Rämpläm 2016: Kindergeburtstag auf höchstem musikalischen Niveau

21. Januar 2016 | Von | Bilder: Michaela Brosig | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Grandiose A-Cappella-Nummern, überraschende Divergenzen zwischen Musik und Text, oft hochstehende Pointen und dazwischen auch mal Nachdenkliches – all dies ist das neueste Kind der Vorfasnachts-Szene. Es wird viel Pulver verschossen, vor allem vor der Pause, danach wurde es teilweise auch etwas dünner. Trotzdem: Es ist als Experiment konzipiert – und das Experiment ist gelungen.

Unter dem Motto „Rundum lätz gwigglet – dägg“ brüteten Florian Volkmann, Christian Hürner, Martin Bammerlin, Florens Meury, Pascale Pfeuti und Jeanne Hürner eine neue musikalische Vorfasnachtsüberraschung aus – und warnten: „Verwirrige sin nit usgschlosse, sy sin Programm!“ Auch bei der Beschreibung des an der Premiere Gesehenen hält man sich am besten an die Homepage der Macher: „Die drey Musiker und der aint Täggschter vo der Wirrlete, ergänzt mit zwai Basler Berlinerinne, stöhn uff d Brätter vom Tabourettli und biete dört e farbebrächtige ‚Grand-Brie’ vo Fasnachtsmusik und e kunterbunte Raige vo Lieder, gwürzt mit satirische Täggscht. Und alles zämme sinnlos gschpiggt mit unmöglige Szenarie, wo s fröhlige Publikum – allerdings uff aigeni Gfohr – denn darf über sich ergoh loo.“

Verwirrendes und Unerwartetes gibt es zuhauf. Das Ensemble spielt sich buchstäblich die Seele aus dem Leib, singt, tanzt und rappt auf der kleinen Tabourettli-Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Vor allem auch eine Freude bei den Darstellenden selbst, die quasi ihren ganz privaten Kindergeburtstag feiern, dies aber in grosser Perfektion.

Der Schwerpunkt wurde bewusst auf das Musikalischen gelegt, erklärte Bammerlin im Vorfeld – und das fand dann auch auf allerhöchstem Niveau statt. Wobei nicht klassisch mit Piccolo und Trommeln vorgetragen wird, sondern mit Geigen, Gitarren oder Saxophon oder mit ganz ungewöhnlichen Instrumenten, wenn zum Beispiel mit Zahnbürsten und Gurgeln Fasnachtsmärsche intoniert werden. Dies einer der Höhepunkte vor der Pause – der nur ein Urteil erlaubt: Saukomisch!

Und es wird viel gesungen im Rämpläm. Die A-Cappella-Nummern sind schlicht als genial zu bezeichnen – egal ob die Stücke-Einfalt der Guggen karikiert wird (und schon wieder „the lion sleeps tonight“), oder in einer fantastischen Jodeleinlage die BL-Kultur. Oft lässt man sich von den locker-luftigen Vorträgen einlullen und merkt plötzlich, wie ernst, besinnlich oder kritisch der Text dazu ist – etwa bei einer sehr treffenden Analyse des lokalen wie internationalen Fussballs.

Auch einige schöne Stücke ohne Musik werden dargeboten, urkomisch etwa die Runde der anonymen Akkuholiker oder App-Hängigen inklusive neuer Definition des Eisprungs (Nein, keine Auflösung – selbst schauen!). Praktisch all diese Höhepunkte sind allerdings vor der Pause, danach wird es vor allem textlich etwas dünner. Speziell trifft dies auf eine Nummer zu, in der eine tote Pierrot-Stoffpuppe beklagt wird. Dies war trotz starker Anlehnung an Monty Python schlicht langweilig – aber wir jammern auf hohem Niveau.

Zeitlich muss man von einer erfrischenden Kürze sprechen: Nach knapp einer Stunde kommt schon die Pause und nur dank einer Wiederholung zwei der besten Nummern als Zugabe kommt der zweite Teil auf die gleiche Zeitspanne. Wobei dies auch der Dichte der Gesangsnummern geschuldet ist. Mehr lassen die Stimmbänder wohl schlicht nicht zu, wenn sie bis zur Derniere halten sollen.

Fazit: Es gibt schon eine knapp zweistellige Anzahl von vorfasnächtlichen Darbietungen. Braucht es tatsächlich noch eine? Im Falle des Rämpläm sagen wir mit Überzeugung Ja – und sind gespannt, ob es im 2017 eine Zweitauflage gibt. Die Macher lassen es offen…

 

Rämpläm 2016. Tabourettli, Theater Fauteuil, Basel, 21. – 30. Januar 2016, Zusatzvorstellung Dienstag, 26. Januar 2016, jeweils 20:00 Uhr.