Fasnachtsbändeli 2024: „Räppli glääbe an de Händ“

6. Januar 2024 | Von | Bilder: Michaela Brosig | Kategorie: Nachrichten

Das Fasnachtsbändeli startete heute unter dem Motto: „jedes Räppli zellt“. Eine sehr gelungene Premiere mit hohem musikalischem Anteil, einem glänzend aufgelegten Ensemble mit vielen jungen Kräften und dem sehr aktuellen Thema, dem Klimawandel. Die diesjährige Ausgabe reiht sich punkto Qualität nahtlos in die Reihe der bisherigen Ausgaben ein. Eine tolle Vorfasnachtsveranstaltung.

Am heutigen Dreikönigstag beschäftigt viele die Frage, wer wird Königin oder König? Bei der Premiere des Fasnachtsbändeli im Theater Arlecchino will man eher wissen, was sind die Rosinen im diesjährigen Programm? Das ist für die Besucher sehr schwierig zu definieren weil das Programm flüssig ist und keine Hänger hat.

Im Ensemble gab es gegenüber letztes Jahr Änderungen. So pausieren die aus vielen vergangenen Produktionen bekannten Gesichter Silvia Ferrari, Sandra Heitz und Janina Gasser. Es ist aber toll, dass sie nur als Persönlichkeiten fehlen aber als Schauspieler mit jungen Gesichtern wie Fabienne Stocker, Fabienne Baltisberger und Lena von Allmen mehr als gut ersetzt wurden. Zusammen mit den erfahrenen Silvio Fumagalli, Markus Jeppesen, Manuel Müller, Roger Gugger und Marus Voltz bilden sie das Team in diesem Jahr.

Roger Gugger als Schöggeli, der Strassenwischer vom Tiefbauamt wischt noch dem letzten Abfall weg und dann kann die Vorstellung beginnen. Beim Prolog wird das Thema Klima vom gesamten Ensemble in witzigem Wortwechsel aufgenommen. Es werden Ideen gesponnen wie man Fasnacht klimaverträglich machen könnte. Es werden von den „Rooti Räppli“ absurde Ideen entwickelt wie nur ein Tag Fasnacht, Apfelringe von den Wagen verteilen und so weiter. Alle treten übrigens um die Umwelt zu schonen in „second hand“ Kostümen an.

Die tiefsinnige Diskussion wird unterbrochen durch das Basler Piccolo Ensemble (Gérald Prétot) mit dem Rhysprung (Thomas Heid/Rolf Schlebach). Die Formation feierte übrigens im Laufe des Programms noch eine Vorfasnachtliche Uraufführung mit dem nigelnagelneuen „Gugguggummere“ (Gérald Prétot, Trommeltext: Moritz Frei) und dem zum Thema passenden „Vélo“. Unter professioneller Leitung werden alle drei Stücke von den talentierten Jugendlichen hervorragend umgesetzt. Fasnachtsmusik auf hohem Niveau.

Musikalisch setzt sich der heimliche Star des diesjährigen Fasnachtsbändeli Manuel Müller in seiner Rolle als Blaggeddeverkäufer ein erstes Mal in Szene. Er rockt mit einem Titel von Chuck Berry (Johnny B. Goode) welche in der baseldeutschen Version „Blaggedde, Blaggedde“ heisst. Mitreissend und von Silvio Fumagalli als Rhytmusgeber auf einer Kiste hervorragend begleitet. Der erwähnte Blaggeddeverkäufer hat auf übrigens der Innenseite seines langen Mantels wie ein Ganove alte Blaggedden, Uhren und Snacks angeheftet zum Verkauf.

Ebenfalls zur Blaggedde singt Fabienne Stocker ein Solo und bringt die Premierenbesucher ins Staunen. Eine Stimme zum Bewundern.

Nach weiteren kontroversen Diskussionen über den Klimawandel heisst es Sister Act der BTA (Leitung Ami Gadient) – Sister Act, wie bitte? Eine reine Mädchen-Tambouren-Gruppe der Basler Trommelakademie welche alle mit ihrer Dynamik und Leidenschaft beeindrucken. Vor der Pause mit klassischen Trommeln und traditioneller Fasnachtsmusik, nach der Pause mit Showelementen und beleuchteten Trommeln. Macht Freude, eine reine Mädchenformation mit dieser Qualität zu sehen.

Ein richtig armer Kerl ist der Schöggeli welcher immer den ganzen Dreck wegputzen muss und vor lauter Räppli bricht er zusammen, aber alle wollen helfen. Die ganzen „Roti Räppli“ helfen nicht nur sondern machen mit dem Bebbi-Sagg Musik im Stile der früheren Pfuri, Gorps & Kniri deren Markenzeichen das Musizieren mit Alltagsgegenständen, wie zum Beispiel Abfallsäcke war.

Schöggeli hat dann ein Räppli im Auge und damit kann nahtlos zu einem weiteren, von Jürg Jösslin feinfühlig auf Baseldeutsch umgeschriebenen Lied übergeleitet werden. Das Original ist übrigens von Florian Ast und heisst „Träne i mine Ouge“.

Es war zu erwarten, dass das Thema Klimakleber in der Geschichte vorkommt und gegen Ende war es tatsächlich so weit. Alle „Roti Räppli“ schmierten Leim auf die Hand und ab auf den Boden. Was aber klebte waren nur die Räppli und keine Bodenhaftung. Also haben wir in Basel während der Fasnacht keine Klimakleber zu erwarten.

Mit der Pfeifergruppe und der Unterstützung vom ganzen Ensemble wurde Themengerecht „mir sinn mit em Velo do“ intoniert und in den Epilog übergeleitet. In dieser positiven Stimmung wurde beschlossen, doch wir machen Fasnacht wie immer, achten aber auf die Umwelt.

Als Fazit kann gesagt werden, dass das Klima nicht an der Fasnacht gerettet werden kann, man darf aber schon versuchen die Abfallberge zu reduzieren, schon nur wegen Schöggeli von der Stadtreinigung welcher ein letztes Mal bemerkte „In Basel do isch ebbis los, alli Bebbi geen uff d Stroos, machet doch kai Sauerei, wär ruumt alles wäg – dr Schöggeli……

Übrigens einen König gab es doch noch. An der Premierenfeier hatte Maurus Voltz die gesuchte Figur im Dreikönigskuchen. Das hat Maurus verdient. Er kommentierte während des ganzen Fasnachtsbändeli immer wieder als Bänggler mit seinen Vierzeilern das Geschehen

Eine aktuelle Geschichte geschrieben von Peter Keller wurde vom Ensemble unter der Regie von Tausendsassa Colette Studer hervorragend umgesetzt. Für die Choreographie war Tatjana Pietropaolo zuständig.

Nicht vergessen darf man all die fleissigen Helfer im Hintergrund: Technik: Sonja Oswald; Kostüme: Pia Sigrist; Bühnenbildbau: Dominik Flubacher.

Am Abend zusätzlich im Programm:
Amerbach Pfyffer (Leitung: Mario Neuhaus)
Schnitzelbängg: Dipflischysser, PereFyss, Rollaator Röösli (alle Bebbi Bängg)

Premiere: Sa, 6. Januar 2024 / 14:30 Uhr (Vorstellungen bis 4.2.2024)

Eintritt Nachmittag: Kinder Fr. 17.– / Erwachsene  Fr. 22.–

Eintritt Abend: Fr. 38.– / ermässigt Fr. 28.–

Der Familienpass ist nur an den Matinees vom Sonntag 7. und Sonntag, 14. Januar 2024 gültig.

Tickets à Fr. 10.00 für die IWB-Matinee (21. Januar 2024) sind ab Januar im IWB CityCenter erhältlich.