Gerade noch neun Formationen bringt die Basler Schnitzelbangg Gsellschaft (BSG) auf die Schlussoobe-Bühnen. Aber bekanntlich kommt Qualität vor Quantität – und da haben die BSG-Formationen einiges zu bieten. Erfreulich: auch die regionalen Sujets bekommen ihr Gewicht.
Nach einigen Stunden (mehr oder weniger) genossenen Schnitzelbänken an Vorfasnachtsveranstaltungen, bei Telebasel, SRF oder live in einer Baiz kann man Verse über den doofen Trump oder den senilen Biden nicht mehr hören – und «Schwoobe-Värs» sowieso nicht mehr. Da tut es gut, wenn das regionale Geschehen Anlass zum Bängglen gibt – und da hört man doch das eine oder andere bei der BSG. Die Giftspritzi schafft es sogar, die Klimafrage lokal umzubiegen:
Wäg em Klima duen ych proklamiere
Sott me d Fasnacht an Oschtere duurefiehre!
Am Karfryttig neu dr Moorgestraich
Am Oschtermääntig s Ändi, s wäär kai Saich
E Joorhundertfasnacht, weisch wie schöön?
Wenn alli Schwoobe denn am Gotthard stööhn!
Leider nicht unberechtigt sind die Sorgen des Kuchi-Daaberettli:
S Hotel Basel isch am Änd – finito!
Und s Kaffi Spitz bald au scho dito.
D Wirtschaft duet unsri Baize verschlinge;
Gly muesch d Värs am Kebabstand singe.
Man kann auch auf Sujets kommen, die andere gar nicht haben, die Rätschbääse machen es vor:
Au mir fimf harte Fraue sueche s Abendüür.
Drumm faare mir nach Ruscht, die Gääli isch am Stüür.
„Hallo“ sait die vom Europapargg, „schön seid ihr fünf da“.
Und ob mir d Attraggtioone mit oder ooni Füür wänn ha.
Die Verbindung von Margarethenbrücke und dem eigenen Körpergewicht haben sie dagegen alles andere als exklusiv – da kamen viele Formationen drauf, zum Beispiel die Skandaalnuudle:
Dr Zwaier faart wäg Schwingige
Vo Binnige bis Binnige
Und wäg dr kabutte Margrethebrugg
Vo Binnige noch Binnige zrugg
Au mir zwai hänn voor dr Brugg grad gkeert
Well sii isch für Vierzigtönner gspeert
Naheliegend, wenn schon das Fasnachts-Comité mit dem Zolli kooperiert, ist das 150-Jahr-Jubiläum (des Tierparks!) – trotzdem wird darüber nur wenig gedichtet. Eine lobenswerte Ausnahme ist Frau Länzli. Leider bringt sie diesen Vers am Schlussoobe nicht, dafür beklagt sie eine Basler Misere
Bi uns grootet letschtjoor unser Lääbe us de Fuege
Die Diskussion duesch Oppenheimer oder Barbie luege
Wo mer gainigt und mit Freyd in d Stadt geen s isch dr Hit.
Sinn mir gschoggt, wos in de Staine gar kaini Kinos meh gitt.
Ausführlich und mit vielen «Binnenlachern» nehmen sich die Gsalzene des Zolli-Themas an:
150 Joor – dr Zolli jubiliert
Und jede bsuecht das Dier wo är favorisiert
Weight Watchers dräffe sich spontan bim Nilpfäärdgheeg
Styyrbeamti bi de Geier, dasch nid schreeg
Versicherigsverträter geen zue de Hyäne
Leerer und Fuultier dien gärn mitenander gääne
Frindschafte schliesse Aawält mit de Kakerlaake
So viil Ärm zem döple – Priester liebe d’Kraake
Wäärend ins Affehuus die ganz Regierig goot
Daagt am Affefelse grad dr Grossi Root
Mit einem seit einigen Jahren beliebten Klassiker aus der TV-Werbung verbinden die Bebbi-Buebe das Thema Schlafstadt Basel und speziell die Idee, das Musical-Theater umzufunktionieren:
Kai Musical ständig weniger Mässe,
alles wo Lärm macht kasch vergässe.
Kai neie Aaloos naime dinne,
jo unseri Regierig — isch am spinne!
Derfür schloofsch z’Baasel guet –Juhee,
im Duvet vo dr Fischer …. Au Wädenswil am Zürisee
Und noch ein originelles lokales Sujet – hier von den Emigrante:
Am Bahnhof Basel SBB,
Gumpe mir in ICE,
Nach fünf Stund – „Wir treffen ein,
Nächster Halt ist Weil am Rhein.“
Regional und neu National ist die Wahl von Beat Jans in den Bundesrat. Und «unser Beat» hat das Format, zum nächsten englischen König zu werden, zumindest wegen einem Körperteil, meint Frau Fasnacht.
Mir hän e Freud am Beat Jans, und dorum gits
Scho Huffe Beat Fänartikel, dasch kei Witz
T-shirts, Fahne, Schal und, will d Form guet duet passe
Gits vom Beat Jans jetzt neu au Hänkeltasse
Die Lumpesammler brillieren mit einem zum Mitsingen animierenden Refrain, einer Diefflieger-Adaption (Jä nai hösch…) und einer feinen Umsetzung eines nationalen Themas, das ansonsten wirklich über Gebühr strapaziert wurde:
Elternteil 1 an Elternteil 2, unserem Kind gohts schlächt
Bösewichtin betriegt e Gästin, so schriebt me woke-gerecht
Öbber isch do voll im Trend, gedanklich duets aim weh
Denn genderfründlich isch nur de Name, bi dr ES-VP
Weil die Zahl der eigenen Formationen doch etwas gering ist, wurde das Programm mit Gastbänken angereichert, unter anderem mit dem dienstältesten Basler Schnitzelbang, den Dipflischysser. Gefallen haben auch d Fäldschnäggli, d Schnapsbagge und s spitzig Ryssblei.
Dies ein paar Eindrücke von einem sehr vergnüglichen Schlussoobe, der übrigens vom Baizensterben gleich selbst betroffen war. Anstelle der gewohnten Auftritte im Sperber wich man dieses Jahr in den „Laiezorn“ aus. Daneben waren die Rasser-Theater Tabourettli, Fauteuil und Kaisersaal (hier mit wie immer ausgezeichnetem Essen!) Orte des nachfasnächtlichen Geschehens.
Fazit: Weniger ist manchmal tatsächlich mehr. Das man nicht mehr mit anderthalb Dutzend oder mehr Formationen bombardiert wird, erhöht die Aufmerksamkeit auf die Verbleibenden und auf die ebenfalls sehr stimmige fasnachtsmusikalische Begleitung durch Piccognito. Die meisten dürften sich gesagt haben „Do aane kemme mer wider“.