Mittwuch-Cortège (I): Mehr besinnlich als heiter

21. Februar 2024 | Von | Kategorie: Nachrichten

Der – wie immer sehr subjektive – Eindruck am 2. Cortège-Tag zeigt viel Besinnliches, ja sogar ein Hintersinnen, die Fasnächtler plagen die vielen Probleme und Krisen, das merkt man. Trotzdem überwiegt der Optimismus und vor allem die Freude an der Fasnacht selbst. Ein Blick auf die Züge und in die Zeedel:

News Aktuell:
Uff dr Wettstaibrugg isch dr Cortège zum Stillstand koo! Der Grund isch e Gruppe vo Räppli-Allergiker. Dei hänn sich binere Aktion bim Comité blitzartig am Bode feschtkläbt. Bolzei isch vor Ort und nimmt Personalie uff.

Dies ist keine Nachrichtenmeldung von Radio Basilisk, sondern der Beginn des Zeedels, den E Hämpfeli Spootzinder verteilt. Dass die Basler Fasnacht speziell 2024 nicht nur Judihui und Fröhlichkeit ist, merkt man nicht nur aus dieser «Aktion» schnell. Wie es sein soll, wird der Finger auf viele Probleme gelegt und manchmal ist der Grundton ein eher pessimistischer. So beim Stamm der Sans Gêne:

Dangg Anonymität kasch die richtig empöre
nie diräggt ins Gesicht sage, was dii Duett störe
S fällt an Usstusch, d Gesellschaft verainsamt
mer hett sich s Lieblingsselfie scho ygraamt

Das Problem, auf das man mit spitzem Finger zeigt, kann  in der Ferne liegen, wie bei der Alten Garde des Dupf Club:

Wenn bi Capri die roti Sunne im Meer versinggt
im Oberst e Gryzfaartschiff zum Himmel stinggt

Oder man ortet wie die Alte Garde der Deecht die Krisen zuhause:

Wottsch gmietligg naime fein und guet go ässe
kasch das in unserer Stadt scho längstens vergässe
Ai Baiz nach dr andere macht Konkurs oder eifach dicht
jetzt und au in Zukunft isch kai Besserig in Sicht

Aber auch den Deecht bleibt der Optimismus erhalten, steht doch als Sujet „Mir steigen unsere Kepf nit in Sand“. Auch die Pierrot sehen auf ihrem Zeedel zuerst tiefschwarz:

Irgendwie, so häng mir s’Gfyll
isch es nimmt wie allewyl
S’goot noodisnoo ganz vyyl vom Guete
dr Bach durab und versinggt in de Fluete

Aber sie kommen dann doch zum Schluss:

Aber es isch noonig z spoot
bivoor alles dr Bach ab goot
Gib nit uff, bleb immer dra
e jede rettet, was er kah

Erstaunlich ist auch, wie aktuell einige Cliquen reagieren können, wird das Sujet doch meist im September bestimmt. Trotzdem kann sich die Alte Garde der Seibi unter dem Sujet «Habemus Foedrationem Rubram» mit viel Küchenlatein der jüngsten Bundesratswahl an:

So isch’s koo, wie’s hett miesse koo
Me het dr Beatli gwinne loo
und noo 50 Joor Vakanz
schreyen alli: Der Jans, der kanns!

Wenn es kriselet, so meist zuerst im Portemonnaie. Entsprechend nehmen sich verschiedene Gruppierungen des schnöden Mammons an. «Dr Batze bröggelet» meinen denn auch die Gniesser und haben eine Lösung:

Die künftig Bruefswaal, dängg ich wagger
Mir alli wärde Panzergnagger

Andere haben das Geld buchstäblich verlocht, gesucht wird es von den Wiehlmys – und die finden etwas anderes:

Am Märtblatz, im diefschte Bauloch unde
hämmer d’Moral vom Herr Benko gfunde

Bei allem Beleuchten von Krisen und Problemen wollen die Fasnächtler optimistisch bleiben, die Ewigi Optimischte haben das sogar namentlich im Programm – aber ein Problem mit Verschwinden des Bargelds, wie es auf ihrem überaus farbeigen Zeedel heisst:

E Kärtli syg bequääm, disgreet und praktisch
ergläärt dy Bangg diir frindlig, siess und knapp
und holt hoolt dermit ganz elegant und taktisch
alles, wo si vo diir will wisse, ab

Ob die Fussballer, die dem Lockruf des arabischen Geldes erliegen, ihren Lohn in Bar bekommen oder nicht, ist der Alten Garde der Stainlemer egal:

s kunnt nit druff aa, in weeler Lyyga
d Hauptsach isch, dr Loon isch Gyyga

Und dann sind uns noch die Rosshofspatze vo de Agfrässene aufgefallen. Dies, weil sie ein Sujet ausspielen, dass so «härzig» wie gut-eidgenössisch ist – das jubilierende Aromat:

Vo dr Rhygass bis hii zum Spaledoor
schwört me uf d Substanz vom Knorr

Die meisten Fasnächtler dürften eher auf die Substanzen in Féchy, Fendant oder Riesling schwören oder aufs «flüssige Brot» von Warteck oder der Ueli-Brauerei. So geht es auch dem Chronisten, der einen trockenen Hals spürt und den Drang «Ab uff d Gass». Dann geniessen wir doch die letzten Stunden der Fasnacht 2024 – und sollten wir uns begegnen: «Denn nämme mir no aine!»