Schaabernagg & Lumpepagg; e letscht Mool Kabarett und Musik uss em Deyfelhoof

2. Februar 2023 | Von | Bilder: Denise Culetto | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Sie kommen ganz ohne Piccolo, Trommeln, Gugge oder Schnitzelbank aus und trotzdem darf man es durchaus als Vorfasnachtsveranstaltung bezeichnen. Schaabernagg & Lumpepagg von und mit Heinz Margot, Walo Niedermann, Roland Suter und Michael Giertz bringen unter diesem Titel ein letztes Mal einen humorvollen, augenzwinkernden und spöttischen Abend voller Satire, Kabarett und Musik auf die Teufelhofbühne.

Wer kann sich nicht noch gut an die drei Basler Showstars Felix, Walter und Philipp Beerli erinnern? Als «The B-Brothers» haben die drei Brüder über Jahrzehnte eine unvergleichliche Karriere hingelegt. Sie sind in der ganzen Welt aufgetreten, haben Stadien gefüllt und galten als die grössten Entertainer aller Zeiten. Unglückliche Umstände haben aber bekanntlich dazu geführt, dass es unter den drei zu einem Streit gekommen ist, so dass sich die Wege der Brüder getrennt haben. Nun, viele Jahre später, scheint die Zeit für ein Wiedersehen reif. Doch geht diese Familienzusammenführung problemlos über die Bühne und winkt am Ende gar ein Happy-End? Unter dem Titel: «THE BIG REUNION SHOW» lassen Heinz Margot, Walo Niedermann, Roland Suter und Michael Giertz, diese Aera nochmals aufleben.

Dass die Gebrüder Beerli aus dem Kleinbasler Hirzbrunnenquartier Ende 70er eine musikalische Weltkarriere hingelegt haben wird den Besucherinnen und Besucher im Theater Teufelhof mittels Video-Zusammenschnitt nochmals glaubhaft vor Augen geführt. Auf Augenhöhe mit den Rolling Stones, Beatles, den Bee Gees, Elvis Presley, Barbara Streisand, Lisa Minelli oder Celine Dior, haben sich Felix (Walo Niedermann) als Ältester und die beiden Zwillinge Walter (Roland Suter)  und der zwei Minuten später dem Schoss der Mutter entschwundenen Phillipe (Heinz Margot) in den höchsten Kreisen des internationalen Showbiz beweget. Bis… ja bis sie sich ausgerechnet in ihrer Heimatstadt, welche ihnen nie die Anerkennung entgegengebracht hat die sie verdient hätten, verkracht haben und sie sich seit nunmehr 25 Jahren aus dem Wege gegangen sind. Felix wollte diesem Zustand ein versöhnliches Ende bereiten und lud seine Brüder in das Theater Teufelhof ein, welches etwas marode und mittels Münzautomaten (wie beim Stüzzlisex) jeweils für die Stromzufuhr besorgt sein muss, um die legendären B-Brothers zu einem Revival zusammenzuführen. Ihm zur Seite steht Tobias, der ab dann Matthieu heisst, es sich dabei  aber eigentlich um Michael Giertz handelt.

Das Zusammentreffen entpuppt sich aber als ausgesprochen schwierig, klüften doch grössere Tobel zwischen den Brüdern als vermutet. Die Schuldzuweisungen, stehen alsdann im Mittelpunkt des Geschehens und danach wird eruiert, wie es jedem im vergangenen Vierteljahrhundert ergangen ist. Während Felix sich weiterhin im Promimodus mit Stars und Sternchen umgeben hat und auf grossem Fusse lebt, folgte der Jüngste dem ausschweifenden Leben als Rockstar mit Sex, Drugs und RockandRoll, 8 Frauen und ein Haufen Alimente, was seiner Gesundheit einiges abverlangt hat und er sich mit Alkohol und Pillen durch den Alltag manövriert. Walter indes hat sich dem Spiessertum gewidmet und geht anspruchslosen Gelegenheitsjobs nach.

Die Lebensgeschichten, Anekdoten, Schicksale und Aussagen der Drei wurden jedoch nicht einfach schauspielerisch vorgetragen, sondern allesamt in Songs interpretiert und mit grossen Gesten und Mimik auf die Bühne gebracht. So kommen Songs von Ramstein, Herbert Grönemeyer, Peter Maffay oder Uriah Heep, mit treffenden Baseldeutschen Texten zum Vortrag und allesamt werden sie von Michael Giertz am Piano stimmungsvoll begleitet. Alle drei Darsteller tragen gesanglich zur Geschichte der B-Brothers bei, alle auf ihre spezielle, charakterbezogene Weise und den Gästen im Dachstocktheater weicht das Lächeln, ob der Darbietungen, nicht aus dem Gesicht. Das macht einfach Spass und man ist gespannt, was als nächstes kommt.

Felix erreicht schliesslich dass seine Brüder einwilligen doch noch einmal zusammen auf der Bühne zu stehen, für eine Aufführung notabene… Er schlägt dies jedoch als Vorfasnachtsveranstaltung vor, was die Gemüter wieder zum echauffieren bringt. „S Vorfasnachterli“ wird alsdann ausführlich besungen, während Felix und Walter pro eingestellt sind und dies mit einfühlsamen Balladen untermalen, fragt Philipp, wie man 72 Stunden Fasnacht durchstehen kann… mit Kokeiiiin…! Und Michael Giertz verbindet gekonnt Ravels Bolero mit Basler Fasnachtsmelodien. Grossartig!

Man rauft sich schliesslich zusammen und lässt Felix sogar seinen Willen alleine die Showtreppe runterzuschreiten, während sich die beiden anderen den Weg auf die Bühne wiederum selber suchen müssen. Die marode Infrastruktur im Theater ist schlussendlich ausschlaggebend, dass die B-Brothers nicht etwa am „S Vorfasnachterli“ auftreten, sondern vor all den verstorbenen Musikgrössen auf ihrem Wolkenplatz ein „Konzert in Heaven“ geben dürfen, wo sie schon sehnlichst erwartet werden.

Mit spartanischer Kulisse, mit nur ein paar eigens gefertigten Poster, einem Piano und 3 Barhockern, kommt die Produktion aber problemlos aus. Die 1 1/2 stündige Vorstellung, ohne Pause, geht wie im Fluge vorbei und besticht wie immer mit viel Wortwitz, Satire, Klamauk, schauspielerischem Können und sehr viel Musik. Es hat einfach wieder Spass gemacht. Die Premierengäste haben es mit tosendem, langanhaltenden Applaus verdankt und es kam alsdann sogar etwas Wehmut auf. Das soll es als gewesen sein mit Schaabernagg & Lumpepagg, treffender Weise mit einem Abgang als Engel oder Bengel… Man soll jedoch niemals nie sagen, es sind schon manche vom Rücktritt zurückgetreten. Ich werde jedenfalls wieder unter dem Teufelhofdach stehen, wenn sich die drei Mannen entscheiden würden ein Comeback zu geben. Danke Heinz Margot, Walo Niedermann, Roland Suter und Michael Giertz.

Schaabernagg & Lumpepagg: «THE BIG REUNION SHOW»
Ein humorvoll–augenzwinkerndes und spöttisches Vorfasnachtskabarett, wie immer geeignet für Fasnächtler und solche, welche mit der Fasnacht so gar nichts am Hut haben.

Mi, 1. bis Sa, 18. Feb. 2023 (ausser Mo, 6. und Mo, 13. Feb.)
Mittwoch bis Samstag um 20.30 Uhr, Sonntag um 17 Uhr

Alle Vorstellungen finden im «Theater im Teufelhof Basel» statt.
Vorverkauf an der Theaterkasse/Réception Teufelhof
Tel. 061 261 10 10 / info@teufelhof.com oder www.starticket.ch
Eintrittspreis CHF 55.–