2025 soll es in der Offenen Kirche Elisabethen wieder einen Keeruus geben. Der Fasnachts-Abschluss soll in moderner Form an frühere Traditionen anknüpfen. Organisatoren sind die Macher der Vorfasnachtsveranstaltung «Räppli».
«Die Basler Fasnacht ist Kultur und zu dieser Kultur gehört ein würdiger Abschluss in Form eines Keeruus», sagt Pascal Altunbas und nervt sich darüber, dass er aktuell bis nach Gelterkinden muss, um einen Keeruus zu erleben. «Wenn wir das in Basel wollen, müssen wir es wohl selbst organisieren», sagten sich er und seine «Gschpäänli» vom Verein Räppli und nahmen die Sache in die Hand. Das Ergebnis wird am 15. März 2025 in der Offenen Kirche Elisabethen seine Premiere haben. Zusammen mit Toby Hügli und Pippo Näf organisieren sie den Keeruus Basel und knüpfen damit bewusst an eine alte, aber bei vielen Fasnächtlern noch unvergessene Tradition an.
Bis 2001 fand jeweils am Samstag nach der Fasnacht in der Mustermesse der Ändstraich statt. Da die Kosten aus dem Ruder liefen, zog das Fasnachts-Comité als Organisator dann den Stecker. Im Volkshaus wurde ab 2002 versucht, eine Nachfolgelösung zu schaffen, der aber eher wenig Erfolg beschieden war. Auch ein dezentraler Keeruus in verschiedenen Cliquenkellern an der Clarastrasse schlief nach einigen Versuchen wieder ein. Knapp ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des offiziellen «Ändstraich» soll es jetzt also wieder einen Keeruus geben.
In zeitgemässerer Form
Die Organisatoren wollen aber bewusst nicht einfach die frühere Form übernehmen. In den Messehallen gab es verschiedene Ebenen: Da spielte ein Band zum Tanz auf, dort gab es lauschige Bars, an der man seinen Fasnachtsschatz nochmals traf oder mit anderen Fasnächtlern über die vergangenen närrischen Tage sinnierte – und auch die Schnitzelbänggler konnten in einer speziellen «Stube» nach den jeweiligen Schlussabenden nochmals ihre Pointen präsentieren.
Dies sei wohl heute nicht mehr zeitgemäss, meint Toby Hügli, «vor allem das jüngere Publikum, das den Ändstraich gar nicht mehr kennt, will heute vor allem ‘Action’.» Diese kommt in Form von diversen auftretenden Gugggenmusiken. Gesucht werden auch noch Cliquen, die dort aufspielen, und dazwischen legt ein DJ auf. Verschiedene Ebenen seien schon deswegen nicht möglich, weil die Elisabethenkirche halt ein grosser Raum sei. Auf der Fläche neben der Kirche soll aber ein ruhiger Treffpunkt geschaffen werden, auf der man sich bei einem wärmenden und/oder belebenden Getränk auch in normaler Lautstärke unterhalten kann. Und drinnen ist quasi eine zeitliche «Ruhe-Oase» vorgesehen, so Hügli: «Wir fangen bewusst schon um 17 Uhr an, aber erst so ab 20 Uhr soll dann das eigentliche Programm anfangen.
Fast alternativloser Standort
Einen geeigneten Standort zu finden, sei eine echte Herausforderung gewesen, erinnert sich Altunbas: «Was die nötige Grösse hatte, war nicht zu refinanzieren. Und wir wollten einen zentralen Ort, der mit dem öV gut zu erreichen ist.»
Den hat man mit der Kirche gefunden und auch die Zusammenarbeit mit den dortigen Verantwortlichen sei ausgezeichnet und vertrauensvoll. Gewisse Details seien noch in Klärung, wie etwa die Frage, ob auch die Fläche um den Altar genutzt werden könne. «Das würde dann sogar die Möglichkeit eröffnen, Schnitzelbängge auftreten zu lassen – zum Beispiel in der Zeit bis 20 Uhr», hofft Hügli.
Mit Querfinanzierung zur Schwarzen Null
Die Organisatoren sind sich bewusst, dass sie mit dem Anlass kein Geld verdienen werden – und sie streben dies auch gar nicht an. Sie versehen in Personalunion auch die Organisation des Vorfasnachtsanlasses «Räppli», der dank mittlerweile grosser Nachfrage und einer schönen Sponsorenzahl Ertrag abwerfe, so Altunbas: «Der dort budgetierte Gewinn sollte reichen, den Keeruus zu einem ausgeglichenen Ergebnis zu führen. Wir wollen schliesslich die Kultur fördern, nicht Kasse machen.»
Entsprechend soll die Teilnahme am neuen Keeruus erschwinglich sein. 10 Franken kostet der Eintritt, wobei dieser Eintritt bei Kostümierten auch ein Getränk (Bier/Mineral) umfasst. Das Catering wurde extern vergeben, es wird das an der Fasnacht übliche wie Würste oder Kääskiechli geben sowie die ebenfalls gewohnte Getränke-Palette von Lutz und Waggis bis zum Gin Tonic und diverses Alkoholfreies. Ausgeschenkt wird aus den eigenen Mehrwegbechern im knalligen Pink.
Segen des Comité
Das Fasnachts-Comité ist in die Organisation nicht involviert, wurde aber informiert und steht dem Experiment positiv gegenüber. «Wir werden auch einen Eintrag im Rädäbäng erhalten», freut sich Hügli.
Dann steht einem neu geschaffenen Fasnachtsausklang also nichts mehr im Weg. Im Morgengrauen werden aber nur noch die Organisatoren und die etwa zwei Dutzend Helfer die Kirche verlassen. Bis Sonntag, 10 Uhr, muss das Haus nämlich wieder bereit für den Gottesdienst sein. Hügli und Altunbas nennen als Schlusszeit denn auch 2 Uhr, zeigen sich aber flexibel: «Wenn’s so richtig läuft, machen wir 4 Uhr weiter und putzen dann umso schneller.»
Der Artikel erschien bereits bei PrimeNews