Zofingerconzärtli 2005: Stelldichein der «Stiggli-Lyyche»

28. Januar 2005 | Von | Kategorie: Nachrichten

«Sali Lyyche!» wird der Basler Regierungsrat Ralph Lewin bei der Garderobe lautstark begrüsst. Lewin, wie auch seine «Mit-Lyyche» Martin Vosseler und Peter Blome fanden den Weg ins Stadtcasino an die Premiere des Zofingerconzärtli und warteten in der ersten Reihe gespannt darauf, wie sie im Stiggli der Zofinger «wegkommen». Bevor die drei aber ihre alter egos auf der Bühne bewundern können, marschieren in corpore die Fagunzen mit Verbindungsfahnen ein und singen traditionellerweise den «Conzärtlicantus».

Was isch im ledschde Johr bassiert?

Wo het isch naime-n-ain blamiert?

’s wird kritisiert, ’s wird parodiert,

’s wird uf dr Bihni ummegfiehrt.

Das isch Fagunzebruch.

Der Tarif ist also klar und Petrus erscheint persönlich auf der Bühne, um im Prolog (Un)sinniges vom vergangenen Jahr Revue passieren zu lassen und schulterzuckend zu bemerken, dass er in letzter Zeit halt mehr und mehr Leute von seiner Himmelspforte abweisen müsse, wenn der CV nicht stimme oder er die Engelsflügel grad nicht in der richtigen Grösse habe…

Die Vorbilder für die «Stiggli-Lyyche» erhalten noch eine Schonfrist, denn fest in den Programmablauf des Conzärtli gehört das kleine Klavier-Konzert nach dem Prolog. Auch dieses Jahr beeindruckt Christian Brunner mit seiner Darbietung aus Ludwig van Beethooven’s Sonate in c-moll op. 10 Nr.1.
Dann erscheint minu, «schickt» den Pianisten mit Blumen von der Bühne und wir sind mittendrin in der Welt der «Lyyche». Der ausgezeichnet dargestellte minu stiehlt den drei «Stiggli-Lyyche» fast die Show und bildet mit seiner Kochsendung, in die er die «Lyyche» einlädt, einen Rahmen um die Stiggli. «Tote Bäume im Hafenbecken oder Basel («Also ich!» so minu’s Definition…) kocht anders», heisst schliesslich auch das Stiggli des diesjährigen Zofinger-Conzärtli.

Der «Mitwelt»-Aktivist Gosseler muss lernen, dass seine Aktionen und naturverherrlichenden Sprüche bei den Bäumen, die er retten will, gar nicht ankommen. Sogar sein Pandabär (eine der immer wieder auftauchenden, herrlich absurden Gestalten im Conzärtli) ergreift irgendwann die Flucht.
Prof. Dr. Tuth von Bohne hat an der «Schweizer-Schengen-Aussentest-Grenze» damit zu kämpfen, dass «sein» Tutenchamum als illegaler Einwanderer angesehen wird. Was den aufgeblasenen Museumsdirektor aber nicht weiter von seiner Mission abhalten kann, denn wer so wichtig ist wie er, müsse der Stadt schliesslich etwas zurückgeben…

Vor dem rot-grünen Hintergrund mit der Stadt-Silhouette, in die sich eine grosse Pyramide geschlichen hat, sorgt Hafe Begge Lenin für grosse Lacher im Saal, weil seine Sprechweise nicht einmal mehr als Lispeln bezeichnet werden kann, sondern weit darüber hinausgeht… Sehr gelungen, wenn Lenin treuherzig-naiv den Combinos nachtrauert, die doch sooo schön ausgesehen hätten und wenn Hafe Begge Lenin versucht, für den über seine Wahl ganz aufgeregten Kollegen Guy Morin ein passendes «Departementli» zu finden.

Neben den drei Hauptpersonen kommt übrigens in einem weiteren Stiggli auch Dieter Behring an die Kasse, der im Gefängnis versucht, Saddam Hussein seine Anlagestrategie verständlich zu machen. Und die Liberalen werden zur «Labil Demokratischen Partei», die sich im Hauptquartier Ländliheim überlegen, wie sie ihre Achse gegen das Böse (sprich all die anderen Parteien..) organisieren sollten.

Noch nicht ganz fasnachtsreif ist die «Lälli-Clique 1902» mit ihrem «z Basel», Trommler und Pfeifer sind sich in Bezug auf das Tempo nicht einig… Im zweiten Marsch «Saggodo» zeigt die Stammclique dann aber eine deutliche Steigerung.
Die Holperer und Stolperer, welche den jungen Schauspielern unterlaufen, gehören eben zum Conzärtli und machen die Studenten-Veranstaltung auch sympathisch. Schade dagegen, dass bei den Liedern oft die Texte unverständlich waren, dadurch ging wohl manche Pointe verloren.

Zum stimmigen Finale des Zofingerconzärtli versammeln sich «wie allewyl» alle Fagunzen auf der Bühne und singen ihr Verbindungslied «nous l’avons». Der Vorhang fällt und die drei Herren, welche als Vorbilder für die «dramatis personae» herhalten mussten, machen sich mit sichtlichen Vergnügen auf zum Ausgang, um ihre Doppelgänger zu treffen und ihnen zu ihrer Darbietung zu gratulieren. «Wird sind gut getroffen», so das einhellige Fazit der Herren Vosseler, Lewin und Blome.