat das Stück hervorragend umgesetzt. Die Vorstellung dauert knapp eine Stunde (ohne Pause) und es war bei keinem einzigen Kind Langeweile auszumachen. Die Kinder haben sehr gut und mit Freude mitgemacht. Ein grösseres Kompliment können die Verantwortlichen nicht bekommen.
Bühnenbild: Dominik Flubacher; Technik: Sonja Oswald.
Vorstellungen:
Mittwoch, 11. Januar 2023 / 14:30 Uhr bis 15. Februar 2023; jeweils Mittwoch 14:30 Uhr
Tickets: www.theater-arlecchino.ch
Theater Arlecchino / Walkeweg 122 / 4052 Basel http://www.theater-arlecchino.ch