Die überbordende Zeit der vorfasnächtlichen Events ist vorbei. Es ist höchste Zeit für die richtige Fasnacht!
Es ist Sonntag Morgen vor dem Morgestraich. Die Chance ist relativ gross, dass der nächste, fasnächtliche Event tatsächlich der Beginn der Basler Fasnacht, also der «Morgestraich» sein wird. Die Zeit der unzähligen Vorfasnachtsveranstaltungen ist für dieses Jahr (endlich!) vorbei. Die Kulissen sind verräumt, die Kritiken verdaut. Charivari, Mimösli, Drummeli, Laaferi, Läggerli und wie sie alle heissen, verschwinden aus den Stammtischgesprächen. Und Dutzende von Stuubeden, Happenings und Vorsing-Events (in Coiffeur-Salons!), die kaum ans Licht der Öffentlichkeit schwappen, sind vorbei. Jetzt können die Requisiten und Goschdyms der Bühnenfiguren wieder verräumt werden. Das einzige, was jetzt noch zählt, ist das Kopfladäärnli oder s Zuugsgoschdym. Jetzt braucht es kein Schlegelwerfen mehr, sondern nur noch ein sauberer Schlepp. Ab jetzt entzücken keine Medleys aus 20 Jahren die Leute, sondern ein sauber gepfiffener Altfrangg. Und d Guggene dürfen auch wieder ihr Ice-Cream spielen, wenn nötig ohne Larve. D Schnitzelbänggler wissen, welche Verse jetzt sitzen, denn viele von ihnen haben an Vorfasnachtsveranstaltungen, Ysingete, Stuubede, Wagenvernissagen oder Altersheimfasnachten ausprobiert, welche Pointen sitzen und danach – hoffentlich – anständig gestrichen.
Endlich kommt auch die Zeit der Wagenfasnächtler, die – sehr selten – mit ihrem Wagen eine Vorfasnachts-Bühne befahren dürfen. Ihre «Vorfasnacht» besteht aus dem Wagenbau und – als Höhepunkt – der Wagenvernissage! Auch für sie gilt: Ab em Määnidg uff dr Route isch ändligg Fasnacht!
Man darf sich berechtigterweise fragen, ob die wochenlange Vorfasnachtsbelastung nicht etwas zu viel des Guten ist. Es gibt manch eine Pfyfferin oder mancher Tambour, die würden jetzt eine Woche Tessin bei Sonnenschein und Grappa sofort annehmen, weil sie nach 14 Tagen auf der Bühne eigentlich schon genug Fasnacht hatten.
Die Diskussion ist allerdings überflüssig. Und auch wenn dereinst die erste Vorfasnachtsveranstaltung aus komerziellen Gründen bereits in den Herbstferien Première haben könnte – egal. Ab morgen wird für 72 Stunden die ultimative Fasnacht gefeiert, die sich allerhöchstens (und hoffentlich nie wieder) durch einen Virus bodigen lässt. Eine Fasnacht, die uns schon seit jeher erlaubt, dass wir sind, wie wir sind. Wo die Auslastung, die Ticketpreise und die Räppli in der BaZ keine Rolle mehr spielen. Sondern ein Fest, wo ein sauber gepfiffener Altfrangg, eine heerlig geruesste Daagwach, ein toll geschränztes Ice-Cream und ein paar grosszügige Stunden auf dem Waage die Hauptrollen übernehmen werden.
Die Redaktion von fasnacht.ch wird auch in diesem Jahr aktiv und passiv auf der Gasse sein und versuchen, ein paar Fitzelchen von der Fasnacht aufzuschnappen und darüber zu berichten.
Wir wünschen dem aktiven Fasnachtsvolk anständiges Wetter und viel Freude und Spass. Und dem Publikum eine kostenlose Augen- und Ohrenweide.