Källerstraich 2025: e Böög goot uff Raise

22. Februar 2025 | Von | Bilder: Nicole Messer | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Die Faszination des Källerstraich im Basler Marionetten Theater bildet zweifelsohne die Kombination aus an Fäden hängenden Figuren und realen, lebenden Akteuren. Auch in der 11. Ausgabe der äusserst beliebten Vorfasnachtsveranstaltung bringen sie zusammen ein Programm auf die Bühne, welches keine Wünsche offenlässt. Das Premièrenpublikum war einfach hingerissen.

Die Begrüssung der  “Antikeerper“, Sämi, Werni und Heinz, fiel etwas zaghaft aus und genau das wollten sie für diese Fasnachtssaison ändern. Ihr Auftritt muss bombastisch sein, mit Vorschussapplaus versehen und euphorisierend daherkommen. Um dies zu erreichen behilft sich Werni sogar eines Spiegels, will rückwerts auf die Bühne treten oder gar einfliegen. Alsdann wollen sie sich, um endlich in die Championsleague der Basler Schnitzelbänggler aufzusteigen, gewissenhaft vorbereiten, was ihnen anfangs etwas schwer fällt.  Die Premièren-Gäste im vollbesetzten Zehntenkeller des Basler Marionetten Theater nehmen gespannt an den Bemühung der Bänggler teil, die sogar eine eigene Gesellschaft gründen, welche passenderweise Basler Faade Loge (kurz BaFaLo) heisst und sie hierfür sogleich ein Casting veranstalten. D Antikeerper bilden neuerliche den roten Faden im Programm und treten wiederkehrend in verschieden Szenerien auf. Ihnen gleich tut es der Zürcher Böög der ebenfalls mehrfach in vielen Programmpunkten eine tragende, fahrende oder tanzende Rolle einnehmen darf. Besonders gelungen ist die Nummer, wo man sich einen eigenen Böög herstellen lassen kann.

Dr Blaggede-Verkäufer und die beiden Damen vom Daig, dürfen auch in diesem Källerstraich nicht fehlen. Diesmal trifft man sich in der, wie könnte es auch anders sein, Polizeiwache Kannenfeld, welche unterbesetzt und schon gar verlassen scheint. Überhaupt wird die Kantonspolizei Basel-Stadt oftmals zum Thema, sei es bei den Schnitzelbängg, dem Rahmen und schliesslich auch beim “Schugger-Blues“, der äusserst melancholisch und doch treffend daherkommt, wie auch Polizei-Direktorin Stephanie Eymann bemerkt, die sich unter den Premièrengästen befand und sich ebenfalls köstlich amüsiert. Ich betitle sie seither liebevoll als “Schugger-Blyysli”.

Gleich 6 Spitzen-Bängg fanden ihren Weg in den Gewölbekeller und begeisterten mit ihren Versen. So wusste s Elfi-Glöggli (VSG-Bängg) wiederum kindlich, aber nicht kindisch zu gefallen und animierte die Gäste beim Refrain doch mitzupfeifen. Auch d Schnaabelwetzer (Comité-Bängg) mit ihrem Waschbrett und den keineswegs verwaschenen Versen kamen beim Publikum sehr gut an. PereFyss (Bebbi-Bängg) überraschten mit Versen, die sich von Dubai bis in die Alpen erstreckten und ernteten viel Beifall. Gewohnt rhythmisch und melodiös kamen d Brunzguttere (Comité-Bängg) daher und liessen es sogleich laufen. Ebenfalls eine überaus gelungene Vorstellung. Noch immer mit drei Erik Weber-Versen im Repertoire und etwas deftiger als auch schon, überzeugte s Dintelimpli (Comité-Bängg) und den bängglerischen Abschluss bildete am Premièrenabend dr Fäärimaa (Comité-Bängg) in seiner gewohnt trockenen Art und ungemein treffenden Pointen.
Für die anderen Vorstellungen treten noch weitere Schnitzelbangg-Formationen auf die Källerstraich-Bühne, es konnten nicht weniger als 18 Schnitzelbängg hierfür gewonnen werden, wobei d Antikeerper hier nicht mitgezählt sind.

Seit Jahren ein fester Bestandteil des Källerstraich sind d Pfyffer-Gruppe Ego-Säu. Auch in dieser Spielzeit brillieren sie mit aussergewöhnlichen Kompositionen. Zusammen mit Tambour Andy Borer starten sie mit dem “Bruggemärschli” aus den Federn von Gérald Prétôt / Scott Mitschell (TT), alsdann der “Napoli” von Gérald Prétôt  bei welchem sie famos dirigiert werden und sogar das britsche Königspaar applaudiert und finalisieren schliesslich mit “Carmens Piccoli am Källerstraich” von Cornelius Buser in spanischen Folklorekostümen und einem zusätzlichen kleinen Ego-Säuli. Einfach grossartig.
Ebenfalls ein Muss im Källerstraich ist  Andy Borer mit seinen Trommelkünsten. Dieser steht heuer unter dem Titel: “The Drummel-Challenge” auf der Bühne wo er gewohnt präzise, dynamisch und rasant performt! Seinen kleinen Duellpartner sucht man in diesem Jahr vergebens, dafür wirbelt er auf verschiedensten Utensilien herum, darunter auch zwei Holzköpfe, bevor er seine Schlagsalven auf der Basler Trommel gipfeln lässt. Kolossal.

Die Güpli-schlürfenden Petitjeans, die von ihrem Logenplatz aus, immer wieder verbale Nadelstiche setzen , liessen einige Tiraden mit Thematik “ESC”, “Böög” oder “Grampfoodere” los. Köstlich und in diesem Sinne: zem Wool!

Källerstraich 2025
Der Kellerstraich darf man durchaus als die Kronjuwelen der Basler Vorfasnacht bezeichnen. Die Geschichten sind süffisant erzählt, die bekannten Charakteren überzeugen mit tollen Texten von Christoph Haering und Markus Blättler und haben viel Lokalkollorid. Die musikalischen Einspieler sind grossartig, wenn bespiesweise gleich drei Zürcher Böög zu einer Kombiantion aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis “Schwanensee” und “em Zürisäggsilüütemarsch” tanzen. Die Schnitzelbängg überzeugen allesamt und die Fasnachtsmusiker sind einfach Grossartig. Die Vorstellung ist enorm kurzweilig und äusserst amüsant.
Den Machern sei wiederum eine herzliches Dankeschön ausgesprochen. Sie haben uns 2 1/2 Stunden absoluten Frohsinn bereitet.

Källerstraich im Telebasel
Spieldaten: 21.Februar – 02. März 2025
Alle Vorstellungen sind restlos ausverkauft, jedoch gibt es eine frohe Kunde. Die Premièrenvorstellung des Källerstraich 2025 wurde vom TeleBasel aufgzeichnet. Am Freitag, 7. März 2025, 20.15 Uhr wird der Källerstraich in kompletter Länge auf Telebasel ausgestrahlt.

 

Texte und Regie: Christoph Haering und Markus Blättler
Schnitzelbängg: E hampfle feyni Bängg vo verschiidene Gesellschafte, alternierend
Pfyffe und Drummle: Ego-Säu und Andy Borer
Spiel BMT,  Dieter Aegerter, Susi Hostettler, Christa Nater Benz, Marianne Zedi, Florian Vetter
Figuren: Richard Koelner, Wolfgang Burn, Susi Hostettler, Christian Schuppi
Requisiten: Simon Bielander
Musikalische Einrichtung: Thomas C. Gass
Stimmen: Simone Haering, Thomas C. Gass, Markus Blättler, Christoph Haering