Schlussoobe der Comité-Schnitzelbängg: Ein grossartiger Abend!

5. März 2023 | Von | Bilder: Casper Thiriet | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Man kann es zusammenfassen: So grossartig die Fasnacht 2023 – so grossartig auch die Comité-Bängg 2023!

Der Schlussabend im Schauspielhaus bedeutet für die Bangg-Formationen meistens das unwiderrufliche Fasnachtsende. Danach: Goschdym ymotte, Helgen abbauen und Bilanz ziehen!

Eröffnet wird der Abend durch die Formation Ego-Säu (Pfyffer und Tambouren) bei denen man sich sofort wünscht, sie würden die Pausenfüller-Aufgabe übernehmen und es möge viele Pausen geben. Tolle Vorstellung. Leider aber nur ein Auftritt als „Eröffnung“.

Das Comité-Mitglied Mathias Kuster übernimmt die Begrüssungs-Tradition von Dieter Moor und liefert ein Schüttelreim-Tsunami der höchsten Klasse! Grandiose Antrittsvorstellung!

Danach der erste emotionale Höhepunkt: Die älteste Basler Schnitzelbangg-Formation, jene mit den klarsten und stabilsten Stimmen und der Erfahrung von 42 Jahren – d Gasladärne – gibt ihre Abschiedsvorstellung! Der Bangg singt für sein Dernière-Publikum nicht die aktuellen Verse, sondern die besten aus den letzten Jahrzehnten. Und sie passen alle und zeigen, wie grossartig d Gasladärne unterwegs waren. Sie werden mit einem tosenden Applaus verabschiedet und wäre ich im Fussballstadion, würde ich ein Plakat aufhalten: „Gasladärne, kan y ain von Dine Helge haa?“

Es folgen die Dixie-Vorstellung (mit Wöschbrätt) vom farbenfrohen Schnabelwetzer mit trockenen, lustigen Versen. Der erste Neuling des Abends ist der „Schwingbääse„. Ein weiblicher Bangg mit (für die Schauspielbühne etwas zu) sanfter Stimme, aber tollen Versen und auch sehr scharfen Pointen.

 

 

Wunderschöne Melodie mit anspruchsvollen Versen und einem Supergesang kommt vom Schunggebegräbnis. Sie sind wie jedes Jahr ein sicherer Wert. Dann ein Spitzbueb in Hochform: Seine Spezialität – die Vierzeiler mit Pointe – übertrifft er in diesem Jahr. Er singt über das Thema „Trans“ mit Hilfe von Zweizeilern! Das Publikum ist begeistert!

D Dootebainli sind ein sehr spezieller Bangg. Sie haben – da wiederholen wir uns – ein sehr schönes Setup. Sie können auch lustige Verse. Sie können auch bissige Verse. Und leider aber liefern sie immer mal wieder Verse unter dem akzeptablen, morbiden Niveau ab. Aber für das Jahr 2023 kann man immerhin anmerken, dass diese – wenigstens auf der Bühne im Schauspielhaus – im Rahmen waren und die spannenden und guten Verse überwiegen. Und immerhin schaffen sie es, dass wir dem Bangg mehrere Zeilen widmen…

Als Erholung in obiger Sache kommt Heiri als sicherer Unterhaltungs-Wert. Er verkauft sich konsequent als BL-Bauer und hat mit den Themen Sollberger und ESAF und Federer dann auch Steilpässe für dieses Thema… (Nach Federer Abgang: I bi jetzt die ainzig, aggtivi Baselbieter Legände!) .Bermerkenswert seine „Reduce to the Max“-Helgen: ein einziges, klares Sujet auf Jute…

Ebenfalls  Garanten für Unterhaltung und Qualität sind die Penetrante. Sie treten in alter Qualität auf, aber mit neuen Goschdymen, neuen Larven, einem neuen Gitarristen und seiner neuer Gitarre. Alles in allem ein toller Auftritt. Die Penetrante etablieren sich mittlerweile als Spezialisten für Marathon-Verse. Grosses Kino.

Der zweite Neuling des Abends: Der Vermieter. Am Tisch rätselt man, warum dieser Bangg einen Habicht als Goschdym angezogen hat? Das lenkt fast ein bisschen von den Versen ab. Und das ist schade, denn der Plauderkassen-Vers, der als kleiner Sketch zwischen Helgenträger und Bänggler vorgetragen wurde, war witzig. Schön auch sein begleitendes Gitarrenspiel auf einer zwölfseitigen Guitarre.

Der erste Teil wird abeschlossen durch den Dr. FMH. Er geniesst seinen Auftritt.  Er hat noch kein Wort gesungen und bekommt einen Startapplaus vom Publikum… Seine Verse sind harmloser als auch schon, aber seine Vorführung ist und bleibt ein beliebtes Sujet für das Publikum.

Nach der Pause im Schauspielhaus geben uns die Reservierte ihre Aufwartung. Dies ist die eigentliche Pausenfüller-Formation, die im ersten Teil gar nicht zum Einsatz kam. Sie eröffnen den zweiten Teil – wie in 2022 – mit einem Piccoloduett.

Dann ein weiterer Jung-Bangg: D Spootschicht Rhygass. Ein grossartiger Neuzugang aus dem letzten Jahr mit sehr witzigen und herrlich vorgetragenen Versen. Sie stellen sich zu Beginn des Auftrittes musikalisch vor und lieferen einen richtig starken Auftritt ab.

Das Anggewegglimaitli erfreut das Publikum vor ihren Versen mit dem Eingangsgesang und zum Abgang echten „Anggeweggli“.

Ein Genuss in diesem Jahr sind d Schlyffstai. Sie zelebrieren keinen eigentlichen Bangg, sondern ein Musical. Jeder Vers eine andere Melodie, einen riesigen Text (der leider für manche nicht oder nur teilweise verständlich ist) für eine kurze Pointe, die alle verstehen…. Das Publikum liebt es und verabschiedet sie mit einem tosenden Applaus.

Auch ein relativ neuer Bangg ist das Dintelimpli. Er singt tolle und witzige Verse und hat auch optisch mit seinem Dintelumpe-Goschdym und seinen Helgen (ebenfalls auf Limpli gezeichnet) einen tollen Auftritt.

Für mich ein Kuriosum in der Banggszene: D Wanderratte! Da gibts es nichts daran auszusetzen: Coole Goschdym, guter Gesang, perfektes Timing, lustige Verse, gute Pointen, kein Gezappel oder Gesangseinlagen vor dem Auftritt, keine unnötigen Refrains: Und doch ist der Bangg nicht einer von denen, bei welchem ein grosses Raunen durch das Publikum geht, wenn er durch den Bühneneingang schreitet. Oder ein Anfangsapplaus. Und das ist eigentlich nicht gerecht! Denn die Wanderratte ist ein Beispiel für das perfekte Bängglerhandwerk! Und zwar seit zehn Jahren –  Jahr für Jahr. Chapeau!

Der Abend bietet uns noch den Fäärimaa mit seinem typischen staubtrockenen und deshalb so wunderbaren Vortrag und den Singvogel, der eben einer dieser Bängg ist, der den Wow-Effekt beim Publikum auslöst. Er kommt nach den „blauen Ukrainer-Hosen“ vom letzten Jahr wieder im Originalgoschdym und seine Verse haben ein hohes Unterhaltungsniveau. Besonders, wenn sich eine Pointe in mehreren Versen wiederholt.

Ein weiterer Bank, der aufs Treppchen gehört, gäbe es dann eins: D Dreydaagsfliege! Mit seinen wunderbaar gepunkteten Fliegendreck-Helgen, seinen messerscharf vorgetragenen Versen (wie einst der Schwoobekäfer) und seinen tollen und überraschenden Pointen und dem virtuosen Guitarristen, gehört dieser Bangg zu den besten auf „der Tour“.

Ein „Schyynhailiger“ in Hochform begeistert mit seinen zweizeiligen Aussagen das Publikum. Braucht er für ein Sujet mehr als zwei Zeilen (z.B. für die Rehe vom Hörnli), dann macht er einfach ein paar Verse mehr…  und führt so über zum Schluss des Abends: D Brunzguttere, die letztes Jahr mit ihren sensationellen Parordien von ihren Schnitzelbangg-Kollegen brilliert hatten. Sie kommen auf die Bühne und beginnen ihren Vortrag mit dem normalen „Mir sinn Brunzguttere und löhns grad laufe„-Spruch. Dann folgen ein paar lustige Verse, bis sich die Pointen immer mehr auf das Genderthema und die fehlenden Frauen bei den Schnitzelbangg-Formationen konzentriert (Sogar s Rolatoor-Röösli hett e Bart…). Und dann plötzlich folgt der Hammer: Eine identische Formation in etwas weiblicheren Brunzguttere-Goschdymen betritt die Bühne und jagt die Männer davon. Und anstelle der Brunzguttere-Männer singen die Frauen den Bangg zu Ende. Diese Idee ist wiederum sagenhaft und die  Umsetzung perfekt (Frauen suchen, die gut singen können, die gut harmonieren, die Zeit haben und die das auch lustig finden…). Nun sind wir gespannt auf das nächste Jahr. Denn einfach so ein paar Verse singen – das wird für die Brunzguttere schwierig…

Alles in  allem: Ein richtig lustiger und hervorragender Schlussoobe. Die Bängglerszene hat überlebt und ist ganz stark geworden. Auch wenn es die Plauderkasse der Migros nicht gegeben hätte (sie kam in jedem Vortrag vor) – es wäre trotzdem ein Jahrgang voller Sujets und Pointen gewesen.

Viel lokale Prominenz, eine Verabschiedung nach 45 Jahren und ein Geburtstag
(von Lucien Graf: Bild und Text)

Der Schlussabend der Comité-Bängg stellt immer so etwas wie das Who is Who der Basler Fasnachts-, Polit- und Kulturszene dar. So trifft man im Stadttheater Nationale Grössen aus Bundesbern wie Altbundesrat Ueli Maurer, Nichtbundesrätin, dafür Ständerätin Eva Herzog und Nationalrätin Sibel Arslan, welcher übrigends die Haare wieder nachgewachsen sind. Zudem der Basler Regierungsrat in corpore, zumindest sind mir Stapi, Beat Jans, Stephanie Eymann und Kaspar Sutter sowie Altregieriker Hans-Peter Wessels über den Weg gelaufen, die weiteren haben sich bestimmt irgendwo im Saal versteckt. Christoph Haller ehemaliger Grossrat der FDP oder altgrossrat Andreas Burckhardt LDP, beides ebenfalls aktive Fasnächtler zählten ebenfalls zur illusteren Gästeschar.
Dann auch der Präsident der Basler FDP Johannes Barth mit Gattin Sängerin Nubya, der ehemalige Polizeikommandant Markus Mohler oder Erlenverein-Präsident und ehemaliges Fasnachtscomité-Mitglied Carlos Methner mit Lebensgefährtin. Pia Inderbitzin Comité-Obfrau, für einmal ohne rotes Hütchen, Katrin von Bidder Spichti und Robi Schärz ebenfalls vom Comité konnten begrüsst werden. Roland Suter mit Gattin und Walo Niedermann (Schabernagg und Lumpepagg) Lucien Stöcklin (Charivari-Regisseur) und Olivia Zimmerli (Charivari-Wyybli) Urs Zeiser (Schyssdräggziigli-Regisseur) Laurent Gröflin (Drummeli-Regiesseur) Marcel Mundschin (Conferencier Stuubede uff em Rhy) sowie Raymond Schmid (Alt-Greifen-Meister) Christoph Schwob (Hörberatung Basel) oder der Ex-Schnitzelbänggler Werner Bachofen.

45 Joor Gaslatärne
Alle diese Prominente, aber auch die vielen weiteren Gäste verabschiedeten alsdann den Comité-Bangg Gaslatärne nach 45 Jahren und 42 Fasnachten. Wie bereits oben beschrieben, sangen sie nicht ihre Verse vom 2023 sondern warteten mit ihren Lieblingsreimen aus den Jahren 1984, 1990, 1991,1995, 1996 und 1999 auf, welche noch immer grossartig beim Publikum ankamen. Die Laudatio würdigte den Bangg für sein Durchhaltvermögen und nicht nur wegen ihres charakteristichen Mmmmtätä, mmmtätä. Sie erhielten einen Pokal mit dem Emblem des Schnitzelbangg-Comités.
Der Dank des letzen verbliebenen Gründungsmitlgiedes richtete sich vorab an das Comité, welches er anfänglich im 1977 als hierarchisch wahrnahm, sie aber letztlich alle zu Kameraden geworden sind und verneigte sie vor dem Publikum, die letztlich hierfür verantwortlich waren, dass es die Gaslatärne so lange gegeben hat. Alsdann zogen sie die Larven ab und löschten die darauf befindlichen Gaslatärne ab. Sie wurden mit stehenden Ovationen verabschiedet, wobei das eine oder andere Tränchen floss und die Handharmonika gleich auf der Bühne vergessen blieb.
Es ist kein Geheimnis, dass es zwar die Gaslatärne als Schnitzelbangg nicht mehr geben wird, die drei verbliebenen Mitglieder jedoch in neuem Gewand und anderem Namen weiterhin auf der Bänggler-Route anzutreffen sein werden. Wir dürfen also gespannt sein.

10 Joor Wanderratte
Dieter Moor
vom Schnitzelbangg-Comité würdigte D Wanderratte als hervorragenden Vertreter der Bänggler-Gilde und prophezeite, dass sie einmal legendär gelten werden, wenn sie auf diesem hohen Niveau weitersingen würden. Er übergab zum 10. Geburtstag einen Silberbecher mit dem Comité-Emblem. D Wanderratte musste alsdann die Helgen tauschen denn nun ging die grosse Dankesrede los. Er bedankte sich bei seinen Familienangehörigen und da die – wie bei Ratten üblich – sehr zahlreich ist, ging die Dankesrede, wie einst bei Oscarverleihungen, etwas länger. Die Rede wurde jedoch nicht emotional und unter Tränen gehalten, sondern wie es sich für einen Bänggler gehört in Versform und treffenden Helgen. Köstlich. Gratulation zum 10 jährigen, wir freuen uns auf die nächsten 10!