Dieses Jahr haben sich die Fagunzen mit der Wahl Ihrer «Lyyche» offenbar schwergetan, zumindest wenn man dem putzenden Abwart Glauben schenken kann, der zu Beginn des Zofingerconzärtli die Bühne betritt. Der will nämlich das Publikum glatt wieder nach Hause schicken, weil sich dieses Jahr doch so gar niemand als «Stiggli-Lyyche» eignen wolle, wie der Abwart in seinem sehr gelungenen Prolog kundtut.
Auf alle Fälle ist es nicht Werni Edelmann, der im Programm des Conzärtli «zitiert» wird: «Was immer am Conzärtli über mich gesagt wird, es stimmt nicht: In Wirklichkeit bin ich intelligent, gutaussehend und wichtig – und mein grösster Traum ist es auch nicht, endlich einmal Lyyche zu sein.» Auch der «lange Goalie» vom FCB scheint für eine «Lyyche» keine gute Wahl zu sein, obwohl sich der Abwart fragt, «ob dä wirglig läbt, so wie dä an dr Linie gläbt?»
Sehr zur Erleichterung aller Anwesenden sind die Studenten der Zofingia dann doch noch fündig geworden. Und wie: Die dramatis personae, sprich die Stiggli-Lyyche «Dosé N.Öffner», «Amélie Fett» und «Beta Blocher», ergeben genug Stoff für ein Feuerwerk an Pointen.
Die neue Basler Ständerätin Anita Fetz wird bei den Fagunzen zum Mannsweib mit Schweissflecken auf dem T-Shirt, denn auch eine Frau müsse sich schliesslich hocharbeiten, verkündet die Politikerin. Nicht nur die im Saal anwesende Anita Fetz hielt sich die Seiten vor Lachen, als der Darsteller der «Amélie Fett» bei der musikalischen Einlage auch tänzerisch alles gab. «Amélie Fett» preist in ihrem Lied die Frauen-Power – frei nach dem Motto: «Seid ihr bereit für ein bisschen Weiblichkeit?» Nena lässt grüssen…
Als Gegenpart zu «Amélie Fett» tritt übrigens noch eine Baslerin namens Angelika Zalunardo auf. «Zanolari natürlich», wie sich die Politikerin schnell verbessert. Sie verwechsle da halt manchmal etwas, die Ähnlichkeit sei zu gross… Und auch ein paar Spitzen-Tambouren schauen noch auf der Bühne im Stadtcasino vorbei. Doch alles sei hier nicht verraten: das ist schliesslich «top secret».
Dass der Herr von der Swiss, «Dosé N.Öffner» (André Dosé), sich mit seiner jetzigen Stellung einen langgehegten Traum erfüllt hat, erfahren die Zuschauer in einem Interview, das ein Radio-Reporter mit «Dosé N.Öffner» führt: Er habe nämlich schon immer mal Chef einer Non-Profit Organisation sein wollen. Zwischen einzelnen Stiggli gibt «Dosé N. Öffner» – sozusagen als Running Gag – mit dem Lied «Zehn kleine Swiss-Flugzeuge» zum Besten, mit welchen Tücken eine angeschlagene Airline alles zu kämpfen hat. Und etwas später «beruhigt» er auch gleich das Publikum: «Wir werden keine Strecken streichen – sondern auf der Strecke bleiben!»
Die schauspielerische Leistung des «Dosé N. Öffner»-Darsteller fällt jedoch im Vergleich zu der Darbietung der anderen zwei «Haupt-Fagunzen» an diesem Abend etwas ab. Und nicht nur bei seinen Auftritten fällt die Schlusspointe meist etwas schwach aus, dafür gibts umso saftigere im Verlauf der einzelnen Stiggli.
Passend zum Swiss-Thema wird in Mini-Sketches zwischendurch erklärt, wie man aus dem Fluglärm doch noch Kapital schlagen kann: «Geht ihnen das Gemecker oder Sex-Gestöhne ihrer Nachbarn auf den Wecker? – Dann kaufen sie sich ein Haus an der Goldküste.»
Die beste der drei «Stiggli-Lyyche» ist «Beta Blocher», nicht nur in Sprechweise, sondern auch in Gestik und Mimik ein getreues Abbild des Originals. «Beta Blocher» findet sich zu seiner Überraschung plötzlich in Basel wieder, wo er doch die Stadt bisher gemieden habe. Er wundert sich, dass seine sechs persönlichen Berater ihn hier nicht besser informiert haben, obwohl er zugeben muss, dass einer der Berater – Moritz nämlich – gelegentlich etwas «trötzelt»… Später versucht «Beta Blocher» verzweifelt eine Albisgüetli-Rede zu schreiben, was allerdings ein auswegloses Unterfangen bleibt, weil er dauernd gestört wird. Bei zahlreichen Telefonaten wird klar, dass sich der Zürcher noch nicht ganz an seine neue Aufgabe gewöhnt hat. Zum Beispiel am Draht mit Joseph: «Was, Sitzung!? Ich habe ja schon alles beschlossen…»
Natürlich darf auch das traditionelle Klavierkonzert zu Beginn der Aufführung nicht fehlen. Christian Brunner bringt mit einer ausdrucksstarken Darbietung von Mozart- und Chopin- Werken das Publikum in die richtige Conzärtli-Stimmung. Dass der Pianist die Blumen schon in der Mitte seines Vortrags bekommen sollte, lag bestimmt nicht an seinem Spiel, sondern wohl eher am Premieren-Eifer. Ebenfalls wie allewyl sorgt nach der Pause eine Clique, diesmal die Alte Glaibasler, mit den Märschen «z Basel» und «San Carlo» für fasnächtliche Stimmung im Saal des Stadtcasinos.
Ein schönes Ende des Conzärtli 2004 ist der Auftritt aller Fagunzen, die sich mit ihrer Version von «You’re the one that I want» aus dem Musical «Grease» vom Publikum verabschieden. Wer nun Lust auf diesen sehr vergnüglichen Abend bekommen hat, muss sich bis nächstes Jahr gedulden: Die Vorstellungen von Freitag und Samstag sind bereits ausverkauft.