Vom Yfäädler
«Wer nicht trommeln kann, schadet der Fasnacht». So stand es vor Jahrzehnten gross auf der Vorderseite einer Fasnachtslaterne, und jeder Tambour ist von der Richtigkeit dieser Aussage absolut überzeugt. Eine Fasnacht ohne Pfeifer, Guggen und Wääge? Kein Problem. Ohne Trommelklang jedoch ist sie undenkbar. Nicht zufällig heisst die älteste Vorfasnachtsveranstaltung «Drummeli» und der offizielle Fasnachtsführer «Rädäbäng» (und nicht etwa «Do-re-mi»). Der Tambour war zuerst da, es gab ihn schon im Urwald, er ist Frau Fasnachts Herz-schlag.
Von Charakter und Erscheinung her ist der Trommler in der Regel eher etwas gröber gestrickt. Sagen wir es so: Würden sie Fasnacht machen, wäre Asterix der Pfeifer und Obelix der Tambour. Obelix trank lauwarme Cervisia, und auch der Tambour trinkt nur Bier. Denn Bier ist bekannt für seinen hohen Nährwert und der Tambour leistet ja körperliche Schwerarbeit. Zumindest früher war das so, als es nur schwere Messingtrommeln gab und man alles fortissimo trommeln musste, um die Pfeifer zu übertönen. Heute sind die Instrumente oft aus Aluminium, Holz und Karbon. Da begegnete man dann ab und zu sogar einer zierlichen Trommlerin.
Gar nicht zum Bild des urchig-
archaischen Tambours passt, dass er vor dem Abmarsch jeweils minutenlang mit schrägem Kopf, das Ohr zwei Zentimeter über der Trommel, ganz behutsam auf dem Fell «ummebebberlet» und bei sei-nem «Gleggli» die Feineinstellung der Saiten vornimmt, um dann – siehe oben – doch wieder jeden Vers gleich laut zu trommeln…
Seine schönsten Momente aber erlebt der Tambour am Fasnachtszyschdig. Dann krempelt er die Ärmel seines Kostüms hoch und ruesst mit seinen Trom-melkollegen in einem Wahnsinnstempo kreuz und quer durch die Innenstadt. Und zwar mit der Holztrommel aus amerikanischem Kirschbaum, die sich jeder rechte Tambour kauft, sobald er den Arabi halbwegs auswendig kann. Kinderziigli und Pfeifergruppen haben keine Chance, ihnen bleibt nur die Flucht in die Hauseingänge. Den Tambour kümmert’s wenig, denn er weiss: «Wer nicht trommeln kann, ist selber schuld» (oder so ähnlich).
Die Schweiz am Sonntag hat eine Serie von Artikeln über die einzelen Rollen an der Fasnacht gestartet. Wir erhielten freundlicherweise die Erlaubnis, die Beiträge hier abzudrucken und veröffentlichen hier die vierte Folge. Gerne verweisen wir auf www.schweizamsonntag.ch