Am Dienstag, 7. März 2023 hat sich die Basler Fasnachtswelt in der Peterskirche von Werner Kern verabschiedet (1949 bis 2023). Ein Freund von Werni erinnert sich.
Von Werni, der durch das Ändstraich-Stockwurf-Spektakel als Tambourmajor Kultstatus erlangt hatte – für das die Menschen jeweils schon lange vor vier Uhr am Donnerstag vor der Safran-Zunft bereit standen – bleibt natürlich viel mehr.

Weni Kerns Zug der Basler Bebbi-Tambouren zum Sujet „El Carton“
Aufgewachsen in Basel und Riehen, wurde er trotz anfänglicher Bedenken des nicht aus Basel stammenden Vaters vom Fasnachts-Virus infisziert. Bei den Basler Bebbi lernte er trommeln und vor allem das Laternenmalen. Nachdem er mehrere Laternen für die Junge Garde gemalt hatte, folgte die erste Station als Stammmaler bei der Rätz. Nach 10 Jahren und einer erfolgreichen Nachfolgeregelung (Ziehsohn Eins: Christoph Knöll), übernahm er bei den Bebbi das Malen der Stammlaterne und die Gestaltung der Fasnachtszüge für viele Jahre. Genannt sei hier der berühmte Karton-Zug (Sujet: El Cartón; Persiflage auf den CH-Beitrag zur Weltausstellung in Sevilla 1992).
Parallel dazu war er stolzer Tambourmajor. Da ihm die Gesundheit seit Jugendjahren bis zu seinem Lebensende immer wieder einen Streich spielte, beendete er die Majors-Karriere von sich aus mit dem Ziehsohn Zwei: Dänny Schärli und die Bebbi-Malerzeit mit Ziehsohn Drei: Oliver Mayer.
Die Fasnachtsplakette von 1988 (D Wundergugge) wird uns in Erinnerung bleiben wie auch die Ausgabe 2002 (Arteplage am Rhy!). Mit dieser Blagedde kam Werni zum Zug, obwohl er bei der Wahl „nur“ Zweiter geworden ist. Aber: Eigentlich ausgewählt wurde ein Sujet mit einem Hochhaus, welches aber nach 9/11 nicht mehr umgesetzt werden konnte… Dem Fasnachts-Ziehmaitli Clelia Zoller, wie er es nannte, konnte er später auch helfend bei Plaketten-Entwürfen zur Seite stehen.
In Erinnerung bleiben natürlich die vielen tollen, oftmals lustigen und sarkastischen Gespräche während Jahren bei mir im Atelier, während des gemeinsamen Laternenmalens. Hier eingeschlossen sind die vielen Gäste der Bebbi, auch der ARI und Verschnuuffer, die jeweils bis spät in die Nacht blieben – ebenso die ominösen Hüttenwart-Dankesessen bei ihm zu Hause. Seine Tambourmajorkollegen können sicher selbiges vom «Profilneurotiker»-Essen erzählen.
Im Jahre 2012 exportierte Werni sogar Basler Fasnachts Handwerks Know how in Form der Larvenkaschiertechnik sowie das Laternenmalen nach Prag. Auf Initiative der tschechischen Religions- und Theaterwissenschaftlerin Olga Cieslarvá, der Mitbegründerin der Prager Fasnacht „Sametove Posviceni“, gab es hier einen wunderbaren Kulturaustausch.
Seine Anwort auf die erstmalige, rhetorische Frage wie er den Kaffee gern hätte, war «Schwarz wie d Seel». Dies mag ein Teil von ihm sein. Seine drei Töchter, seine Partnerin Claudia sowie auch die Fasnachtsszene wird ihn als einen sehr liebevollen, humorvollen und kreativen Menschen in Erinnerung behalten.
Magnus Roth
PS. Sein jedes Jahr farbig werdender Mal-Wollpulli gehört eigentlich ins Museum.