Gastkommentar von Jonas Blechschmidt, Fasnächtler seit 40 Jahren
War Sie es jetzt, oder vielleicht doch nicht, die Jahrhundertfasnacht? Ich denke, dass muss jeder für sich entscheiden. Eines ist jedoch sicher, es waren drei prächtige Tage und ich durfte immer wieder mal in die „Fasnachtsggligseeligkeit“ eintauchen.
Sehr eindrücklich war für mich die Intensität der Fasnacht 2023. Ich hatte das Gefühl, alle Fasnächtler*innen (und alle anderen) wollten die drei Tage richtig ausleben und zwar, künstlerisch, musikalisch, freundschaftlich, fröhlich, kritisch oder dann auch mal zynisch oder satirisch, genau so wie die Fasnacht sein muss. Alle auf Ihre Weise und alle konnten wieder in das schlüpfen, was sie gerade möchten oder gar sind.
Natürlich gibt es immer Dinge, die einem stören oder emotional an den Fasnachtsabgrund bringen. Das gehört dazu und das meiste ist nach 72 Stunden sowieso wieder vergessen. Trotzdem wünschte ich ich mir, die eine oder andere Verbesserungen oder vielmehr Entwicklung:
Immer mehr konzentriert sich die Fasnacht in den Kern der Grossbasler Innerstadt. Was über den Barfüsserplatz ausgeht oder der Schifflände wird grösstenteils gemieden. Und wenn sich dann ein paar Gruppen, Cliquen ins Glaibasel wagen sind es die Rheingasse, die Utengasse zur Ochsengasse und Webergasse, die genutzt werden. Ab dem Claraplatz ist dann sowieso vorbei. Hier hilft halt nur das Appelieren an ALLE: Nutzt doch bitte das Glaibasel, es ist der Fasnacht Wert und bietet sehr wohl einiges an Gastro und Gassen. Dazu würde es natürlich nicht schaden, wenn Fasnachts-Comité bei dieser Thematik etwas aktiver wäre. Die altbekannte Forderung: Warum nicht die Latärnenausstellig wieder auf den Messeplatz? Klar, der Münsterplatz ist wunderschön für die Laternen, doch den Münsterplatz könnte mann auch mit anderen Aktivitäten ins Zentrum stellen. Wie wäre es mit einer Schnitzelbangg-Bühne am Montag und Mittwoch und am Dienstag mit einer grossen Guggen-Bühne?
Apropos Gugge, hier konnte ich ganz viele positive Momente mitnehmen. Als Major einer Tambourengruppe stelle ich fest, dass viele Guggen (im Gegensatz zu kleineren alteingesessenen Alten Garden) sehr tolerant im Umgang sind. Beim Kreuzen auf der Gasse reicht ein freundlicher gegenseitiger Gruss mit dem Majorstab – und man macht sich gegenseitig Platz. Auch gibt es erfreulicherweise immer mehr „Gugge“ die beim Platzkonzert die Larve anbehalten. BRAVO! Gugge macht Spass.
Trotzdem, ich muss es jetzt auch loswerden: Es gibt halt auch immer noch solche „Guggen“, die bei Gassenkreuzungen das Gefühl haben, sie müssten nun ein Platzkonzert geben, und natürlich nach dem ersten Stück: Larven ab! Keine Chance zum Vorbeikommen für gässlende Formationen und somit eine emotionelle Herausforderung für manchen Fasnächtler.
Ein tolles Platzkontert ist wunderbar, aber dann bitte, bitte eben auf einem Platz und am liebsten mit Larve. Hier liegt es wohl an den Verantwortlichen der diversen Guggenverbänden gewisse Regeln zu pflegen. Und wer weiss, vielleicht benötigt es mal einen „Runde Tisch“ mit Vertreter*innen der diversen fasnächtlichen Einheiten, so ganz comitéfrei – ich wäre sofort dabei.
Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht!
Jonas Blechschmidt