Mit herrlich dargestellten „Lyyche“, vor allem aber mit hoher Aktualität und zum Teil bitterbösen Pointen begeistert das Zofingerconzärtli 2020. Stars sind das Double der Basler Nationalrätin Sibel Arslan und einige „Nääbe-Lyyche“ wie diejenigen von Joel Thüring und Mustafa Atici. Da das „Conzärtli“ seinen Namen zu Recht hat, erfreuen Nick Bersinger (Klavier) und Christian Schmid (Gesang) das Publikum mit klassischen Darbietungen. Für die Fasnachtsmusik zeichnen die Alte Stainlemer.
Die älteste Vorfasnachtsveranstaltung Basels sieht auch in der neuesten Ausgabe alles andere als alt aus. Trotz gleichzeitigem Prüfungsstress brillieren die Laiendarsteller. Und die Texte sind zum einen topaktuell vom Corona-Virus bis zum Abgang von CS-Boss Thiam, und sogar die Krypto-CIA-Filiale fand noch Erwähnung. Und zum anderen wieder mal so richtig böse und politisch unkorrekt. Als Beispiel sei die Empfehlung an Arbeitssuchende genannt, sich doch an die SBB zu wenden – da sei immer eine Türe offen.
Bei den drei Lyyche vermittelt der junge Mann, der Sibel Arslan v/o Sibähm Wortarm darstellt, ein wahres Transgender-Erlebnis. Gerade so sexy wie das Original (was die anwesende Sibel neidlos zugestand) brachte sie die Eigenheiten der Persiflierten perfekt zur Geltung – und kann auch noch singen!
Nur leicht ab fiel die Lyyche von Sebastian Frehner v/o Sebärnian Vrfehler, wobei dieser halt einfach nicht so viele markante Eigenheiten hat. Er wurde vom Darsteller von Joel Thüring schlicht an die Wand gespielt – wie überhaupt einige „Nääbe-Lyyche“ glänzen konnten. So trat ein perfektes Thiam-Double auf, ein verblüffender Atici, der im Bundeshaus fand: „Gar nit so farbig, das Bunti-Huus“ oder ein Gesamgs-Duo Trump und Maurer, das den Saal so richtig rockte.
In etwa dasselbe wie beim abgewählten Nationalrat muss man beim knapp gewählten Bundesanwalt sagen: Das einzige, was man von Michael Lauber v/o Vergiss-El Sauber weiss, ist, dass ihn sein Gedächtnis zu den Treffen mit FIFA-Boss Infantino im Stich lässt – und das war etwas knapp, um ein ganzes Programm zu füllen.
Andere sprangen aber in die Bresche, zum Beispiel die traditionellen beiden Alten aus dem Daig, die sich an die Street Parade verirren und nach Einnahme einer bunten Pille eine sehr flotte Sohle aufs Parkett legen. Oder eine von Wortwitz gespickte Nummer aus der SBB-Beschwerdestelle. Oder die „Sälbergstriggti“ mit Sohnemann, Tesla und einer 200 m2-Loft auf dem Lysbüchel – grandios!
Alles in allem: Der Jahrgang 2020 kann sich so was von sehen lassen. Dazu kam an der Premiere im eigentlich Konzert-Teil noch ein unfreiwilliger Gag, als die Fagunze mit den Blumen auf die Bühne kam, obwohl erst das zweitletzte Stück verklungen war. Als dann wirklich fertig war, traute sich der arme Mann erst gar nicht mehr auf die Bühne, erhielt dann aber einen Sonderapplaus. Den hat sich das ganze Team aber ebenso redlich verdient!
Weitere Vorstellungen dess Zofingerconzärtli finden am 14. und 15. Februar 2020 jeweils um 20.00 Uhr im Congress Center Basel statt. Das Ticket kostet CHF 35.-. Der Vorverkauf ist im IWB City Center in der Steinenvorstadt 14. Tickets können an der Abendkasse ab 18.30 Uhr beim CCB bezogen werden.