«100 Joor Sulzbi»: Hommage an den Künstler und Fasnächtler

28. Januar 2004 | Von | Kategorie: Nachrichten

Vom 29. Januar (Vernissage) bis 1. Februar findet in der Alten Gewerbeschule eine Ausstellung unter dem Titel «Hommage an Max Sulzbachner: 100 Joor Sulzbi» statt. Mit ihr ehren «seine» Fasnachts-Gesellschaften Basler Bebbi und Olympia das Lebenswerk eines Künstlers, welche Jahrzehntelang ihre Züge gestaltet hat. Wie wichtig diese Ausstellung ist, zeigt die Tatsache, dass jüngeren Besuchern der Name Sulzbachner gar kein Begriff mehr ist.

Beim Betreten der Ausstellung fällt der Blick zuerst auf zwei riesige Laternen der Basler Bebbi aus den Jahren 1949 und 1952. In drei Räumen legen Ölgemälde, Bleistiftzeichnungen und wunderschöne Figurinen von Schweizer Volksbräuchen (darunter die drei Kleinbasler Ehrenzeichen), Politplakate, Illustrationen zur Satirezeitschrift «Der grüne Heinrich», Entwürfe für die Fenster einer neuen Abdankungshalle auf dem Hörnli und der Kirche in Himmelried Zeugnis ab vom vielfältigen Schaffen Sulzbachners.

Doch der grösste Teil der Ausstellung befasst sich natürlich mit dem fasnächtlichen Schaffen von «Sulzbi». Auf vielen Skizzenblättern wird, teils schwarzweiss, teils farbig die Entstehung einer Laterne oder eines ganzen Zuges minutiös festgehalten. Und bei den zahlreichen Skizzen der Comité-Bängg tauchen viele, teils vergessene Banggnamen auf. Diese lassen den Betrachter in Erinnerungen schwelgen, wobei einem auch der eine oder andere alte Vers wieder in den Sinn kommt.

1930 malte «Sulzbi» seine erste Fasnachtslaterne für die Basler Mittwoch-Gesellschaft (BMG). Darüber berichtet Beat Trachsler im Buch «Die Basler Fasnacht» folgendes: Die BMG-Laterne ging unter dem Namen «Vogelkäfig»-Laterne in die Fasnachtsgeschichte ein. Wegen ihr (und dem dazugehörenden Zeedel) kam es zu einem strafgerichtlichen Nachspiel. Ziel des Spottes war das von der Frauenzentrale errichtete Heim «Zum neuen Singer». Das Gericht war der Auffassung, dass sowohl die Laterne als auch der Text sexuelle Zweideutigkeiten enthielten und unbedingt als anstössig bezeichnet werden müssten. Der Präsident der BMG (Ernst Strub-Müller), der Maler (Max Sulzbachner), der Zeedeldichter (Theobald Baerwart) und der Drucker wurden zu einer Geldstrafe verknurrt…

Danach, während vieler Jahre, malte Sulzbachner Laternen für die Olympia (1949 bis 1964) und die Basler Bebbi (1931 und 1932, sowie 1935 und 1936 für die Jungi Garde, 1931 bis 1964 für die Stammgesellschaft, 1969, sowie 1971 bis 1984 zusammen mit Roger Mayer und Marcel Vogt jene der Alten Garde). Zudem entwarf er für diese Fasnachts-Gesellschaften Kostüme und Larven. So prägte er mit seinem eigenwilligen Stil die Erscheinung der Basler Fasnacht ganz entscheidend mit. 1964 wurde «Sulzbi» Mitglied des Schnitzelbangg-Comités. Hier skizzierte er viele Jahre die einzelnen Bängg bei ihren Auftritten.

Im Gundeli aufgewachsen, reiste Sulzbachner 1921 nach Berlin, 1923 nach Paris, wo er die Abendkurse an der Akademie «Scuola Rossi» besuchte. 1928 ist er Mitbegründer der Basler Künstlergruppe «Rot-Blau». Nach einem Schwarzwaldaufenthalt kehrte er in die Heimatstadt zurück und schloss sich der Künstlergruppe «33er» an, welche das künstlerische Leben in Basel während Jahrzehnten prägten. Neben seiner Tätigkeit als künstlerischer Assistent am Stadt-Theater arbeitete er auch als Gastbühnenbildner in anderen Schweizer Städten. Ab 1942 war Sulzbachner Lehrer an der Kunstgewerbeschule. Bis zu seiner Pensionierung 1969 unterrichtete er dort die Klassen Farbe und Form, sowie das Textilzeichnen. Er starb am 24. August 1985.

Von den Veranstaltern wurden zwei Schulklassen eingeladen, Entwürfe für eine Laterne zu machen. Am Donnerstag, 29. Januar, und Freitag, 30. Januar können sie ab 8 Uhr ihre Entwürfe mit richtigen Farben auf drei 50 x 50 Zentimeter grosse, mit Leinwand bespannte Würfel übertragen.