Drummeli 2024 (II): Delicati, Swing und Drag „zämme“gefasst

3. Februar 2024 | Von | Bilder: Beat Schwald | Kategorie: Nachrichten

Der zweite Teil des Drummeli wirkt kurzweiliger, rockiger, swingiger und bringt das Motto „Zämme“ noch mehr hervor.

Die Pelati Delicati eröffnen mit einem Kurzeinblick der Basler Vorfasnachtsess-Kultur in den zweiten Teil. Das komplette Gegenteil bringen dann die Alti Stainlemer mit Calibra auf die Bühne. Aus PET-Tonnen tauchen Pfeifer auf, der aufgetürmte Abfallberg entpuppt sich als Tambouren und die Goschdym sind vermutlich aus einer Säuberungsaktion des Rheinbords zusammengesammelt. Im Hintergrund schwingen die Strassenwischer die Besen, genau Schrott Secret. Eine äusserst kreative Umsetzung.

Der erste Raame des zweiten Teils zeigt einen freiwilligen Fasnachts-Integrationskurs für Zugezogene. Kompetenzorientiert und nach Lehrplan 21. Die Zugezogenen aus BL, BE und, natürlich mit Basso Salerno, aus Italien,  bekommen die Eigenheiten der „drei scheenschte Dääg“ erklärt. Am Ende fasst Basso das mit seiner ironischen Art ganz toll, mit einem Vergleich des Comités und der Mafia, zusammen.

Die Vereinigten Kleinbasler tragen die Neye Glaibasler in ihrem Wallensteiner-Kostüm vor. Zu lesen ist, dass es nur die Hälfte sei. Aufgelöst wird dies zum Ende, wenn die anderen kleinbasler Vertretungen der AGB, Junteressli, Naarebaschi, Olympia, Antygge und Negro dazustossen und somit sich ein Bühnenbild „Vereinte Kleinbasler“ zeigt. Eine tolle Umsetzung von Zämme.

Dass der Arabi auf der Gitarre nicht nur schön, sondern auch noch ein Fingerspiel ist, zeigt das Intermezzo. Purismus in Sachen Kostüm und Bühnenbild zeigt die Spale-Clique. Dieser hört nicht beim Vortrag des Hofnaar auf: rein, klar und sauber. Der Hofnarr oder Weissclown, Dominik Gysin, bringt seine spitzen und scharfen Aussagen auf den Punkt. Jedes Jahr dieselben Themen: Zürcher, Baselbieter, Schwoobe, BVB, FCB und vielleicht noch Gross- oder Regierungsräte. Der Aufruf den sicheren basler Garten zu verlassen und die Fasnacht als Instrument zu nutzen, alle Missstände aufzuzeigen, kam sehr gut an.

Zämme einen Trinken dachten sich die Glunggi und Basler Dybli. Vor dem Braunen Mutz laufen die Glunggi mit dem Hanswurscht ein. Danach wird angestossen, bevor die Basler Dybli mit dem Pfyffergruess ablaufen. Ein fliessender und origineller Übergang, der auf tatsächlichen Gegebenheiten beruhen könnte.

Das Duo Pelati Delicate, als Italiener dem Essen sehr zugetan, können die fasnächtliche Kulinarik nicht ganz einordnen. Ihr Vorschlag wären da verschiedene Pizze wie „Pizza Drei scheenschte Dääg“ (mit dreierlei Käse) oder eine „Räppli-Pizza“ (mit Chilliflocken). Übergeleitet wird sodann in den nächsten Raame , welcher in einer Apotheke spielt und den Fachkräftemangel sowie die Medikamentenlieferengpässe thematisiert. Aber dieser bezieht sich nur auf die Apotheken. Wenn es dunkel wird, können auf der Dreirosenanlage kein Fachkräftemangel oder keine Lieferengpässe mehr eruiert werden.

Laut wird es nun und rockig. Bereits der Start in die Eventhalle lässt erahnen, dass die Reise zurück in 70er Jahre ansteht: Grease. Die Ohregribler rocken zusammen mit den The Tickle Toe Hep Cats die Bühne. Ein erster Höhepunkt ist erreicht. Und der nächste folgt sogleich: ein Vers über den FCB. Die Brunzguttere liessen es laufen und laufen und laufen und brachten eine Pointe nach der anderen. Ein halber Banggüberfall machten das Schunggebegräbnis zusammen mit Tutti Mutti, alias Pelati Delicati, und so kam es zämme zur Schlusspointe. Ein weitere grandiose Idee des zämme-etwas-auf-die-Bühne bringen hatten die Schnurebegge: Dancing Queen zusammen mit der Dragqueen Jeff van Phil. Der Live-Gesang ist eine Hommage an den Gewinn des Grand Prix d‘ Eurovision de la chanson (Heute Eurovision Song Contest) von ABBA vor 50 Jahren, an die verstorbene englische Queen und die legendäre Rockgruppe Queen. Mehr Königin geht nicht.

Interkantonal wird es Vo Basel bis uff Ammel der J.B. Santihans zusammen mit der Rotstab-Clique. Das Medley von typischen Basler- und Baslebieter-Melodien überzeugt bei der Uraufführung genauso wie die Aufstellung auf der Bühne. Hier würden sich sicherlich viele wünschen, dass das Zusammenspiel immer so einfach und schön wäre.

Das beste zum Schluss aufbewahren, das wurde in Sachen Raame hier bewiesen: eine Hommage an die Fasnacht, ihre Tücken und das Schwelgen, denn „Dasch Amore“. Hier können die Schauspielerinnen und Schauspieler Rula Badeen, Philipp Graff, Dominik Gysin, Charlotte Heinimann zusammen mit Andrea Bettini und Basso Salerno aus vollem Herzen ihre Stimmengewalt präsentieren. Und der Saal singt und fühlt mit.

Das Grande Finale darf berechtigterweise die Breo machen. Mit Sing, Sing, Sing bringen sie mit Blächschaade und Tickle Toe Hep Cats eine Show auf die Bühne, welche Varieté-Charakter hat. Genau so könnten die Maskenbälle in Basel in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgesehen haben.

Regisseur Laurent Gröflin hat einen tollen roten Faden mit dem „zämme“ und den Pelati Delicati gesponnen. Die beiden Italiener halten mit viel Ironie den Spiegel vor. Auch die Schauspierinnen und Schauspieler überzeugen mit ihrer Spielfreude und können die wenigen etwas flach geratenen Raame auffangen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle Vorträge musikalisch oder visuell überzeugt haben. Ein grosses Aber kann jedoch für die Hälfte der Cliquenauftritte ausgesprochen werden: diese Vorträge waren nicht nur musikalisch, sondern auch visuell ein Genuss. Grossartige Ideen des „zämme“ wurden umgesetzt und wer noch kein Billett hat, der sollte sich mit Freunden und Freundinnen auf einen unterhaltsamen Abend einlassen und das Drummeli besuchen.

Das Drummeli wird vom 3. bis 9. Februar 2024 jeweils um 19.30 Uhr, sonntags um 14.30 Uhr aufgeführt. Tickets sind bei Ticketcorner, Bider & Tanner oder direkt beim Comité beziehbar. Die Preise sind zwischen CHF 48 und 78, für Jugendliche bis 16 Jahre zum halben Preis, erwerbbar.