Sehr breit gefächert präsentieren sich die verbalen Spitzen am diesjährigen «Conzärtli». (Militär-)Politik, das regionale Bildungswesen – und dessen Hauptakteur – sowie Sport bilden die Themen. Wie immer dargeboten in einer Mischung zwischen hauchzarten Anspielungen und brachial-krachenden Pointen. Der neue Standort erweist sich als tauglich. Eine Herausforderung waren die vielen neuen Ensemble-Mitglieder.
Das Wichtigste an jedem «Conzärtli» sind die «Lyyche». Der Fächer wurde in diesem Jahr weit aufgetan. Auf Bundesebene kommt der Armeechef – vulgo. General Andersch Glattmaa – an die Kasse:
Si Truppe ploggt – bald weiss es jede
die Gripen-Wälle vo de Schwede
Aber fyr d Schwiiz maint, s syg wohr
blybt d EU doch die greschti Gfohr
Früher haben die Fagunzen vor allem lokale Grössen auf’s Korn genommen und heraus posaunt, wer sich im vergangenen Jahr blamiert hat. Die Insider aus dem «Daig» waren deshalb nicht immer allgemein verständlich. Das hat sich seit längerem geändert. Aber das Lokale geht nicht vergessen – und dem Basler Erziehungsminister – vulgo: Yberaschigs Ei-Maa – werden sogar etwas Bewunderung und Mitgefühl zuteil:
Um d Bildig kymmeret sich dä Maa
trumpft bi Fraue mit sym Charisma
Kinder hett är – wie d Lischte – 3
Knapp wiidergwählt – e Sauerei
Als dritte «Lyyche» kommt der Präsident des erfolgreichsten Schweizer Fussballclubs unter dem Namen Fan-Hart Knäusler dran, auch hier mit einer gewissen Hochachtung:
Heggscht galand mit feyn Maniere
si Schutticlub duet präsidiere
Yversucht und mänge Nyyder
Am Änd halt doch Tabällelyyder
Die Darstellung der Lyyche gelang unterschiedlich, wahrscheinlich eine Folge davon, dass viele Neulinge am Start waren und diese prüfungsbedingt nicht gerade viel Probezeit hatten. Das Blattmann-Double war perfekt, gut gelungen auch die Eymann-Kopie. Etwas blass blieb der Heusler-Darsteller, der aber auch das Pech hatte, von einer sensationell agierenden Nebenrolle – ein FCB-Fan mit Zwilings-Allergie – schlicht an die Wand gespielt zu werden. Dafür brillierte „Heusler“ mit Blattmann nach der Pause in einem perfekten Gessangs-Duo im Fred Astaire-Stil.
Es geht hoch zu und her in den beiden «Stiggli». Vor der Pause wird der ausverkaufte San Francisco-Saal über (B)Lattenschüsse, Rettungsschirme und die Frage aufgeklärt, warum grün und rot nicht immer braun ergeben. Im zweiten Teil heisst es beim Aufmarsch der Quorumsopfer: Federn rupfen im Rathaus zu Basel. Und das Hexentrio Sarah Wyss, Anita Lachenmeier und Tanja „Sodbrand“ lässt sich vom Iberraschigs-Aimaa nicht bezirzen, obwohl der nach eigener Angabe „Schön… schlau“ sei.
Sehr gut getroffen sind einige Nebenlyyche wie die näselnde Gucci-Nationalrätin aus dem Baselbiet, ein Weltklassetennisspieler „odder“ oder ein Neo-Regierungsrat namens Buschi, der natürlich Waschtag hat. Tränen gelacht wurde bei den traditionellen beiden „Daig“-Damen, die einen Kundenbefrager der BVB zum Wahnsinn treiben, oder bei den beiden Migros-Kassiererinnen, wobei vor allem die „Elsässerin“ zum kreischen war.
Der eigentliche Konzertteil ist am «Conzärtli» schon lange nicht mehr im Mittelpunkt, findet aber immer noch statt. Auch dieses Jahr werden Stücke von Rachmaninov und Liszt von Christian Brunner perfekt in die Piano-Tasten gegossen. Und die «Olymper» sorgten mit „z’Basel“ und dem „Elfer“ für den passenden Sound an Basels ältester Vorfasnachtsveranstaltung.
Der neue Saal entpuppte sich nicht als Hindernis. Hingegen hatte man die Technik nicht so ganz im Griff. da funktionierte der Beamer des öfteren nicht oder ein Vorhang öffnete sich zur Unzeit. All das überspielte das zu einem guten Teil rundum erneuerte Ensebmle – man bleibt ja nicht ewig Student – bravourös.. Fazit: Ein feiner Jahrgang, der nur eine Art von Beschwerden verursacht: Lachmuskelkrämpfe.
Zofingerkonzärtli 2013: Weitere Vorstellungen 1. Und 2. Februar im Kongresszentrum, Saal San Francisco, Vorstellungsbeginn 20.00 Uhr. Preis Fr. 35.-. Vorverkauf (auch samstags) bei der UBS am Marktplatz.