Liebe Frau Bundespräsidentin: Das haben Sie im Conzärtli verpasst!

10. Februar 2017 | Von | Bilder: André Auderset | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Frau Bundespräsidentin Doris Leuthard war eine der drei „Lyyche“ im Zofingerconzärtli 2017. Man hat versucht, sie zur Première nach Basel einzuladen, damit sie ihre Doppelgängerin kennen lernt. Das hat leider nicht geklappt. Deshalb hat das fasnacht.ch-Team ihr nochmals geschrieben…

Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin Doris Leuthard!

Kennen Sie den Unterschied, zwischen Ihnen,  Frau Bundespräsidentin und Regierungsrat Baschi Dürr? – Baschi Dürr versteht diese Einleitung, denn er war an der Première des Zofingerconzärtli dabei. Als Lyyche und im Original.

Da Sie, liebe Frau Leuthard, es nicht geschafft haben (obwohl ein paar Fagunzen auf dem MUBA-Parkdach mit Blumen in alten Kuhhörnern auf Ihren Heli gewartet haben), möchte Ihnen das Team von «fasnacht.ch» kurz über die Première des Zofingerconzärtli 2017 berichten. Die Basis-Angaben haben wir Ihnen ja bereits im Artikel vom 27.1. geliefert.

Begonnen hat der Abend bereits im Foyer des Congress Centers Basel. Einige schmuck gekleidete Zofinger begrüssen in ihren Uniformen die sicht- und unsichtbare Prominenz des Basler Daigs aber mittlerweile auch sehr viele «Normalos» der Basler Bevölkerung. Wenn denn alle sitzen  – und zwei Plätze in der ersten Reihe frei bleiben…;-) – zieht die Zofinger-Schar auf die grosse Bühne und singen den Conzärtlicantus. Darin wird gewarnt:

Reschpäggtvoll sinn mr nit, s isch wohr, doch gschehts jo nid mit beesem Wille
Ihr hänn Verständnis und Humor, und drage kai so scharfi Brille!

(Regierungsrat Dürr zuckt leicht zusammen. Er ist immerhin eine der drei «Lyyche» vom Abend).

Danach geht’s los. Ein kleiner Student in schwarzer Maske betritt die Bühne und lässt das Jahr in Basel in absolut perfeggtem Baseldytsch und einem brillianten Versmass Revue passieren. Eine Pointe nach der andern. Hochstehend. Politisch oder auch vom Biertisch. Aber einfach perfekt.

Dann, verehrte Frau Bundespräsidentin, folgt das eigentliche «Conzärtli». Zuerst setzt sich Christian Brunner (v/o Q-Dur) an den Stoffler-Flügel und spielt ein bisschen Schubert. Ich fand’s schön (bin ja auch kein Musikkritiker). Fantastisch danach die Gesangsvorträge der singenden Zofinger-Studis. Und zum Schluss des angenehm getimten Conzert-Teils singt Raggbiwurscht Christian Schmid «Ich bin vom lockeren Schlage» und stimmt perfekt auf die folgenden anderthalb Stunden ein. All das vor dem Bühnenbild, auf welchem Sie, Frau Bundesrätin, zu sehen sind…

Als erstes treten Sie dann auch gleich auf. Beziehungsweise ihr Double. Die haben sich einen gutaussehenden,  jungen,  langbeinigen (rasiert!) Kommilitonen  ausgesucht, und ihn so frisiert wie die leibhaftige Doris. Die Eröffnung des Gotthards war das Thema und am Schluss hat die Doris auf der Bühne «My Gotthard, dä isch wunderbar» gesungen und das Publikum war begeistert.

Dann folgten viele Parodien auf aktuelle und vergangene Promis. Grossartige Pointen («Kenne Si dr Underschiid zwischem Trump und em Obama? Es git kaine, me seht bi baide schwarz») und einige bitterböse und freche Zoten (Jene von Eymann und der Ruine von Falkenstein kann so nicht wiedergegeben werden…). Es werden die scheidenden Regierungsräte parodiert bis dann, mit einem echten Auto notabene, Baschi Dürr (oder im Stiggli: Waschi Düür) in den Saal fährt und sich einer Polizeikontrolle unterziehen muss. Die Nummer endet – auch hier – im Gesang und das Publikum applaudiert stark (was beim Conzärtli einer Hysterie gleich kommt).  Dann sucht die dritte Lyyche (Roger Brennwald v/o Rot-Chez Prellball) einen Nachfolger für Roger Federer. Ihm begegnet er schliesslich im Duett am Schluss der Nummer.

Dann haben Sie, Frau Bundesrätin, noch einen sehr lustigen Auftritt: Sie erklären dem Schweizer Volk die Atomenergie….

Bevor sich das Conzärtli zum Schlussspurt bereit macht, setzt man die drei Lyyche noch in den Coiffeursalon von BaZ-Chefredaktor Markus Somm (chez Marcos), damit dieser zu Neuigkeiten aus dem Leben der drei Promis kommt.

Nicht zu vergessen: der wunderschöne Auftritt der Ex-Lälli «OnYva 2010-Clique» und einem nochmaligen Auftritt von Waschi Düür, der sich im Basler Politschungel verliert («s isch immer no alles grien…») und mit einer aufsässigen Mücke kämpfen muss…

Die letzten 15 Minuten waren dann atemberaubend: Zuerst wurde eine Boy-Group parodiert. Die bürgerlichen Regierungsräte (bzw. -Kandidaten) inkl. Ihrem Kollegen Lukas Engelberger, sangen als «Boyband vom Roothuus» ihre Seelen frei und dies mit einem perfekten Gesang und einer grossartigen Tanzeinlage. Der Applaus war sehr stark (in Reihe 17 hat sogar einer: «BRAVO» gerufen!)

Und dann, liebe Frau Bundespräsidentin: Der Schlussgesang. Tradition seit über 100 Jahren. Keine Fasnachtsparodie, nur noch die nackte Studentenschaft. Das Lied der Lieder: La Blanche. Gesungen aus über 40 Männerkehlen, zwei- oder dreistimmig. Die Nackenhärchen standen und wäre es nicht eines Stilbruches erster Güte gleich gekommen, ich hätte mich zu einer Ovation erhoben.

Dann ziehen die Mannen mit einem «Gaudeamus igitur» von dannen.

Sie wären begeistert gewesen, Frau Leuthard! Man hat sie zwar schonungsvoll, aber ohne grosse Gnade in die Basler Zofinger-Pfanne gehauen. Man hat Sie grossartig parodiert, mit samt dem Löchli-Kleid. Baschi Dürr, der ja für einigen verwertbaren Stoff in 2016 gesorgt hat, war sehr gut gelaunt. Er ist wirklich dran gekommen, aber mit sehr viel Niveau und Humor (Zum Polizisten: „Kenne si dr Underschiid zwischen Uber-Taxi und dr Basler Bolizey? Uber benutzt Privatfahrziig für Dienschtfahrte. Mir benutzte Dienschtfahrziig für Privatfahrte…!).

Leider wird im nächsten Jahr Doris Leuthard kein Thema mehr sein. Aber dennoch, nehmen Sie es als grosses Kompliment, dass sich die Activitas der Zofinger Ihrer angenommen hat, Frau Bundespräsidentin.

Falls Sie es sich doch noch überlegen möchten: Das Conzärtli wird heute Freitag und morgen Samstag nochmals gegeben. Ihre beiden Plätze in der ersten Reihe sind – versprochen – frei. Und für alle andern hat es noch Tickets an beiden Abenden (35 Stutz, Oobekasse).

Mit herzlichen Grüssen aus Basel

Daniel Thiriet v/o Schryyber vo fasnacht.ch