10. Källerstraich: Ganz grosses Kino

3. Februar 2024 | Von | Bilder: Nicole Messer | Kategorie: Nachrichten

Ganz im Zeichen des Films stand die diesjährige (Jubiläums-)Ausgabe des Källerstraich – und man kann ohne übertriebenes Lob sagen: Das ist ganz grosses Kino, das da im kleinen, intimen Rahmen des Zehntenkellers aufgeführt wird. Die «Ego-Säu» mit ihren Piccolos lassen die Zuschauer mit-swingen und die Marionetten der «Antikeerper» hauen Pointe um Pointe raus. Auch bei den meisten der auftretenden Schnitzelbänkler kommen die Lachmuskeln nicht zu kurz.

Das Motto der diesjährigen Ausgabe wird schon vor Eintritt in den Theatersaal klar: Jeder erhält einen Popcorn-Becher und einen Flyer mit dem Titel «Cinéma im Zehntenkeller». Und der von Christoph Haering und Markus Blättler getextete 10. Källerstraich zieht es von A (wie Avatar) bis Z (wie Zorro) durch. Der Prolog steht unter der Prämise «Quo vadis», danach begrüssen die Antikeerper im «Little Shop of Horror», in einem weiteren Rahmenspiel geht es um «Shining» und als Einspieler gibt es  Filmtrailer für «10 Streiche im Keller» oder «Streich mir das Lied vom Keller». Dies alles voller Witz und oft auch Charme.

Nicht gerade charmant, aber auch mit vielen Filmanspielungen, geht das angejahrte Ehepaar vom Balkon in ihren traditionellen Zwischenrufen miteinander um. Auf ihre Frage, warum er früher Champagner ins Kino mitgenommen habe und heute nur noch Wasser, antwortet der holde Gatte: «Früher war es Frühstück bei Tiffany, heute ‘die Wüste lebt’.»

Nicht nur Charme, sondern gleich etwas Frivolität beweisen die Ego-Säu, unterstützt vom Trommelschlag Andy Borers, mit ihrem ersten Auftritt: Umrahmt von Marionetten-Dirnen (heute Sexarbeiterinnen genannt) intonieren sie auf ihren Piccolos «d Mutzebacher». Sehr «amächelig» ist dann die Komposition von Gérald Prétôt unter dem Titel «Uff em Peterblatz», in der die Ego-Säu als Stammclique auftreten – fast alle sind als Baumstämme kostümiert. Das absolute Meisterstück liefert die Piccolo-Formation aber im zweiten Teil mit einem «Western-Medley», einer Uraufführung und ebenfalls von Prétôt. Zum Kreischen komisch ist dabei eine strubbelige Schindmähre (s. Fotos).

Und um die Kritik am musikalischen Teil abzuschliessen: Routiniert ist Borers Trommelsolo «Deliverance – Dueling Banjos» (sofern man ein Duell als Solo bezeichnen kann). Die Qualifikation «routiniert» ist schon deshalb angebracht, weil er dieses Stück schon diverse Mal im Källerstraich auf die Bühne gebracht hat, dies allerdings vor der Coronazeit. Das Publikum war auf alle Fälle begeistert.

Der Källerstraich ist gekennzeichnet dadurch, dass jeweils eine ganze Reihe von Schnitzelbänken auftreten. Die Formationen nutzen das gut gelaunte Publikum auch dazu zu testen, was gut ankommt und was nicht. Logisch, dass da noch nicht alle gleich weit fortgeschritten sind. Absolut schon fasnachtsreif ist erwartungsgemäss der «Singvogel, der zusammen mit seiner Marionettenfigur gleich ein Gesamtkunstwerk inklusive diverser Chansons ablieferte.

Der «bängglerische» Höhepunkt im ersten Teil war aber unbestritten die «Dreydaagsfliege» mit harmlos vorgetragenen, aber bitterbösen Versen, etwa über Laederach oder einer Prophezeiung an den im Publikum sitzenden Bundesrat Beat Jans: Seinen Satz bei der Annahme der Wahl Richtung auf der Tribüne sitzender Ehefrau «Das ist aber schnell gegangen» werde er in Bundesbern nicht so bald wieder anbringen können.

Ebenfalls brillieren konnte «s Elfi-Glöggli» mit einigen Sujets, die so nicht erwartet werden konnten. «PereFyss» und «d Schnapsbagge» lieferten einen Steigerungslauf ab: Die ersten Verse waren sosolala, aber dann kamen ein paar sehr gute Pointen. Und «Frau Länzli» wird an den Reaktionen des Publikums selbst gemerkt haben, dass sie bis zur Fasnacht noch etwas zulegen muss.

Alles in allem eine äusserst gelungene Jubiläumsausgabe, die den prominenten Besuch (auch Nationalratspräsident Eric Nussbaumer war da) mehr als verdient hatte. Das Film-Motto wurde geradezu gnadenlos durchgezogen inklusiv der Ankündigung der Pause, die mit rund einem Dutzend Filmtitel gespickt war (das mit der «Rückkehr der Mumie» nimmt der Schreibende allerdings persönlich). Manchmal kannibalisierte dies fast etwas die traditionellen Elemente, etwa wenn die jedes Jahr herrlichen Dialoge der beiden Dalbaneese-Damen mit dem Plakettenverkäufer etwas untergingen, weil im Hintergrund «verhunzte» Filmtitel (etwa: Cramer vs. Cramer – seelische Abgründe eines Liberalen) eingeblendet wurden.

Aber das ist Meckern auf höchstem Niveau. Man würde gerne empfehlen, sich umgehend noch ein Ticket zu besorgen – aber alle Vorstellungen sind ausverkauft. Also das folgernde Memo an sich selbst: «Unbedingt vormerken für nächstes Jahr!»