Fasnacht 2025: Das Fieber steigt

9. März 2025 | Von | Kategorie: Nachrichten

Einpfeifen der Laternen, Einweihen der Waggiswagen und einfach das gesellige Zusammensein der fasnächtlich Aktiven mit ihren Freunden, Bekannten und Passivmitgliedern. Danach nimmt man noch einen und sucht zuhause ein bisschen Schlaf bevor es losgeht. Wir haben wenige Stunden vor dem Morgenstreich in der Stadt den Puls gefühlt.

An vielen Stellen der Stadt herrschte zunächst eine fast gespenstische Ruhe. Die Aktiven waren zu einem grossen Teil daran sein, das Morgestraich-«Goschtym» auszulüften, die Larven zu entstauben und das «Kopflatäärnli» mit neuen Batterien zu versehen. Spätestens ab 16 Uhr kommt dann etwas Leben in die Sache. In Schulhöfen oder auf grossen Parkplätzen (dann natürlich ausserhalb Basels…) werden – meist mit lautstarker Unterstützung befreundeter Guggenmusiken – von den Aktiven die Waggiswagen eingeweiht. Aus Hinterhöfen in der Innerstadt, etwa beim «Schönen Haus» am Nadelberg oder im Rosshof erklingt eine Mischung aus Piccolotönen und zusammenstossenden Weissweingläsern. Hier werden die kleinen und grossen Laternen eingepfiffen, und der Zeedeldichter liest sein Werk vor.

Zum einen sind es auch hier die Aktiven, die oft die «Lambbe» zum ersten Mal sehen und an «Faschtewaihe» kauend staunend umrunden. Zum anderen ist dies bei den Fasnachtsformationen eine gute Möglichkeit, sich bei ihren Passivmitgliedern zu bedanken und sie ein weiteres Jahr zu binden – dies, indem man sich gemeinsam etwas «die Lambbe füllt», aber natürlich nur mit gebremstem Schaum, schliesslich geht es ja bald los.

Viel Betrieb war dann auch auf dem Petersplatz und der Claramatte, wo gleich mehrere Cliquen ihre Laternen einweihten und dann zu den Abmarschorten für den Morgestraich transportierten. Dies geschah teilweise nicht ohne Schwierigkeiten, etwa wenn es den «Spaalebuggel» hinunter zur Hauptpost ging. Da waren oft mehrere starke Männer notwendig, um die Kontrolle über das Gefährt zu halten. Bekanntlich werden viele Laternen heute ja nicht mehr getragen, sondern gezogen.

Etwa die Hälfte der Laternen waren mit Tüchern verhüllt, die anderen wurden offen präsentiert. Früher war klar die Mehrheit «getarnt», um das künstlerische Geheimnis erst am Morgestraich zu lüften. Heute wird dies oft nicht mehr so eng gesehen. «Am Ypfiffe wird viel fotografiert und die Fotos stehen dann sowieso innert Minuten in den Sozialen Netzwerken», begründet dies ein Cliquenobmann.

Manchmal werden auch ganz andere Sachen eingepfiffen, so etwa ein Requisit oder vom Künstler neu kreierte Kopflatäärnli. Den Vogel schiesst aber die Pfeifergruppe «Anonymi Piccoholiker» ab, die am Nadelberg tatsächlich zwei faltbare Camping-Sofas einweiht. Sie sind in der Fasnachts-Szene bekannt dafür, dass sie beim «Gässle» viele Pausen machen und sich dann – bisher auf einer Holzbank – am Anfang des Nadelbergs niederlassen, wo zwei der Pfeifenden ihren Wohnsitz haben.

Nun haben sie «aufgerüstet» und sich bequemere Sitzgelegenheiten zugetan, die natürlich an diesem Sonntag feierlich mit dem «Schreyholz» eingeweiht werden müssen. Übrigens verwehren sich die Aktiven vehement gegen den Verdacht, meist nur rumzusitzen. Wer diesen Eindruck erhalte, sei halt zu den falschen Zeiten vorbeigekommen.

An der Utengasse wähnte man sich ab rund 17 Uhr wie am Dienstag-Abend bei den Guggenkonzerten am Märtplatz, Seibi oder Claraplatz. Eine Gugge nach der anderen marschierte auf – was aber seinen Grund hatte: Gordana Zecevic, die Wirtin des «Schafeck», hat nämlich ausgerechnet heute Geburtstag. Das wird von befreundeten Guggen natürlich gerne für ein «Ständeli» genutzt, so etwa von den «KanniBâle» oder den Kilts Basel. Dem zahlreich anwesenden Publikum gab dies die Gelegenheit, die wohl am aufwändigsten fasnächtlich dekorierte Hausfassade der Stadt zu bewundern.

Cliquen und Guggenmusiken sind sich fasnächtlich nicht immer grün – und es gibt auch Fasnächtler, die es für eher ungehörig halten, wenn viele Guggen den Sonntag vor der Fasnacht quasi für eine innerstädtische Marschübung brauchen. Was sich dann um ca 17:30 vor dem Schafeck ereignete, war ein Musterbeispiel an Toleranz und wohl dazu geeignet, solche Animositäten zu beenden.

Die «KanniBâle» waren gerade am Geburtstags-Ständeli für Gordana, als sich der Stamm der «Naarebaschi» näherte. Die Gugge beendete umgehend ihr Stück, stand Spalier und liess die Clique durch, um dann weiter zu schränzen.

Eines der wichtigsten Themen so knapp vor der Fasnacht ist immer das Wetter. Dieses Jahr besonders, waren die Voraussagen in den letzten Tagen doch nicht gerade berauschend. Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung sieht es aber schon weniger dramatisch aus. So soll der Morgenstraich trocken bleiben bis ca 8 Uhr – und ab Mittag soll Petrus wohl die Schleusen bis Dienstagmorgen wieder schliessen. Was dann wohl den häufigen und beliebten Spruch erlaubt: «Petrus isch halt doch e Basler!»