Källerstraich 2023; e glunge Musical im Zääntekäller

11. Februar 2023 | Von | Bilder: Lucien Graf | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Wenn Schwingbesen lustig zu Piccoloklängen tanzen, Insekten durch die Kulisse schwimmen, Dackel lauthals zur kleinen Niederdorfoper jaulen und vom Balkon herab zwei immerjunge „Gypplischliirfer“ schimpfen, dann ist wieder Källerstraich im Marionetten Theater. Gestern feierte man grossartige Premiere.

Das Konzept des Kellerstraichs ist eigentlich immer das selbe. Der Hausbank des Basler Marionetten Theaters „die drei Antikeerper“ wollen sich wie immer gewissenhaft auf die bevorstehende Fasnacht vorbereiten und suchen sich hierfür geeignete Sujetsitzungsorte. In der 9. Ausgabe dieser Perle der Vorfasnacht, verschlägt es sie in den Allschwiler Wald wo sie bei Lagerfeuer eigentlich nicht über Sujets reden wollen, ihnen jedoch nur Thematiken einfallen, die sich bestens als Sujets eignen. Alsdann kommt auch noch ein altbekannter mit seinem Waldo vorbei und als Doktor aus Zürich stimmt er sogleich das traurige Lied (mir maag jo nimert ebbis gunne) an, mit welchem schon Ruedi Walter für Furore gesorgt hat an. In dieser Version geht es jedoch nicht um den kleinen Bauern aus dem Zürichbiet, sondern um den  für den Bundesrat eigentlich nichtberücksichtigten Zürcher Ständerat Daniel Jositsch.

Ihr zweiter Sujesitzungsort verschlägt sie vermeintlich in das Anatolische Restaurant, wo eine neue Bekanntschaft von Werni arbeiten soll, gelandet sind sie jedoch im anatomischen Museum, wo sie nebst einem zu Michael Jackson (Bad) tanzenden Knochengerüst auch auf einen ausgedienten Schnitzelbänggler treffen, welcher ihnen aber einen gehörigen Streich spielen soll.

Es sind jedoch nicht nur die drei Antikeeper, welche durch Schnüre manövriert über die Bühne geführt werden. In Anspielung auf das Musical-Theater, welches zum Planschbecken umfunktioniert werden soll, wird das Phantom der Oper dargeboten und Christine muss sich dabei versuchen über Wasser zu halten. Grossartige Kullisse und tolle musikalische Performance! Überhaupt kommen Musicals in dieser Källerstraich-Augabe ganz gross raus. Auch die auf dem Balkon platzierten Albin und Olga Petitjean, versuchen sich an der Melodie aus Cats beispielsweise und krächzen mit viel baseldeutschem Wortwitz auf die Besucherinnen und Besucher hinunter.

Direkt auf dem Münsterplatz landet schliesslich auch noch Bundespräsident Alain Berset und hält alsdann eine flammende Rede ob der Kanzel hinab. Unter den Klängen einer Kirchenorgel verkündet er nebst normalen pandemiebedingten Floskeln, dass man unbedingt noch die Theater unserer Stadt besuchen sollte, solange sie noch als solche bestehen. Der Platzhirsch und heimlicher Publikumsliebling ist natürlich der Blaggedde-Verkäufer, welcher den hochnäsigen Dalbeamsle immer wieder so richtig den Baseldeutschen Marsch bläst. In diesem Jahr im Umfeld eines FCB-Matches im Joggeli, obwohl das in Moment vielleicht nicht unbedingt der Ort ist, wo man als Basler sein will…. Wie immer urkomisch.

Der Källerstraich ist wegen der Marionetten, deren Darbietungen und den pointierten Texten so beliebt. Pointiert sind aber auch die vielen Schnitzelbängge, welche nicht an Fäden hängen. Jeweils 6 können an einer Vorstellungen konsumiert werden. An der Premiere waren dies S Elfi-Glöggli (VSG), Brunzguttere (Comité-Bängg), Dr Fäärimaa (Comité-Bängg), Frau Länzli (BSG-Bängg), PereFyss (Bebbi-Bängg) und S Kuchi-Daaberettli (BSG-Bängg). Gesamthaft sind 19 Formationen aus verschiedensten Gesellschaften am Källerstraich engagiert. Das Premierenpublikum erfreute sich über die Vorträge der reimende Gilde, sie waren allesamt sehr amüsant und schon fast immer Textsicher. Dass der eine oder andere Anwesende direkt von der gesungenen Thematik betroffen war, versteht sich von selbst, war doch Stapi Beat Jans oder Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann zugegen und ebenfalls begeisterte Gäste der Vorstellung!

Andy Borer ein Tambour allererster Güte sorgt mit seinem „Top Secret“ für Beifallsstürme. In einer Geschwindigkeit und Präzision, dass einem die Kinnlade runtertrudelt, hat er seine Holztrommel bespielt. Grossartig! Man müsste meinen, er sein ein Kanditat für das Offizielle Bryydrummle/Pfyffe… Und ja er stand auch in diesem Jahr auf dem Podest zusammen mit einigen Pfeiffer, welche als Wilde Gruppe, die Konkurenz auch schon gewonnen haben. In diesem Jahr reichte es für den zweiten Platz in der Gruppe Gemischt. Im Källerstraich sind natürlich wieder die Pfyffergruppe Ego-Säu zu bewundern. Immer etwas experimentell in ihrer Musikwahl, mit viel Bewegung in ihrem Spiel, wenn es geht fünfstimmig und stehts extrem kreativ, präsentieren sie auch in dieser Spielzeit ihr excellentes Können. „Dr Theophil“ wo sie eine kleinen Läppli-Figur zum Bett leiten, bildet die Overtüre. Mit ihrem „Swingbääse“ bringen sie Küchenutensilien zum Tanzen. In ihren bekannten gelben Pierrots offerieren sie alsdann „Quarantella“ wo lustig ein Insekt über die Szene fliegt und schliessen alsdann als Piraten mit dem „Drunken Wellerman“. Bravo, wie immer ein Ohrenschmaus.

Källerstraich 2023
Wie beschrieben ist das Konzept in etwa immer das Gleiche. Ein Konzept, welches sich über nunmehr 9 Spielzeiten absolut bewährt hat und einfach soviel Spass macht. Die Texte sind hervorragend und beinhalten die Zeitgeschehnisse, über welche man in diesem Jahr berichten, hinterfragen und be- verurteilen muss. Gespickt sind die Texte mit kleinen, feinen oder zwischendurch auch gezielt heftigen Seitenhiebe an die Adressen der Verursacher. Das Marionetten-Spiel ist zauberhaft und immer wieder verblüffend, wie man mit an Fäden hängenden Figuren oder Handpuppen eine solche Ausstrahlung erzeugen vermag.
Die Schnitzelbängg sind erlesen und gehören zur Crème de la Crème und was die Pfeiffer und der Tambour jeweils auf die Bühne bringen ist einfach grandios.

Der Källerstraich ist trotz einer länge von 2 1/2 Stunden extrem kurzweilig, amüsant und sehr musikalisch. Ich freue mich bereits auf die 10. Ausgabe im kommenden Jahr….

Vorstellungen sind alle Ausverkauft: Es sind jedoch einige Tickets wieder zurückgegeben worden. Orientieren sie sich über www.bmtheater.ch