Endlich: Die oft sehr mühsame Suche nach einem Ryym hat ein Ende! Das Buch von Roli Kaufmann (Titel: E Ryym uf Baaseldytsch) ist eine unabdingbare Hilfe für alle, die baseldytsch reimen müssen. Vielleicht findet sich darin endlich auch ein besserer Reim als: Basel – Gfasel? fasnacht.ch hat sich mit dem Autor unterhalten!
fasnacht.ch: Roli Kaufmann, wer bist Du? 1955 in Basel geboren, aber zunächst mit Berndeutsch als «Mutter-Sprache» aufgewachsen (Baseldeutsch kam dann nach den üblichen Hänseleien im Kindergarten ziemlich schnell dazu). Schulen in Basel, nach der Matura zunächst Deutsch und Englisch an der Uni Basel studiert, aber bald gemerkt, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Sprache nicht wirklich mein Ding ist. Dann noch ein wenig Jura studiert und dann suchte ich mir einen Job und landete auf verschiedenen Umwegen im Marketing- und PR-Bereich – wo mich die Begeisterung für Sprache und fürs Schreiben traf: Als Texter und PR-Redaktor habe ich viele Jahre Fachtexte, Medienmitteilungen und Geschäftsberichte verfasst, redigiert und korrigiert.
Die Fasnacht hat mich erst spät erreicht: Erst im Alter von 43 Jahren habe ich trommeln gelernt (entgegen allen Unkenrufen, dass man das in diesem Alter unmöglich noch lernen könne!) und war dann bis vor wenigen Jahren als Tambour und Zeedelschryyber in einer Stammclique aktiv.
Seit Mitte 2019 bin ich pensioniert und habe nun vollumfänglich Zeit, mich dem zu widmen, wo neben dem Schreiben für die Fasnacht eigentlich schon immer mein Herzblut drinsteckte: der Musik!
fasnacht.ch: Um ein Buch mit der Thematik «Reimen» zu schreiben, braucht es doch sicher ein Schlüsselerlebnis. Welches war Deines, welches Dir den Ansporn zu diesem Buch gegeben hat? Wie vorher erwähnt, war ich selbst jahrelang Zeedelschryyber. Ich kenne also die Nöte und Zweifel des Fasnachtsdichters aus eigener Erfahrung: Gibt’s auf diese Zeile überhaupt einen Reim? Sind diejenigen, die mir grad einfallen, wirklich alle, oder gäbe es noch andere? Muss ich diese tolle Zeile nun wirklich umschreiben, weil ich keinen Reim drauf finde? Und immer wieder hätte ich mir gewünscht, einfach irgendwo nachschlagen zu können und dort die Antworten zu finden. Und schliesslich habe ich mir gesagt: Wenn es etwas nicht gibt, was ich und wohl auch viele andere brauchen könnten, dann schaffe ich es eben …
fasnacht.ch: Für wen hast Du dieses Werk verfasst? Für alle, die baseldeutsche Texte in Reimform schreiben, also natürlich in erster Linie für die Schnitzelbänggler, die Zeedeldichter, die Ladäärneväärslibrinzler – aber auch für alle «Gelegenheitspoeten», etwa von Geburtstags- und Hochzeitsgedichten etc. Für alle diese soll das Buch ein Hilfsmittel sein – nicht mehr und nicht weniger, denn zündende Ideen, Kreativität, Humor und auch das «Handwerk des Dichtens» wie Textaufbau, Versmass etc. kann man nicht mit einem Buch ersetzen.
fasnacht.ch: Also begegnen wir in Zukunft weniger dem Wort «Gfasel» als Reim auf «Basel»? Das wäre schön – wenn es denn einen anderen Reim gäbe! Gibt es leider nicht; aber es wäre natürlich schön, wenn die Reimvielfalt durch das Buch tatsächlich etwas beflügelt würde. Und «Basel» muss ja nicht unbedingt am Ende der Zeile stehen – dann braucht man auch keinen Reim darauf!
fasnacht.ch: Wie ist das Buch aufgebaut? Anders als herkömmliche Wörterbücher sind Reimwörterbücher nicht alphabetisch, sondern nach Vokalen gegliedert, also nach A, E, I, O, U, weil jede Reimsilbe mit einem Vokal beginnt. Es gilt also immer zuerst die Reimsilbe, auf die man einen Reim braucht, zu identifizieren und dann im Buch nach dieser zu suchen; die darauf reimenden Wörter sind dann darunter aufgeführt. Das klingt komplizierter als es ist – mit einem Blick ins Buch wird sehr schnell klar, wie es funktioniert!
fasnacht.ch: Wie bist du vorgegangen, um alle diese Reimwörter zu erfassen? Zunächst galt es einmal, ein System zu entwickeln, in dem man die Reimwörter sinnvoll «abfüllen» und dann auch ordnen und sortieren kann. Konkret waren letztlich es fünf Excel-Tabellen, für jeden Vokal eine. Danach ist natürlich viel eigene Kreativität und Hirnarbeit gefragt. Ein nützliches Hilfsmittel, vor allem zum Erfassen der Reimsilben, waren bestehende, allerdings hochdeutsche Wörterbücher, wobei jede Reimsilbe und auch jedes darunter aufgeführte Wort auf «Dialekttauglichkeit» überprüft, ggf. angepasst und oftmals unter eine andere Reimsilbe verschoben werden musste, weil es im Dialekt halt einfach anders heisst. Nach einem ersten Abschluss gab es noch zahlreiche «Überprüfungsrunden»: So habe ich beispielsweise sämtliche Reimpaare in den Gedichten des Basler Stadtpoeten Blasius darauf «abgeklopft», ob sie in meinem Verzeichnis auch wirklich enthalten sind. Zum Schluss galt es noch, das Baseldeutsch-Wörterbuch von Rudolf Suter von vorne bis hinten durchzuackern und fehlende Wörter – soweit noch gebräuchlich – aufzunehmen.
fasnacht.ch: Hast Du alle Reime erfasst – oder kann man Dir noch weitere Vorschläge schicken? Es wäre vermessen, wenn ich behaupten würde, dass alle Reime erfasst sind – damit würde ich einerseits meine eigene Unzulänglichkeit leugnen und andererseits die Tatsache, dass sich Sprache und insbesondere Dialekte laufend verändern. Gewisse Wörter oder Wortformen sind ganz bewusst und aus bestimmten Gründen nicht enthalten – welche und warum, ist im Buch erläutert. Insofern: Ja, Ergänzungen sind natürlich immer willkommen!
fasnacht.ch: Wo ist das Buch erhältlich?
Überall, wo es gute Bücher gibt …! Einerseits direkt beim Reinhardt-Verlag (www.reinhardt.ch), andererseits in den gängigen Online-Büchershops wie Orell Füssli oder Bider & Tanner, aber auch in jeder anderen Buchhandlung, ev. auf Bestellung.
fasnacht.ch: Beschte Dangg und vyl Erfolg!