Nach dem Umzug an den neuen Aufführungsort sollte alles noch besser werden, versprach der Conzärtli-Regisseur vorgängig. Dies gelang nur teilweise. Neu war so ziemlich alles, vieles war durchaus gut, einiges sogar besser. Es hatte aber auch einige Untiefen. Für einmal brillierten mehr die „Neben-Lyyche“ – und richtig gut wurde es immer, wenn gesungen und getanzt wurde.
Zum ersten Mal fand das traditionelle „Conzärtli“ im Grossen Festsaal der Messe statt – der Zwangsauszug aus dem Stadt-Casino nach über hundert Jahren hallte aber noch nach:
Lieber als uns – hän si welle
luti Muusig samt Tschinelle
Und etwas resigniert heisst es im Programmheft: „110 Jahre Kooperation sind der Casinogesellschaft nicht viel wert. Herzlich willkommen in der Messe.“ Dies in den „Presserückblicken“, die auch sonst viel Biss aufweisen. Beispiel: „Kosovarische Regierung will das Konzept des Zusammenlebens mit der serbischen Minderheit auf Herz und Nieren überprüfen“ oder „Georg Kreis ist empört: Lumengo von Berner Justizbehörden angeschwärzt. Und noch schwärzer im wirklich lesenswerten Programmheft: „Zolli Basel eröffnet unbemerkt neue Afrika-Anlage auf dem Claraplatz.“
Auch das Programm selbst kommt teilweise recht bissig daher. Etwa, wenn das Baselbiet als „Griechenland der Nordwestschweiz“ bezeichnet wird, mit dem Unterschied „Griechenland hat wenigstens noch Kultur“. Sehr gut auch die Aktualität im Prolog, in den Mubarak und Guttenberg Eingang fanden. Und eine absolute Traumnummer nach der Pause mit einer „literarischen Lesung“, in die fast sämtliche eidgenössischen und lokalen Politiker eingebunden waren. Zitat: „Die Brut schint mir nit ganz ghüür“.
Unterschiedlich präsentieren sich die traditionellen Lyyche. Basels Finanzministerin Evi „Styyr-Troog“ ist eine der drei Haupt-„Lyyche“. „Sie“ spielt toll, hat aber etwas wenig wirklich guten Text. Da kann der unschwer als neuer BaZ-Chefredaktor erkennbare “Mark us Chrom” schon deutlich mehr brillieren. Er profitiert auch davon, dass er dem Original wie aus dem Gesicht geschnitten erscheint. Mit Höhen und Tiefen agiert ein FIFA-Boss namens „Jo-sis-Geblapper“ – auch bei ihm liegt es nicht am schauspielerischen Talent und schon gar nicht am herrlichen Walliser-Dialekt; er hat einfach zu wenig Pointen.
Dafür brillierten einige der „Neben-Lyyche“. So der Uni-Rektor, der als Running Gag in den Umbaupausen skurile Musiknummern ansagt und fragwürdige Personen zu Ehrendoctores ernennt. Und ein echter Brüller ist das Surbeck-Double zum Schluss mit den für das Original wirklich typischen „investigativen“ Fragen.
Aufgrund des Umzugs auf die Bühne des Grossen Festsaals wurden die Eintrittspreise erhöht, und man erhoffte sich eine Steigerung der Qualität durch die neuen Möglichkeiten. Diese Erwartungen haben sich teilweise erfüllt. Vor allem bei den Gesans- und Tanznummern applaudierte das Premierenpublikum zu recht frenetisch. Auch wurde die grössere Bühne gut bespielt, was dem Regisseur ein feines Zeugnis bei einer nicht leichten Aufgabe (fragen Sie die Drummeli-Regisseure) ausstellt. Das Texter-Team dagegen hatte nicht immer die allerbesten Ideen.
Fazit: Die Premiere im Muba-Saal nach über 100 Jahren ist zweifellos als geglückt zu bezeichnen, auch wenn nicht ales glänzte. Vieles also war neu, eines aber blieb gleich: Neben den „Stiggli“ wurde auch dieses Jahr wirklich konzertiert, und zwar mit zwei Stücken von Chopin und einem von John Field. Dazu sorgte eie Lälli-Clique für den fasnächtlichen Touch. Und noch etwas blieb beim Alten: Die traditionellen Pastetli werden weiterhin nach dem Motto verkauft:
“Ains fir drey Frangge, drey fir zäh Frange”.
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