Wer beim Rämpläm im Tabourettli eine Vorfasnachtsveranstaltung mit Piccolo, Trommel, Schnitzelbängg und Rähme erwartet, der geht in der Pause heim. Wer aber mit Satire und vor allem guter Musik an die Fasnacht geführt werden will, der bleibt!
Die bereits zum dritten Mal wiedergeborene Vorfasnachts-Show Rämpläm (Regie: Roland Suter) bleibt sich treu. Auf der Tabourettli-Bühne, die grossartig bühnenbildnerisch gestaltet ist, wird gesungen, gerappt, gemixt, gejazzt, gesteppt, erzählt und getanzt. Es ist müssig, die Nummern zu beschreiben. Sie sind – bis auf das etwas fade und holperige Kasperlitheater – durchwegs grossartig. Das hat zu tun mit den Leuten, die hier auf der Bühne stehen. Da ist zuerst der Produzent und Macher Martin Bämmi Bammerlin. Er hockt sich hinters Schlagzeug und hat eine Bühnenpräsenz wie der Vogel Gryff am Möhli. Dann seine Kollegen Sebi und Florian, die mit ihren Instrumenten einen mal rockigen, mal zarten aber immer perfekten Sound auf die Bühne bringen, die wahrscheinlich dem Magier Magré im Kaisersaal obendran die Zauberkarten durcheinander bringt. Florens, der Beatboxer, zeigt neben seinem soliden Bass-Spiel auch, was er am Mischpult drauf hat. Und die beiden Damen Colette und Bettina liefern in ihren Genres hohe Kunst ab. Dabei hüpft Colette auf der Bühne rum wie eine 20igjährige. Eine Othella «Alsace»!
Zum Programm: Mit obiger Truppe erlebt man einen Fasnachtsmarsch, gespielt auf Zahnseide. Oder eine Ode an den Tambourmajor mit Jazz und Raegge und weiteren Musikstilrichtungen. Dann ein Chanson (mit fasnächtlichem Text, logisch!) von Colette Greder – grossartig. Leider kommt man gar nicht zum Applaudieren, denn jetzt setzt sich Bettina, die Opernsängerin an das Klavier und singt die Ballade der Loreley. Fantastisch. Gleich steht sie auf und singt noch das hohe C! Erst dann merkt man, dass die Ballade, mit Hilfe einer Diashow, die Migranten- und Abfallproblematik der Meere streift…
Was der Star-Schnitzelbänggler «Singvogel» auf der Bühne zu suchen hat – spoilern wir hier nicht. Aber der Gag war schräg und perfekt.
Nach der Pause wird munter weiter geflachst. Ein Riebli wird zuerst gebohrt, dann geschält und – dann Musik damit gemacht. Es folgt der Höhepunkt: Die ewig junge Colette Greder zieht ein Käppi an und räppt! Und zwar nach einem auf der Bühne vorgängig live produzierten Beat von Florens, der mittels seiner Loopmaschine mehrere Tonspuren besingt, bepfeifft, mit Beatboxen und Schlag unterlegt und dann Colette und ihren Fasnachtsräpp damit begleitet. Der Saal stampft, pfeifft und kocht und Magré musste sicherlich seine Vorstellung kurz unterbrechen…
Den Textteil «Kasperlitheater», wirft dann – etwas überraschend in diesem Programm – doch noch einen Blick auf die einfache und in diesem Kontext langweilige Politlandschaft im Kanton. Das Stück wird nach der Première bestimmt etwas schneller und besser wenn die Texte und die Einsätze stimmen. Die Pointen sind allerdings weniger pfiffig als die begleitende Musik.
Im letzten Drittel wird noch ein Ukulele/Gesangs-Solo von Florian gegeben («Über den Wolken» mit einem Fasnachtstext). Die Performance ist grosses Kino. Florian als Solist und die andern im Background-Sound.
Bevor auch Bämmi noch sein Solo bekommt («I nimme no e Campari Soda» von Taxi wird zu «I nimme no e gschprützte Wysse!») singen Colette Greder und Bettina Gfeller noch einmal um die Wette: Colette covert Paolo Conte (hoffentlich wurden die Rechte abgeklärt: Conte ist Anwalt!) und Bettina singt eine Oper. Begleitet von der ganzen Band: spritzig, schnell, wunderschön und jammig! Grosse Klasse! Bämmi guckt hinter seinem Schlagzeug hervor, als würde er gleich verschmelzen. Man sieht es ihm an: Er liebt diese Nummer, er liebt diese Musik und er liebt das Rämpläm-Theater vom Anfang bis zum Ende. Das ist verständlich!
Jetzt haben wir trotzdem einige Nummern beschrieben. Aber Sie haben es vielleicht gemerkt: Das Rämpläm ist eigentlich unbeschreiblich. Man muss einfach hingehen. Unbedingt!
Weitere Informationen über «Rämpläm» unter www.raemplaem.ch. Resttickets beim Theater Fauteuil. Das Stück läuft vom 6. – 22. Februar. An einigen Abenden hat es noch Restkarten. Erhältlich bei: www.fauteuil.ch.