s Läggerli 2020; Fasnacht… jezz erscht rächt!

1. Februar 2020 | Von | Bilder: Beat Schwald | Kategorie: Nachrichten, Top-Thema

Das zweite Läggerli feierte grosse Première im Theater Scala und das Publikum war begeistert. Ein veritabler Fasnachtsalbtraum  wird zum kreativen Morgestraich, ganz unter dem Motto „Drey Dääg anderscht“.

Ein Albtraum für jeden aktiven Fasnächtler ist es, wenn äussere Umstände es verhindern, dass man nicht an der Basler Fasnacht teilnehmen kann. Genau das widerfährt der Familie Keller, welche die vermeintlich grossartige Idee haben unmittelbar vor den „drey scheenschte Dääg“ in die Bündner Berge zu reisen und dort prompt vom Schnee überrascht werden. Eine zeitnahe Rückreise nach Basel ist ausgeschlossen und so basteln sie sich ihren eigenen Morgestraich in der verschneiten Bergwelt in Chabruuns.

Nebst den drei Hauptprotakonisten Patrick „Almi“ Allmandinger, Priska Caccivio und Rolf Boss, vervollständigen Wolfgang von Dechend am Piano und Reto Schäublin am Piccolo, Saxophone und diversen anderen Instrumente das Ensemble. Zudem sind einige Statisten auf der Bühne und eine vierköpfige Piccologruppe „s Läggerli“ sorgt für die Fasnachtsmusik. Eben diese Piccologruppe eröffnet den Abend mit einem zauberhaften „Ohrewürmli“.

Alsdann geht der Albtraum los im ehelichen Bett, hoch in den Bündner Bergen. Schweissgebadet und Atemlos beschweren sich das Ehepaar Gritli und Fredy Keller über ihren in jedem Jahr wiederkehrenden Traum, dass sie den Morgestraich verpassen könnten und auch Babbe Keller setzt schlafwandelnd in dieses Szenario ein, nur in diesem Jahr wird dies Realität. Sie sind im Hotel eingeschneit und ein Entkommen ist chancenlos. Eine Familie Keller lässt sich davon jedoch nicht unterkriegen: „e Fasnacht ooni d Kellers, isch wie e Dalmatiner ooni Punggt“. Also kreieren sie sich ihre eigene Fasnacht, jedes Familienmitglied auf seine Weise.

Fredy versucht hierbei dem einheimischen Hoteldirektor den Schnitzelbangg näher zu bringen oder einem russischen Security-Mann die Fasnacht oder ein Basel-Tattoo zu erklären. Natürlich kann eine bildliche Darstellung da von Vorteil sein und so parodiert Almi in seiner unnachahmlichen Weise eine ganze Dudelsackvormation und das Top Secret Drum Korps.

Gritli indess bastelt an einem Zwitterfahrzeug, welches gleich drei Elemente vereinen soll. Einen Waage, eine Chaise und eine Latärne und Babbe Keller baut sich seinen eigenen Requisitenrollatorwagen. Alles aus Gegenständen, welche in einer Hotellobby so zur Verfügung stehen. Unterbrochen werden diese Fasnachtsvorbereitunsbemühungen durch Sequenzen aus dem städtischen Alltag. So hängen Politiker an Fäden und symbolisieren ihre Manipulationsunresistenz oder „z Basel dien sy Gräbe graabe“. Was Megge Buser seelig vor über 40 Jahre auf die Bühne gebracht hat, hat nichts an Aktualität verloren.  Ein Augenschmaus auch das Intermezzo mit Priska Caccivio als Bodybeautylifestyle Vortänzerin, wobei auch Rolf Boss hierbei eine gute Figur macht.

Der grossartige Sujetvorschlag von Babbe Keller hat sich in seiner Clique durchgesetzt, aber davon hat er ja nun nichts. Sein Vorschlag war HD Soldat Läppli und er wünscht ihn sich so sehr…. also kam er nach Chabruuns resp. ins Läggerli. Patrick Allmandinger hat sich die Figur dermassen verinnerlicht und einverlebt, dass es wieder Zeit wurde diese auf die grosse Bühne zu bringen. In Gestik, Mimik und Sprache dem Original dermassen ähnlich, hat er das Publikum sofort in seinen Bann gezogen und erhält dafür tosenden Applaus.

Wieder zurück in der Bergwelt wo sich auch einige tierische Bewohner tummeln und zwei davon stellen sich gleich nach der Pause vor. Es handelt sich um die Murmeli Greta und Donald, welche sich über die nicht ganz gleiche Ansicht wegen des Klimawandels streiten. Weitere Bergbewohner sind die Einheimischen, die mit lautem Treichelgetöse die Bühne stürmen. Sie werden sogleich in ein Fasnachtliches Medley mit Piccolo und Tambour mit eingebunden, wobei die 5 Treicheln etwas zu dominant sind und die Fasnachtsmusik gar zu übertönen wissen.

Es geht sowieso wiederum sehr musikalisch zu im Läggerli 2020. Die Piccologruppe weis hier sehr zu gefallen auch die beiden Vollblutmusiker Wolfgang von Dechend und Reto Schäublin, überbrücken die Wartezeit während des doch ab und an etwas langen Garderobenwechsels süffisant und unterstützen die Darsteller musikalisch bei ihren Liedern. Das von Priska Caccivio vorgetragene „z mitts in Fasnachtshimmel“ , das aus der Feder von Arth Paul für Collet Greder vor 45 Jahren geschriebene Stück sei hier hervorgehoben. Aus der gleichen Feder stammt auch „do sitz y wiider“, das von Almi gesungen wird. Besonders gelungen ist die „Retraite“, die von allen Beteiligten auf dem Waschbrett, Flaschenspiel, Töpfen oder gar mit den Skiern vorgetragen wird. Selbst eine Gugge findet sich im verschneiten Bergdorf ein und spielt so, wie man das noch vor Jahrzehnten zelebriert hat.

Am Anfang des Programms singen die drei Darsteller, ihr wunderbares „Morgestraichlied“ und Morgestraich wird es dann schlussendlich auch noch in der Hotellobby. Kostüme sind gefunden, die Laterne brennt, die Milchkannentrommel umgebunden, die Piccolos gestimmt und das Kopflämbli angezündet, so findet der Albtraum in den Bünder Bergen doch noch sein gutes Ende, ganz unter dem Motto: „kai Fasnacht ooni d Kellers“ oder eben „Fasnacht, jezz erscht rächt!“.

s Läggerli 2020

Patrick „Almi“ Allandinger mit seinem Team hat es wieder geschafft ein unterhaltsames, lustiges, musikalisches und kurzweiliges Läggerli auf die Beine zu stellen, das mit viel Ideenreichtum und Kreativität bestückt ist. Die Texter Sabine Rasser (Regie), Aernschd Born und Martin Schwitter haben gute Arbeit geleistet und dürfen genauso stolz sein wie die musikalischen Leiter. Das Premièrenpublikum zeigte sich begeistert und bedankte sich mit einer stehenden Ovation.

Tickets

S’Läggerli: 31. 1. – 22. 2. 2020, 20.00 Uhr, sonntags 18.00 Uhr. Scala, Freie Strasse 89, Basel. Eintrittspreise zw. Fr. 55.- und Fr. 65.-. Neu und nur bei Bider & Tanner Familientickets für die Sonntage (2 Erw. und 2 Kinder) zu Fr. 180.-.