Old Music for e Shitty Instument; Bernhard Beery Batschelets Vermächtnis

20. November 2023 | Von | Bilder: Benno Hunziker | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Sonntag, 19. November 2023, fand im vollbesetzten Musik- und Kulturzentrum Don Bosco innerhalb der Konzertreihe, die sich dem musikalischen Schaffen von  Bernhard Beery Batschelet widmet, ein erstes Konzert unter dem Titel „Batschelet Piccolo“ statt. Ein aussergewöhnlicher Vorabend mit interessanten Hintergründen zur Person Bernhard Batschelet und dessen musikalischem Vermächtnis, grossartig vorgetragen von hervorragenden Musiker/Innen.

Nein, ich kannte Bernhard Beery Batschelet nicht persönlich und es wäre übertrieben, wenn ich dessen musikalisches Schaffen hätte zuordnen können, obwohl ich seinen „Summervogel“ (1998/2001) oder auch die „Supernovela“ (2009) bestimmt schon innerhalb des einen oder anderen Konzerts auf Platz Basel gehört habe. Aufmerksam wurde ich auf den Namen Bernhard Batschelet in Zusammenhang mit seinem allzu frühen Ableben mit 69 Jahren im 2020. Im Februar 2023 fand im Museum Tinguely ein Konzert zu seinen Ehren statt wo von verschiedenen Gruppierungen aus seinen über 100 Werke wie beispielsweise „Sodeli“ oder „dr Lumpesammler“ vorgetragen wurden.

Im Don Bosco, fanden sich nun Freunde, Familie, Weggefährten und Bewunderer seiner Musik in der ehemaligen Kirche ein und man bekam nicht nur die Klangwelt des Bernhard Batschelt zu hören, sondern konnte den Menschen etwas kennenlernen oder sich an gemeinsame Anekdoten zurückerinnern. Hierfür wurden beispielsweise Raphael Bachmann eingeladen, der einige einleitenden Worte ans Publikum richtete, Sylwia Zytynska, seine Perkussion, Performance-Partnerin und Freundin, die in der Küche wirkend, von einigen aussergewöhnlichen Begebenheiten mit Bernhard berichtete, sein Wesen und Charakter  mit offensichtlich treffenden Worten beschrieb, wie ich es aus der Reaktion des Publikums entnehmen konnte. Oder der bald 95 jähige Peter-Lukas Graf, der sehr lebhaft sein Zusammentreffen mit Bernhard beschrieb, wie er auf ihn zukam und verlangte, dass er ihm Flötenunterricht geben soll, er zu seinem grössten Kritiker wurde und ihn somit antrieb und er von ihm während einer Bergwanderung sogar einmal das Leben gerettet wurde.

So durften die Gäste doch einiges vom Leben von Bernhard mitnehmen und  sich alsdann in die musikalische Umgebung seiner Wahlheimat nach Bali versetzen lassen. Das balinesische Gamelan Sarswara der Musik-Akademie Basel in Zusammenarbeit mit Musiker/Innen der Gamalean Anggur Jaya aus Freiburg im Breisgau und der Tänzerin Inten Korngiebel eröffneten schliesslich das Konzert. Diesem schloss sich „Improvisation et Dance für Piccolo solo“ an, welches man als Brückenschlag zwischen der Gamelan-Welt und Piccoloklängen verstehen kann.

Das hervorragend besetzte Basler Piccoloensemble trumpfte alsdann mit dem Aushängestück aus Bernhards Feder dem „Summervogel“ auf.  „Blues for eight“ aus dem Jahre 2006, das er dem Piccoloensemble für den „Ufftaggt 2007“ auf dem Leib geschrieben hat, folgte danach. Mit Unterstützung von Ivan Kym an der Basler Trommel stand die „Supernovela“ auf dem Spielplan. Hier war es Bernhard, welcher sich Ivan Kyms komplexem Werk unterordnen musste und zu seinem ausserordentlichen Trommeltext eine Piccolopartitur komponieren musste, was gelang, wie sich das begeisterte Publikum im Don Bosco wiederum vergewissern durfte.

Der Titel des Konzertes „Old Music for a Shitty Instrument“ bildete den Auftakt zum zweiten Teil des Abends. Ein sehr modernes, etwas avantgardistisches Stück, wie aus dem Programm zu entnehmen ist. Sehr viel klassischer in harmonischer Hinsicht, ja schon fast einer Liebesbeziehung zweier Piccolostimmen gleich, kommt „Joseph Bodin de Boismortier, concerto für 5 Flöten in a-moll“ (2006 neu eingerichtet für 6 Piccoli) daher. Eigentlich zweigeteilt, wobei sich eine Querflötenstimme (Felix Renggli) mit einem eher modernen Exkurs einbettet. Den Abschluss des eigentlichen Konzertes machte „IGOR“ (2010). In Beery Batschelets Worten eine „anspruchsvolle vierstimmige Pfeifer-Komposition auf Melodien der Balletmusiken von Igor Stravinski. Das Basler Piccoloensemble hat hierfür zwei vierer-Gruppen gebildet und trägt das Stück als Oktett vor. Man fühlte sich fast in einen Kinosaal versetzt, wo man einer Filmmusik lauschen durfte…

Das Publikum war von den Darbietungen des Basler Piccoloensemble in Personen von Karin Bienz, Xenia Fünfschilling, Sandra Mesmer-Preiswerk, Andrea Lötscher, Judith Rickenbacher, Regine Steinauer, Kevin Klapka, Sebastian Meyer, und Michael Robertson, begeistert und bedachte sie mit tosendem Applaus. Zu ihnen gesellte sich alsdann wiederum Ivan Khym und gemeinsam spielten sie die „Retraite à discertion“ und schlossen diesen abwechslungsreichen, interessanten und musikalisch hervorzuhebenden Abend mit einem „Slow“ ab, für welchen Bernhard den Trommeltext auch selber beitrug wie Ivan unterstrich.