Im Gegensatz zum «Vogel Gryff» war sie dieses Mal gekommen: Basels Baudirektorin nahm in der zweiten Reihe des Casino-Saals Platz und musste speziell nach der Pause feststellen, welche «erschütternde» Rolle sie – respektive ihre perfekt gestylte «Doppelgängerin» Bobsi Bauarbeite – auf der Bühne abgab. Immer wahnsinnigere Erdbeben löste dieser Irrwisch aus in der Hoffnung, die Steuerflüchtlinge im Baselbiet obdachlos zu bomben und in die Stadt zurückzuzwingen. Dies scheiterte zu guter Letzt an der nicht bezahlten IWB-Rechnung, und man erfuhr bei dieser Gelegenheit auch gleich, was «IWB» bedeutet: «Ich waiss, wenn’s beebt.» Eine gallige, bitterböse (Bobsis Passwort zum Beben: 1356!) und schlicht brilliante Nummer.
Dies war mit Abstand das beste «Stiggli» des Abends mit einer sensationell aufspielenden Hauptdarsteller«in». Vor der Pause waren die Wortbeiträge etwas durchzogen, da konnte nur der Prolog mithalten. Texter und Darsteller schafften hier den Spagat zwischen sehr hochstehenden Pointen (wegen des Schattenwurfs des neuen Stadt-Casinos wird der «Braune Mutz» zum «Schwarzen Bären») bis zum Schenkelklopfer, wenn sich das «Bischofs-Riebli» auf «Pornos mit Biebli» reimte.
Keine Ahnung, was im Pausentee (oder was Fagunzen da so trinken…) drin war, nach der Pause waren Darsteller und Texte der «Stiggli» auf alle Fälle um Klassen besser. Auch der vorher etwas sehr fade «Erich von Dämligen» und der mehr chargierende «Chueli Buur» steigerten sich enorm. Das Publikum genoss es, auch wenn ein Erdbeben-artiger Applaus nur beim passenden Thema zu registrieren war. Alien-Forscher und SVP-Parteipräsident waren aus lokaler Sicht eben ferner.
Näher am lokalen Geschehen und ebenfalls perfekt parodiert war die Dame, die auf «Telebasel» jeweils mit der Türe ins Haus fällt und den Zwangs-Besuchten in Kühl- und sonstige Schränke schaut. Dazu stellte sich eine «Mini-Lyyche» in einem Kurzeinsatz gleich selbst passend vor: «My Namme isch Grass – mit SS».
Das Conzärtli heisst nicht nur so, es wurde auch gespielt, für einmal etwas Leichteres. Christian Brunner intonierte am Piano Chopins Scherzo in g-moll mit viel Leidenschaft und erntete zu Recht tosenden Applaus. Originell präsentierten sich die «Rootsheere» mit einer Kombination aus Ravels «Bolero» und dem «Wettstaimarsch». Und nicht vergessen gehen sollten auch die drei neurotischen Pinguine, die den Abend mit ihren skurrilen Kurzauftritten immer wieder zusätzlich auflockerten.
Alles in allem ein sehr gelungener Jahrgang, der davon profitieren konnte, dass sich mit der «bebenden Bobsi» ein sehr dankbares Thema aufdrängte. Man muss es aber auch umsetzen können, und das ist den – es sei lobend betont – Amateur-Schauspielern vorzüglich gelungen.