Die Lälli-Zunft steht seit 40 Jahren auf der «Spilmann-Terrasse» und trotzt der Hinterseite des talfahrenden «Wilde Maa». Fasnacht.ch wurde anlässlich des Jubiläums eingeladen und – hat mitgewunken!
Aufgeboten wurde der Schreibende mit einem veritablen Marschbefehl, welcher über Ort, Tenu, Verpflegung und Sold Auskunft gibt. Auch über die «Entlassungs-Zeit». Und damit war klar: Ab 13.30 ist Schluss für die Gäste und die Lälli-Zunft verbringt den Rest des Tages unter sich.
Einrücken war am Lällizunfttag (oder auch Vogel Gryff-Daag) um 08.45 vor der Schlüsselzunft. Und da standen schon 5 Tambouren aus dem Fundus der CCB, der Agfrässene und der BMG. Der Fähnrich der Lälli-Zunft wickelt seine Flagge aus. Er wird im Jubiläumsjahr von der Standartentruppe der BMG eskortiert (davon trug einer die Glaibasler-Fahne – es wird nicht der einzige Seitenhieb auf das Kleinbasler Fest bleiben).
Um 9 Uhr wird’s laut in der sonst noch toten Freien Strasse. Von ganz oben kommt – das ist ein erster frecher Höhepunkt – der alte Mannschaftswagen der Polizei, welcher sofort nach dem Einsatz im Grossbasel über die Brücke knattern und den Wild-Maa mit seinen Mannen zum Wild Maa-Horst fahren wird…! Jetzt aber bringt den Zunftmeister der Lällizunft zum Treffpunkt. Stolz begrüsst dieser seine Zünfter (es sind total 18) und dann geht’s in den Schlüssel – zum Lääberliässe.
Nach diesem ersten kulinarischen Höhepunkt zieht der kleine Cortège hinunter zum ehemaligen Café Spielmann, wo der Chef des Club de Bâle auf die Gruppe wartet. Nach dem Einkauf der obligaten Zigarre geht’s auf die Terrasse, wo man bei ebendieser Zigarre, Bier, Wein, Sunnereedli und guten Gesprächen auf das Floss der 3E wartet, welches sich langsam mit den Böllerschüssen ankündet. Und dann, der grosse Moment, als das Floss, kurz vor der Mittleren Brücke auf gleicher Höhe mit der Lällizunft ist. Die Mitglieder ziehen ihren Hut und «trotzen» – das heisst, sie erweisen dem Wilden Mann und seinem Rücken eine sogenannte «Trotzreferenz!»
Eine weitere Stunde Geplauder und einen letzten Blick auf das Spiel der 3E – man kontrolliert, ob die Tiere ja nicht auf die Grossbasler Seite marschieren – und schon geht’s weiter mit Tabmourenklängen in die Haseburg, so man sich um den Ofen drapiert und ein letztes Glas mit den Gästen trinkt. Dann verabschiedet sich die Lälli-Zunft in ein gutes (Grossbasler-)Restaurant zu einem mindestens 4stündigen, ausgedehnten Mahl. Danach – so wird übermittelt – können die Abende lang werden…
Woher stammt diese Trotz-Vogel-Gryff-Geschichte? Zunftmeister Erwin erzählt: Da sassen vor 40 Jahren an einem Vogel-Gryff-Tag – drei Freunde zusammen beim Knobeln im Charon und fragten sich, wo es in den abendlichen Stunden noch hingehen solle. Man war sich schnell klar: «Numme nit ins Glaibasel!». Bald darauf gründeten die drei in der Walliser Kanne die «Lälli-Zunft» und beschlossen, den Vogel-Gryff-Daag immer im Grossbasel mit gutem Essen und freundschaftlichen Gesprächen zu feiern. Als Höhepunkt sah man vor, dass man die Talfahrt auf der Terrasse des damaligen Café Spielmanns verfolgte und bald waren die Hüte und die Trotzreferenz eingeführt. Dies wird nun schon seit 40 Jahren so gemacht. Bald nahm man weitere Dyssi in die Zunft auf. «Sie mien aifach glatti Sieche sy» erzählt Erwin. Peter – ein ebenfalls langjähriger Zunftbruder – wurde aufgenommen, als er sich spontan bereit erklärte, mitten in einer vollbesetzten Beiz die Hosen eines Lälli-Zünfters anzuziehen. Danach war er aufgenommen…. Gefeiert wird alleine – oder mit Gästen. Da waren auch schon die Lälli-Zünfter aus Stans zu Gast oder Regierungsrat Wessels.
Eine Beziehung zu den 3 E gibt es offizell keine. Im Gegenteil: Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass der Fotoband über die 3 E unter den Gesellschaftsbrüdern im Glaibasel keinen Absatz fand, weil eine Doppelseite der Lälli-Zunft gewidmet war… Immerhin, dem historischen Fahrzeug der Polizei ist es egal, wer mitfährt…